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Ausgetrockneter Kurier?

Mit Roberto Magurano und Pierluigi Perobelli hat der Corriere dell´ Alto Adige jetzt zwei weitere Journalisten der ersten Stunde verloren. Die Lage wird immer ernster.
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Foto: rcs
Die Stimmung in der Dantestraße in Bozen ist seit langem nicht mehr die beste.
Spätestens mit dem Abgang von Direktor Enrico Franco im Mai war klar, dass die neuen Corriere-Besitzer um Urbano Cairo der Südtiroler Lokalbeilage des Corriere della Sera keine allzu große Bedeutung zumessen. Enrico Franco, der jahrelang den Corriere-Lokalausgaben in Südtirol, Trentino und Bologna vorstand, wollte den Personal- und Ressourcenabbau der Corriere-Geschäftsführung nicht mittragen. Damals wurde der Plan vorgestellt die Lokalredaktionen auszutrocknen. In Padua sollte eine Art Überredaktion entstehen, die ein Dutzend Lokalausgaben mit Kultur und Sport versorgt. In Bozen sollten nur mehr eine Handvoll Redakteure einige Seiten mit Lokalnachrichten füllen.
In den vergangenen Monaten hat man genau diesen Plan umgesetzt. Wie weit der Personalabbau in der Bozner Redaktion geht, wird jetzt deutlich. 
Denn diese Woche habe zwei weitere Journalisten die Redaktion in der Dantestraße verlassen: Pierluigi Perobelli und Roberto Magurano.
Es handelt sich um zwei Urgesteine. Perobelli und Magurano waren bereits tragende Säulen in der Redaktion des „Il mattino“ und dann 15 Jahre lang leitende Redakteure des Corriere dell´Alto Adige. Der Veroneser Journalist Pierluigi Perobelli leitet jahrelang die Kulturabteilung. Der Bozner Roberto Magurano war über ein Jahrzehnt lang Chefredakteur in der Dantestraße.
Seit Freitag arbeiten beide nicht mehr in Bozen. Magurano ist ab sofort für die Corriere-Ausgabe in Verona tätig und Perobelli ist Teil der Superredaktion in Padua. „Die Stellen werden auch nicht mehr nachbesetzt“, heißt es aus der Corriere-Redaktion. In der Bozner Dantestraße bleiben damit nur mehr vier Redakteure und Redakteurinnen übrig. Sie werden mit einigen freien Mitarbeitern täglich vier Seiten Chronik und Lokalpolitik machen. Der Rest wird zugeliefert: Wirtschaft, Sport und Kultur.
Aber auch anderweitig wird der Bozner Corriere in die Zange genommen. Mit dem Kauf der Trentiner Tageszeitung „L´Adige“ hat die „Athesia AG“ auch die regionale Werbeagentur „Media alpi publicita srl´“ übernommen. Es ist die Agentur, die seit Jahrzehnten die Werbung für den lokalen Corriere akquiriert. Damit befindet man sich in der absurden Situation, dass der schärfste Konkurrent (Alto Adige, L´Adige) die Werbung und damit die wichtigste Finanzierungsquelle des Corriere in der Hand hält.
Die Austrocknung des Bozner Corriere dürfte deshalb kein Zufall sein. Dazu passt auch, dass es nach Informationen von salto.bz demnächst ein Treffen zwischen Corriere-Besitzer Urbano Cairo und Athesia-Boss Michl Ebner geben soll.

Die Bereinigung des regionalen Zeitungsmarktes hat längst begonnen