Kultur | Festival

Unsinniges Verbot

Auf dem heurigen “Electric Carinval”-Festival darf kein Alkohol ausgeschenkt werden. Eine Erklärung dafür haben die Organisatoren nicht bekommen: “Ein harter Schlag.”
Clown
Foto: flickr

Fasching ist eine lustige Zeit – möchte man meinen. Doch zu lachen haben die Organisatoren des “Electric Carnival”-Festival gerade überhaupt nichts. Wenn am Unsinnigen Donnerstag in der Stadthalle von Bozen gefeiert wird, dann fehlt: der Alkohol. Erst wenige Tage vor dem Event stand fest, dass die Gemeinde die dafür notwendige Lizenz nicht ausstellt. Unverständnis bei den Veranstaltern – und den Gästen. “Hier hat man sich, ohne eine demokratisch gefällte Entscheidung, über geltende Gesetze hinweg gesetzt”, schimpft Johannes Casera. Er ist einer der Veranstalter des Events – und als solcher nicht der erste, der sich nun die Frage stellt: “Ist es in Südtirol überhaupt noch möglich, ein größeres Festival zu organisieren?”

Närrische Zeiten

Es war am Montag Abend, als die Nachricht über Facebook an die Öffentlichkeit ging: “Nach langen Verhandlungen mit den Behörden wurde uns nun definitiv der Alkoholausschank für diese Veranstaltung verboten.” Die Veranstaltung, von der die Rede ist, hat jahrelang im Sudwerk in der Bozner Innenstadt stattgefunden. Aus Platzmangel haben die Organisatoren von “Electric Events” heuer beschlossen, das “Electric Carnival”-Festival in die Stadthalle zu verlagern. Von 12 bis 20 Uhr wird dort am 23. Februar Fasching gefeiert, mit Bands und DJs aus der lokalen Musikszene – und der Prämierung für die besten Verkleidungen. Über 700 Personen haben ihre Teilnahme bereits angekündigt. In der Stadthalle ist alles bereit, doch das Ausschankverbot für Alkohol wirft einen Schatten über die Veranstaltung.

“Die Reaktionen auf die Nachricht fielen gemischt aus”, berichtet Johannes Casera. Und obwohl sie viele mit Humor aufgenommen hätten, ist die Entscheidung der Gemeinde, Alkohol auf dem Festival zu verbieten, für Casera “nicht nachvollziehbar”. Der Student, der zur Eventfirma “Electric Events” gehört, hat eine Odyssee hinter sich. Er wollte den Grund für das Ausschankverbot herausfinden.
Das Nein der Gemeinde ist nicht etwa politisch begründet, sondern fußt auf einem – negativen – Gutachten der Quästur, an das sich die Gemeindeverwaltung gehalten hat. Also hat Casera nachgefragt – zumal um die Ausschanklizenz fristgerecht angefragt worden war. Doch eine zufrieden stellende Erklärung hat er nicht bekommen. “Das Gespräch in der Quästur war ziemlich mühsam, niemand hat uns genau begründen können, warum wir keinen Alkohol ausschenken dürfen. Vielmehr wurde nach Ausreden gesucht.

Kein Alkohol – kein Feiern?

“Es war ein harter Schlag für uns”, schreiben die Veranstalter auf Facebook, doch nichtsdestotrotz will man das Festival am Unsinnigen Donnerstag über die Bühne gehen lassen: “Wir lassen uns nicht aufhalten!!” Unterstützung bekommen die Festivalorganisatoren von der Initative “Save the Nightlife Südtirol”. “Unglaublich diese Schikane und diese unfassbare Willkür. Was denken die Entscheidungsträger, die das zu verantworten haben?”, heißt es in einer Stellungnahme, die auf Facebook veröffentlicht wird. Ein Festival ohne Alkohol – unvorstellbar in Südtirol? “Absolut nicht, wir sind die ersten, die sagen, dass es auch ohne Alkohol geht”, erklärt Casera. Und warum sorgt ein Ausschankverbot dann für derartiges Unverständnis? “Die Sache ist die: Die Einnahmen aus der Bar und dem Ausschank sind ein fester Bestandteil unseres Budgets, mit dem wir – meist schon im Voraus – die Location, Bands und sonstige Ausgaben finanzieren müssen”, schildert der Veranstalter. “Mit dem Ausschankverbot hat man uns nun in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.” Doch noch weitere Konsequenzen werden befürchtet. “Mit solchen Aktionen wird die öffentliche Sicherheit aufs Spiel gesetzt, denn nun werden Hunderte von Gästen auf der Straße sein und sich aus Trotz die Getränke im Supermarkt besorgen”, liest man auf Facebook:

Mürbe Realität

Die Geschehnisse haben Johannes Casera nachdenklich gestimmt: “Wir können scheinbar nicht darauf vertrauen, dass Gesetze, die gelten auch eingehalten werden.” Es gebe nämlich bereits ein Gesetz, das den Ausschank von Getränken mit einem Alkoholgehalt von über 20 Prozent beim “Electric Carnival” verboten hätte: “Hier hat man sich über die Gesetze hinweg gesetzt – ohne Begründung.” Fassungslosigkeit auch anderswo: “Wir haben einen neuen Höhepunkt in Bozen erreicht wie man vorbei an der Realität Entscheidungen trifft. Nach 3-monatigen Planungen zermürbt man ein weiteres Mal die Bozner Veranstaltungsszene. Niemand kann mehr sagen, dass es verwunderlich ist, dass sich alle Veranstaltungen aus Bozen zurückziehen.”
Vergangenen Sommer war es das “School’s Out Festival”, heuer das “Electric Carnival”. Doch die Liste der kleineren und größeren Veranstaltungen, denen in der Landeshauptstadt – und auch darüber hinaus – Steine in den Weg gelegt werden, ließe sich fortführen. “Wir brauchen Sicherheit!”, fordert Casera für Festivalveranstalter wie ihn, die eine kulturelle Nische bedienen und “die Eventkultur einen Schritt weiter bringen” wollen. “Aber wenn jedes Mal irgendetwas ist, fragt man sich schon irgendwann, ob man sich in Zukunft den ganzen Aufwand noch antut.”

Bild
Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mi., 22.02.2017 - 20:58

Nehmt den Südtirolern alles: nur nicht ihr Recht aufs Saufen!
Der Verkauf von alkoholischen Getränken unter 18 Jahren ist doch sowieso verboten und wer wird sich denn wohl zum Großteil von 14 bis 18 Uhr auf dem Festival auffinden lassen? So gesehen, könnte man argumentieren, macht die Questur den Veranstaltern und sich selbst einen Gefallen...

Mi., 22.02.2017 - 20:58 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mi., 22.02.2017 - 22:22

Na na na, was ist das für ein Art? Bei solch einen giftigen Ton würde Ihnen selbst wahrscheinlich ein Beruhigungsschnappsl gut tun, aber was süßes: sauer sind Sie schon genug!

Mi., 22.02.2017 - 22:22 Permalink