Die Filmtage, das Festival

Seit drei Jahrzehnten treffen im Rahmen eines Filmfestivals in Bozen, Kinohighlights, bekannte Stars und Szenekenner aus dem In- und Ausland auf ein neugieriges, mehrsprachiges Publikum.
Die Geburtsstunde des Festivals geht allerdings auf das ferne Jahr 1982 zurück. Als Geburtshelferin scheint die Journalistin Elisabeth Baumgartner auf, die damals für den politischen Mitläufer und Grödner Kinohelden Luis Trenker eine Filmretrospektive organisierte. Sie nannte die Veranstaltung Filmtage – im Zentrum stand der Heimatfilm.
1987 wurde der Name Filmtage wiederbelebt. Um ihn herum, zauberten Martin Kaufmann und Günther Masnovo ein kleines Festival. Der Name Filmtage wurde, ab der 30. Ausgabe, mit dem Namen Bolzano Film Festival Bozen (BFFB) ersetzt.

Tiroler Heldengedenk

Eine der vielen Südtiroler Produktion aus dem ersten Festivalprogramm sticht ins Auge: Tiroler Heldengedenk. Der 1984 gedrehte Film nahm die Feierlichkeiten rund um das Hofer-Gedenkjahr auf provokative Weise aufs Korn.
Die offensiv gestaltete Collage vermischt Gags mit peinlich berührenden Originalaussagen von Politikern, Aufnahmen von Schützenmärschen und Trachtenschauen. Die Rock-Band Mad Puppet hat eigens für diesen Film ein Lied realisiert. Regisseur war der Eggentaler Wolfram Kohler, der heute in Berlin lebt und erfolgreich in der Filmbranche arbeitet.

Stars und Sternchen

Der für seine avantgardistischen Filme bekannte Münchner Regisseur Herbert Achternbusch zählte zu den frühesten und treuesten Gästen in Bozen.

Stars wie er, verleihen dem Filmfestival eine besondere Note. Für sie wurden und werden Filmretrospektiven und Gesprächsrunden organisiert, bei denen sogar Regisseurinnen wie Margarethe von Trotta oder Schauspielerinnen wie Hannah Schygulla und Eva Mattes (allesamt auch aus Rainer Werner Fassbinder-Filmen bekannt) anwesend waren.
Auch der in Bruneck aufgewachsene Filmproduzent Karl Baumgartner, der Arthouse-Filmkenner schlechthin, war wenige Jahre vor seinem frühen Tod, in Bozen als Juror zu Gast. Stargast 2017 ist Michele Placido.

BFFB 2017

Die 31. Ausgabe des Festivals – Gastland ist heuer Luxemburg – wird am Mittwoch, 5. April 2017, um 19.30 Uhr mit dem animierten Kurzfilm Mr Hublot (Lux 2013, Alexandre Espigares, Laurent Witz, 11’) eröffnet. Im Anschluss folgt Rusty Boys (Lux 2017, Andy Bausch, 107’), eine Produktion in lëtzebuergescher Sprache. Der Regisseur Andy Bausch sowie der Drehbuchautor Frank Feitler werden anwesend sein.

Local artists

Aus Anlass des 20. Todestages der Südtiroler Schriftstellerin Anita Pichler am 6. April präsentieren die Journalistin Renate Mumelter und die Schriftstellerin Sabine Gruber das Programm Erinnerungen zum 20. Todestag von Anita Pichler und zeigen u. a. den Film Anita Pichler. Ich will einfach erzählen von Evi Oberkofler und Edith Eisenstecken aus dem Jahr 2002.

Einen ebenfalls besonderen Stellenwert nimmt im Rahmen der diesjährigen Local artists-Auswahl der Film Quellmalz von Mike Ramsauer über den im Dienste der SS in Südtirol agierenden Musikwissenschaftler Dr. Alfred Quellmalz ein. Weiters in der Reihe enthalten sind die Dokumentarfilme A second birthday von Georg M. Zeller, der die berührende Geschichte von Misha, dem Sohn des Regisseurs erzählt, der an einer ausgeprägten Leberzirrhose leidet, T. Raum. Una concreta utopia, von Mauro Podini, über ein außergewöhnliches Theaterprojekt, der Psycho-Thriller Im Nesseltal von Philipp J. Pamer, Bar Mario von Stefano Lisci über das legendäre Bozener Lokal, Brennero/Brenner Julia Gutweniger und Florian Kofler über die heutige Grenzsituation am Brenner, Gewähltes Glück von Günther Haller über den Alltag eines in Abgeschiedenheit lebenden Bergbauerns und Thank you George von Jasmin Mairhofer über den Südtiroler Country Sänger George McAnthony.

Werkschau Miramonte Film

Ein Highlight innerhalb der lokalen Film-Produktion bildet die Werkschau Miramonte Film, mit der die mittlerweile seit knapp 2 Jahrzehnten von Bozen aus agierende Film-Produktionsfirma mit einer Filmauswahl vorgestellt wird.

Zu sehen sind die Filme Send me a postcard (Kurzfilm, 1999), Alles was ich brauch. Leben zwischen 15 und 18 Jahren (Dokumentarfilm, 2002), Franco D’ Andrea – Jazz Pianist (Dokumentarfilm, 2006),  Sarner Ski – Erste Südtiroler Skifabrik der Welt (Dokumentarfilm, 2008), Der Pfad des Kriegers ( Dokumentarfilm 2008), in der Regie von Andreas Pichler und der Dokumentarfilm Unda Radio, in der Regie von Federico Campana und Cornelia Schöpf.

Salto Talk

Am Freitag, 7. April, werden um 11 Uhr im Capitol Foyer folgende Jung-Regisseure an einem Salto Talk teilnehmen: Ronni Trocker (Regisseur von Die Einsiedler), Sandra Wollner (Regisseurin von Das unmögliche Bild) Beatrice Segolini und Maximilan Schlehuber (Zelig-Regisseure von The good Intentions) und Mike Ramsauer (Regisseur von Quellmalz).

Das detaillierte Filmprogramm gibt es ab 25. März 2017 auf der Website des Festivals.