Wirtschaft | Schule

Attraktiver Beruf, unattraktives Gehalt

Der Ex-Fachlehrer und Landtagsabgeordnete der Fraktion „Perspektiven Für Südtirol“ Peter Faistnauer über den Lehrermangel in Südtirol: Es muss etwas geändert werden!
Faistnauer, Peter
Foto: KARLHEINZ SOLLBAUER

Salto.bz: Herr Faistnauer, wie kommt es, dass vor allem in den Berufsschulen ein großer Mangel an Lehrern besteht?

Peter Faistnauer: Da ich selbst Lehrer an einer Fachschule für Landwirtschaft war, habe ich die Entwicklung selbst verfolgt: Eine große Schwierigkeit besteht darin, die Stellen der Fachfächer zu besetzten. Dazu gehören Berufe wie Köche, Maurer, Tischler, Elektriker und andere mehr. Grund dafür sind sicher die höheren Gehälter in der Privatwirtschaft; die Arbeitnehmer werden von den privaten Betrieben besser bezahlt als von der Schulbehörde.

Wie sieht es mit der Vergabe von Stellen in der deutschen Schuldirektion aus?

Die Entwicklung der Stellenvergabe ist bedenklich; 2015 wurden 60 Prozent der befristet angebotenen Stellen bei der regulären Stellenwahl vergeben, hingegen 2020, 2021, sind es nicht einmal knappe 50 Prozent. Im Extremfall kann es sicherlich dazu kommen, dass man einige Lücken nicht mehr füllen kann, weil man kein passendes Lehrpersonal mehr findet.

Durch „Not-Angestellte“, also fachfremdes Personal, werden die Lücken der fehlenden Lehrer gefüllt. Welche Auswirkungen hat dies für den Unterricht?

Man kann sagen, dass es eklatante Auswirkungen auf die fachlichen Kompetenzen der SchülerInnen haben kann. Die sozialen, methodisch didaktischen Kompetenzen, die ein Lehrer mitbringen muss, fehlen am Beginn großteils. Natürlich kommt es auch darauf an, ob ein Lehrer für die Inhalte brennt oder nicht. Wenn den Lehrern die methodische und didaktische Herangehensweise fehlt, bedeutet dies klarerweise für die SchülerInnen einen Nachteil, aber auch für den Lehrer selbst, der seine Unterrichtstunden möglichst interessant „rüberbringen“ muss. Wenn sogenannte Not-Lehrer, beispielsweise in Fachbereichen wie Elektrotechnik, Kochlehre oder Maurer, eingestellt werden, so ist dies teilweise unverantwortlich. Weiters muss der adäquate Umgang mit den Schülerinnen garantiert werden.

 

Sie waren selbst Lehrer, sind Sie der Meinung, dass es ein schöner Beruf ist?

Lehrer sein ist einer der schönsten Berufe, den es gibt. Ich habe gebrannt für die Inhalte sowie für das Unterrichten selbst. Deshalb liegt es umso mehr in der Verantwortung der Landesregierung und der zuständigen Landesräte dafür zu sorgen, den SchülerInnen ausgebildete LehrerInnen zu bieten. Leider ist der Beruf hier in Südtirol eklatant unterbezahlt, im Vergleich zu Österreich und Deutschland ist dort das Lohnniveau wesentlich höher. Wenn die Landeregierung dies nun mit dem Ermöglichen von mehr „Zuverdienst“ in einer anderen privaten Tätigkeit kompensieren möchte, so wirft dies eine schiefe Optik auf den Lehrerberuf. Weiters haben wir wenige männliche Lehrpersonen an den Schulen, dies finde ich schade. Denn besonders für Buben ist es entwicklungspsychologisch von Bedeutung, wenn sie nicht nur von Lehrerinnen unterrichtet werden, sondern auch von Lehrern.