Chronik | Skandal

Vertuschte Legionellen

In den Wasser-Leitungen des Bozner Krankenhauses wurden Legionellen gefunden. Das Warmwasser wurde abgestellt. Man vertuscht den Skandal hinter Wartungsarbeiten.
Die „wichtige Mitteilung“  aus der Abteilung Technik und Vermögen des Südtiroler Sanitätsbetriebes ging am Donnerstagnachmittag in der internen Post an sechs Abteilungen des Krankenhauses Bozen hinaus. Zudem zur Kenntnisnahme an die Sanitätsdirektion. 
In wenigen Zeilen informiert der Direktor des Amtes für Anlagen des Krankenhauses Bozen, Marco Bernardo über eine Aktion, die für ein Krankenhaus unüblich ist. In dem Schreiben heißt es:
 
„In Anbetracht eines außerordentlichen Wartungsprogramms am warmen Trinkwassernetz wird mitgeteilt, dass ab sofort in den angeführten Abteilungen und Diensten des Krankenhauses das warme Trinkwasser fehlen wird“.
 
Was wie eine normale technische Mitteilung ausschaut, ist für ein Krankenhaus in Wirklichkeit ein mehr als schwerer Brocken. Denn seit Donnerstag und den ganzen Freitag über fehlt in der Hals-Nasen-Ohrenabteilung, der Geburtshilfe, der Urologie und der Anatomie und Histopathologie das warme Wasser. Die Patienten dieser Abteilungen sind gezwungen zum Duschen oder Abwaschen in andere Abteilungen auszuweichen. Weil man auch das kalte Wasser abgeschaltet hat, funktionieren in diesen Abteilungen auch die Toiletten derzeit nicht. Sie wurden auf Weisung kurzerhand zugesperrt
 
Aber nicht nur das. Auch in den Operationssälen 1 bis 10 und damit im gesamten Operationsbereich des Bozner Krankenhauses wurde seit gestern das Wasser abgedreht. Eine Maßnahme, die kaum mit „außerordentlichen Wartungsarbeiten“ zu rechtfertigen ist. Denn es geht wohl kaum an, dass man in einem Krankenhaus mit kaltem Wasser operiert.
Noch absurd wird die Maßnahme aber wenn man weiß, dass es selbst im sensibelsten Bereich des Krankenhauses kein Warmwasser gibt. So ist derzeit auch die Sterilisierungsabteilung des Krankenhauses blockiert. Der offizielle Grund: Ein Rohrbruch.
Dabei steckt hinter dieser Geschichte aber ein handfester Skandal. Denn die Verantwortlichen des Krankenhauses Bozen führen die Patienten und die Öffentlichkeit, bewusst und generalstabsmäßig an der Nase herum. Die Wahrheit ist: Man versucht einen SuperGau zu vertuschen.
 

Vertuschung von oben

 
Denn in Wirklichkeit hat das Absperren des Warmwassers einen viel dramatischern Hintergrund. In den Warmwasserleitungen des Bozner Krankenhauses wurde diese Woche Legionellen-Bakterien entdeckt. Das wissen über ein Dutzend Führungskräfte des Krankenhauses seit rund 20  Stunden. Denn gleichzeitig mit dem offiziellen Schreiben verschickte der zuständige Amtsdirektor Marco Bernardo auch eine vertrauliche Mitteilung an einen ausgewählten Empfängerkreis. 
Bereits der Betreff macht klar, um was es wirklich geht: „IMPORTANTE – contaminazione da legionelle rete idrica area rossa piani II – V – DISINFENZIONE."
 
In dieser Mitteilung wird jene Geschichte erzählt, die man der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten will. Im Laufe einer Kontrolle wurden in der Hals-Nasen-Ohrenabteilung und in den Abteilungen in der „roten Zone“ im vierten Stock des Krankenhauses Bozen Legionellen-Bakterien gefunden.
Amtsdirektor Bernardo führt dann aus, dass er in Absprache mit der Sanitätsdirektion sofort die Warmwasserzufuhr in einem halben Dutzend Abteilungen und in allen Operationssälen unterbrechen ließ.
Dann folgt ein Satz, der zeigt mit welchen Mitteln am Krankenhaus Bozen gearbeitet wird:
 
„Diese Abteilungen wurde von der Unterbrechung der Wasserzufuhr bereits durch ein über die interne Poste versendetes Rundschreiben verständigt. Um Panikstimmung zu vermeiden, werden in dem Rundschreiben nur allgemeine technische Gründe für die Maßnahme genannt“.
 
 
Spätestens damit ist klar: Die Leitung des Krankenhauses vertuscht bewusst den Legionellen-Befall nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor den Mitarbeitern und Patienten. Fahrlässiger kann man wohl kaum handeln.
Um Panikstimmung zu vermeiden, werden in dem Rundschreiben nur allgemeine technische Gründe für die Maßnahme genannt“.
Der eigentliche Grund für das Abschalten des Warmwassers ist dann auch die chemische Behandlung der Leitungen. Weil am heutigen Freitag ein starkes chemisches Mittel zur Desinfektion eingesetzt wird, das bei Menschen Reizsymptome auslöst, hat man die Wasserzufuhr abstellen müssen.
Nach 48 Stunden sollen dann erneut Proben gezogen werden, um zu schauen ob die Bakterien verschwunden sind. Weil die Resultate aber erst in  einigen Tagen vorliegen werden, ersucht Amtsdirektor Marco Bernardo in dem vertraulichen Rundschreiben um ein Gutachten des hausinternen Hygienedienstes. Dieser soll entscheiden, wann das warme Wasser am Bozner Krankenhaus wieder laufen wird.
Doch von all dem, darf die Öffentlichkeit nicht wissen. Und ausgerechnet am Weltwassertag.
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Luis Durni Sa., 23.03.2019 - 07:58

Bravo den legionellenfinder und den richtigen entscheidungen dazu!
Steht die ubahn still wird am anfang nur technischer defekt bekanntgegeben. Das ein mensch überfahren wurde wird nie sofort allen mtgeteilt.
Alles andere wäre panikmache

Sa., 23.03.2019 - 07:58 Permalink