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Asti spumante

Die Südtiroler Sparkasse hat längst einen Wunschkandidaten, mit dem man fusionieren will. Es ist nicht die Volksbank sondern die Cassa di Risparmio di Asti.
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Foto: Caripa Asti
Sicher ist nur eines: Die Sparkasse muss sich noch innerhalb 2017 einen strategischen Partner suchen. Das ist die Vorgabe der Banca d'Italia. Bekannt ist auch, dass die römische Bankenaufsicht einer Südtiroler Lösung durchaus zugeneigt ist.
Gemeint ist damit eine Fusion zwischen der Südtiroler Sparkasse und der Volksbank. Es wäre nicht nur territorial ein logischer Schritt, sondern heraus käme auch eine Südtiroler Bank mit einer Größe, die sich am norditalienischen Bankenmarkt sehen lassen kann.
An der Spitze der Sparkasse gibt es aber große Vorbehalte gegen diese Option. Zu dominant sind vor allem in der Führungsetage (noch) die wirtschaftlichen aber auch die persönlichen Rivalitäten zwischen den „Roten“ (Sparkasse) und den „Blauen“ (Volksbank). Für manchen aus der Sparkassenriege wäre es eine Niederlage, wenn die große Traditionsbank, plötzlich mit dem kleinen jahrelang belächelten Bruder das Bett teilen müsste.
 

Banca Sella

 
Wann immer man Nicola Calabrò zu einer möglichen Fusion befragt, sagt er denselben Satz: „Wir sind dabei, verschiedene Alternativen zu prüfen“. Der Generaldirektor der Sparkasse blufft dabei nicht. Denn innerhalb seiner Bank sucht man seit Monaten fieberhaft nach einer möglichen Alternative zum Zusammenschluss mit der Volksbank.
Wochenlang führte man deshalb konkrete Gespräche mit der „Banca Sella“. Seit langem gibt es Geschäftsbeziehungen zwischen der Bank aus Biella und der Sparkasse. 1994 verkaufte der Bozner Baulöwe Pietro Tosolini seine Banca Bovio Calderari an die Sella-Gruppe. Im Juni 2013 kaufte die Sparkasse dieses Schalternetz dann von der Banca Sella zurück. Die Sparkasse zahlte für die Übernahme 21,5 Millionen Euro. Gleichzeitig wird im Kaufvertrag im Dezember 2013 festgelegt, dass die Banca Sella Holding Spa im Gegenzug 25.210 Sparkassenaktien zum Stückpreis von 238 Euro übernimmt.
 
Weil die Banca Sella damit bereits Sparkassen-Aktionär ist, liegt es auf der Hand eine breitere Zusammenarbeit zu suchen. Nach Informationen von salto.bz hat sich diese Option inzwischen aber zerschlagen. Auch weil diese Operation kaum die akuten Probleme der Sparkasse lösen würde.
 

Der Wunschkandidat

 
Längst gibt es für die Sparkassenspitze deshalb einen klaren Favoriten und Wunschkandidaten. Es ist die Cassa di Risparmio di Asti.
Die Sparkasse aus dem Piemont, gegründet 1842, ist noch um einige Jahre älter als die Südtiroler Sparkasse. Vor allem aber gibt es zwischen der Sparkasse von Asti und jener in Südtirol Gemeinsamkeiten in der Gesellschafterstruktur, die nicht nur das Zusammengehen erleichtern, sondern auch die anstehenden Probleme der Stiftung Sparkasse lösen könnten.
Gesellschaftsrechtlich ist die Cassa di Risparmio di Asti ähnlich aufgestellt wie die Südtiroler Sparkasse. 1992 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, hält die Fondazione Cassa di Risparmio di Asti heute 37,82 Prozent an der Bank. Zweitgrößter Aktionär mit 13,65 Prozent ist die Banca Popolare di Milano. 48,45 Prozent der Aktien sind Streubesitz. Ähnlich wie bei der Sparkasse gibt es viele Kleinaktionäre.
Vor allem über den langjährigen Stiftungspräsidenten und amtierenden Bankenpräsident Gerhard Brandstätter gibt es seit Jahren enge Kontakte zur Stiftung in Asti. Diese hat man in den letzten Monaten noch einmal deutlich intensiviert.
 

Kapitalerhöhung und Inspektion

 
Es gibt aber noch eine Reihe von weiteren Gemeinsamkeiten zwischen Bozen und Asti. Auch die piemontesische Sparkasse ist inzwischen zu einer überregionalen Bankengruppe gewachsen. Ende 2012 übernahm die Cassa di Risparmio di Asti von der maroden Monti di Paschi di Siena 60,42 Prozent der „Biverbanca“, die 122 Filialen im Piemont, in der Lombardei und in Aosta hat. Der Kaufpreis 203 Millionen Euro. Zudem stieg man im Oktober 2015 in den internationalen Finanzdienstleister „Pitagora SPA“ ein.
Weil es für diesen Eroberungsfeldzug frisches Geld brauchte, machte auch die Cassa di Risparmio di Asti genauso wie die Sparkasse 2015 eine Kapitalerhöhung. Die Bankengruppe aus Asti hat heute 1862 Mitarbeiter und 250 Bankschalter.
Ein Blick in die Bilanzen macht deutlich, wer bei einer möglichen Fusion der stärkere Partner wäre.
Die Südtiroler Sparkasse wurde von Oktober bis Februar von den Inspektoren der Banca d'Italia geprüft. Zur selben Zeit führe die Bankenaufsicht aber auch eine Generalinspektion in Asti durch. Mitte Jänner erhielt die Sparkasse von Asti den positiven Abschlussbericht. „Dieses Ergebnis bestätigt die Stärke und die Solidität unserer Bankengruppe“, freute sich der Präsident Aldo Pia gegenüber der „La Stampa“. In Bozen wartet man noch gespannt auf das Ergebnis.
 

Südtiroler Juniorpartner

 
Ein Blick in die Bilanzen macht deutlich, wer bei einer möglichen Fusion der stärkere Partner wäre. Die Gruppe Cassa di Risparmio di Asti hat in der Halbjahresbilanz 2016 direkte Einlagen in der Höhe von 12.131.277.000 Euro. Indirekte Einlagen von 5.790.120.000 Euro. Die Gruppe Sparkasse kommt im selben Zeitraum auf 6.180.667.000 Euro direkte Einlagen und 3.129.894.000 Euro an indirekten Einlagen. Die Cassa di Risparmio di Asti hat zum 30. Juni 2016 6.996.248.000 Euro an Kundenkrediten vergeben. Die Sparkasse zum selben Stichtag 5.586.402.000 Euro. Bei den Bilanzsummen (Stand: 30. Juni 2016) ist das Verhältnis 14,2 Milliarden Euro (Asti) und 8,5 Milliarden (Bozen).
 
Der wirklich große Unterschied zeigt sich aber in der Gewinn- und Verlustrechnung.
Am 10. Februar 2017 hat die Cassa di Risparmio di Asti die Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2016 vorgestellt. Unter der Gruppenbilanz steht ein Gewinn von 24,3 Millionen Euro. 19,7 Millionen kommen davon allein von der Sparkasse aus Asti.
Bei der Südtiroler Sparkasse schaut das anders aus. Die Bilanz der Gruppe Sparkasse weist für das Geschäftsjahr 2016 einen Verlust von 29 Millionen Euro aus. Jene der Bank ein Minus von 19,8 Millionen.
Damit wird auch klar, woher bei einer Zusammenarbeit in Zukunft der Schaumwein kommen wird.