Gesellschaft | Soziale Medien

Im Dutzend kritischer?

Die Diskussion Pro und Contra Flughafen findet aktuell vor allem an einem Ort statt: auf Facebook. Ein Überblick.

Diese Woche hat die erste der vier Social Media Weeks 2016 begonnen. Vom 22. bis 26. Februar finden weltweit Konferenzen und Tagungen statt, auf denen sich führende Experten in dem Gebiet über die letzten technologischen Neuheiten und ihre Auswirkungen auf Geschäftswelt, die Gesellschaft und Kultur austauschen. Ob sich Andreas Pöder des Anlasses bewusst war, als er den Termin für seine heutige Pressekonferenz anberaumte, ist nicht bekannt. Am Montag Vormittag präsentierte der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion seine Social-Media-Kampagne zum “airFlop Bozen”. Damit läutete er “die erste Phase der Anti-Flugplatz-Initiative der Bürgerunion” ein, Facebook-Seite, Twitter und Internetseite inklusive.


Dreierlei Seiten

Ein günstiger Moment, sich einen Überblick über die zum Teil bereits seit Jahren laufenden Social-Media-Schlacht um den Flughafen zu verschaffen. Auf Facebook existieren aktuell (22. Februar) ein Dutzend Seiten und Gruppen, die sich dem Thema Flughafen gewidmet haben. Zwei davon wollen sich laut eigener Aussage keinem der beiden Lager – Für oder Wider – zuordnen. “Apropos… Flughafen Bozen” hat 78 Mitglieder und beschreibt sich als “Plattform für alle, die mehr dazu erfahren wollen” und lädt die Facebook-Community ein, sich “fair und vor allem wahrheitsgetreu” an der Diskussion zu beteiligen. Die Lust darauf scheint den Usern aber vergangen zu sein. Seit dem 23. September 2013 steht die Seite still. Reger geht es auf “Referendum Aeroporto Bolzano” zu. 61 Mitglieder hat die Gruppe, die es seit Juni 2015 gibt und deren Betreiber sie als “Hilfsmittel, um die Auseinandersetzung mit dem Thema ‘Flughafen’ in Bozen und des dazugehörigen Referendums zu erleichtern” bezeichnen.

Flughafen: Logos auf Facebook

Von den restlichen zehn Flughafen-Seiten und -Gruppen auf Facebook sind sieben dem Pro-Lager zuzuordnen. Mit 1.895 Likes vereint die Seite “Für den Flughafen Bozen Dolomiten / Per l’aeroporto Bolzano dolomiti” am meisten User auf sich. “Für alle, die den Regionalflughafen Bozen Dolomiten ABD unterstützen”, heißt es kurz und knapp in der Beschreibung. “Ja zum Flughafen Bozen” sagen immerhin 1.663 Facebook-User. So viele Daumen nach oben hat zumindest die gleichnamige Seite bislang geschafft. Das Statement der Macher: “Ja zum Ausbau, Ja zur touristischen Zukunft unseres Landes, Ja zum Weitblick ...und NEIN zum kleinkarierten Denken!” “Favorevoli allo sviluppo e ampliamento dell’aeroporto di Bolzano” sind hingegen die Fans des “Comitato Ampliamento Aeroporto Bolzano” (1.260 “Gefällt mir”). Die Gründer betreiben nebenher auch eine Internetseite. Ursprünglich als Informations- und Diskussions-Plattform präsentiert, findet sich von zweiterer keine Spur. Meinungen ausgetauscht werden nur auf Facebook. Ein “Informations- und Diskussionsportal” will auch “FlyBolzano - Aeroporto Bolzano Dolomiti” (537 Likes) sein. Auf den ersten Blick scheinen sich die Betreiber nicht positioniert zu haben. Ein Klick auf den Link zur dazugehörigen Webseite verrät aber, dass es sich um eine Initiative handelt, die sich zum Ziel gesetzt hat, “di farsi portavoce di tutti quei cittadini e di quelle aziende che supportono e chiedono un rilancio dell'aeroporto Dolomiti di Bolzano, un aeroporto all'altezza delle sue potenzialità oggi sottovalutate”. Mit Flybolzano verlinkt ist auch die Facebook-Gruppe “Aeroporto di Bolzano Dolomiti”. 230 Mitglieder scharen sich um eine “Gruppe von Bürgern, die glauben und hoffen, dass der Flughafen Bozen in Kürze mehr Verbindungen haben wird”. Mehr Mobilität bedeute höhere Lebensqualität und Aufschwung für Wirtschaft und Tourismus. Bleiben noch die Seite “Pro Flughafen Bozen” (193 “Gefällt mir”) mit dem Slogan “Südtirol braucht einen funktionierenden Flughafen” und die Gruppe “Per-für den Flughafen Bozen - Aeroporto Bolzano” (394 Mitglieder).

Auf weniger als halb so viele Facebook-Auftritte kommen die Flughafen-Gegner. Doch die Diskussionen stehen jenen im ‘anderen’ Lager um nichts nach. “Nein zum Flughafen” sagt Andreas Pöder mit seiner Seite, die bislang 1.750 “Gefällt mir” aufweist. Neben der Facebook-Seite speist Pöder eine Webseite und einen Twitter-Account. Einen anderen Weg haben sich die Betreiber der Seite “Gegen Flughafen Bozen – Contro Aeroporto Bolzano” gesucht. Seit knapp zweieinhalb Jahren werden in einer Online-Petition Unterschriften für die Schließung des Flughafens gesammelt. 1.418 Fans hat man auf Facebook, 7.857 Unterschriften auf avaaz.org. Und schließlich ist da noch die Seite mit 419 Likes, die “No agli sprechi dell’aeroporto di Bolzano” sagt.


Zweierlei Information

Möglichkeiten, sich über den Flughafen auszutauschen, zu diskutieren und zu streiten gibt es im Hinblick auf die im Juni stattfindende Volksbefragung genügend. Vor allem in den Sozialen Medien. Wie objektiv und wahrheitsgetreu die veröffentlichten Informationen sind, sei dahingestellt. Doch für eine ausgeglichene Darstellung des Themas sind die Sozialen Medien auch nicht zuständig. Verantwortlich dafür ist die Landesabteilung Zentrale Dienste, die laut Art.12, Abschnitt 4 des Landesgesetzes Nr.11 vom 18. November 2005 “Volksbegehren und Volksbestimmung” “eine objektive und ausgewogene Darstellung des Abstimmungsgegenstandes [garantiert] und für deren Veröffentlichung über die lokalen Medien [sorgt]”.

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Sepp.Bacher Di., 23.02.2016 - 13:20

Interessante Recherche! Dabei ist mir ein Lichtchen aufgegangen: Ich habe mich über die ausbleibenden oder geringen Reaktionen auf meine Leserbriefe und auf meinen Beitrag auf diesem Portal gewundert. (http://www.salto.bz/de/article/20012016/abheben-zum-sturzflug)
Da ich kein Nutzer der Social-Media bin, wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen daran zu denken, dass die Diskussion auf anderen Kanälen abläuft. Dort wohl aber eher mit Schlagwörtern oder im Telegrammstil; oder eben mit likes.

Di., 23.02.2016 - 13:20 Permalink