Politik | Milchwirtschaft

Bauern erhalten Millionenhilfe

Um hohe Produktionskosten abzufedern, werden für die ersten 30 Milchkühe pro Tier 300 Euro ausbezahlt. Das teilte Landeshauptmann Arno Kompatscher beim Milchtisch mit.
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Foto: suedtirolfoto.com

Die hohen Produktionskosten, der niedrige Milchpreis sowie die stark gestiegenen Futtermittel- und Energiekosten aufgrund der Ukrainekrise haben Südtirols Milchwirtschaft in eine schwierige Situation gebracht. Deshalb unterstützt die Landesregierung die Milchbauern mit rund 15 Millionen Euro. Tony Tschenett, Vorsitzender des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), kritisiert die Maßnahme scharf, da nicht nur der Milchwirtschaft, sondern auch der Großteil der Südtiroler Familien die anhaltende Inflation große Sorgen bereitet.

 

Milchtisch

 

Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler hat am heutigen Freitagvormittag (22. April) einen sogenannten Milchtisch einberufen, bei dem Landeshauptmann und Finanzlandesrat Arno Kompatscher gemeinsam mit Landesrat Schuler sowie den Vertretenden des Südtiroler Bauernbundes und der Milchwirtschaft die möglichen Lösungen diskutierten.

Ziel sei es, unterstreicht Schuler, "den Fortbestand der bäuerlichen Familienbetriebe langfristig sicherzustellen. Diese produzieren nämlich nicht nur hochwertige Lebensmittel, sondern leisten auch für den Erhalt der Biodiversität und die Landschaftspflege einen unverzichtbaren Beitrag."

 

Hat die Landesregierung inzwischen komplett den Bezug zur Realität verloren, frage ich mich?! - Tony Tschenett

 

Sofortmaßnahmen ab Herbst

 

Landeshauptmann Arno Kompatscher sicherte die erste Unterstützungsmaßnahme zum Erhalt der Berglandwirtschaft zu: "Bei einer Mindestzahl von drei Milchkühen werden noch im heurigen Jahr für die ersten 30 Milchkühe 300 Euro pro Tier ausbezahlt. Insgesamt werden ungefähr 15 Millionen an Soforthilfen aus dem Landeshaushalt sichergestellt", schätzt Landeshauptmann und Finanzlandesrat Kompatscher. Voraussetzung für die Betriebe ist die flächendeckende Bewirtschaftung. Eine analoge Unterstützung werde es auch für die milchliefernden Ziegenbetriebe geben.

In Südtirol sind heute nur mehr acht Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, wobei der durchschnittliche Bergbauernbetrieb sechs Hektar Fläche bewirtschaftet und 14 Kühe hält. Die Termine für die Anträge für das Jahr 2022 sollen rechtzeitig bekannt gegeben werden. Die Ansuchen können bei der Abteilung Landwirtschaft eingereicht werden. Die Auszahlungen erfolgen im Spätherbst.

 

Kritik vom ASGB

 

"Bauern bekommen für die ersten 30 Milchkühe 300 Euro pro Tier ausbezahlt, während der Großteil der Südtiroler Familien trotz der anhaltenden Inflation durch die Finger schaut", erklärt ASGB-Vorsitzender Tony Tschenett. Wenn der Großteil jener, so Tschenett, nämlich Arbeitnehmer:innen und Rentner:innen, die für das Hauptsteueraufkommen verantwortlich sind – mit der Begründung es seien nicht genug finanzielle Mittel vorhanden – durch den Rost fallen und parallel rund 15 Millionen für die Subventionierung von Kühen gefunden werden – dann mache ihm die Prioritätensetzung Angst.

 

 

"Ich bin eigentlich nicht derjenige, der die verschiedenen Südtiroler Wirtschaftssektoren gegeneinander ausspielt. Aber die Nachricht, dass Bauern für die ersten 30 Milchkühe 300 Euro pro Tier ausbezahlt bekommen, schlägt dem Fass den Boden aus. In erster Linie deshalb, weil entgegen unseren Forderungen, Arbeitnehmer und den Mittelstand bezüglich der anhaltenden Inflation zu entlasten, keiner unserer Vorschläge angenommen und wir nicht einmal eine Rückmeldung diesbezüglich erhalten haben. Nur jene Minderheit, die Bezieher des Beitrages für Wohnungsnebenkosten sind, erhalten eine Einmalzahlung von 500 Euro – eine krasse Minderheit der Bedürftigen. Hat die Landesregierung inzwischen komplett den Bezug zur Realität verloren, frage ich mich?!", so der ASGB-Chef.

 

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Johann Georg B… Fr., 22.04.2022 - 17:58

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, bin selbst kein Bauer, respektiere die Bauern.
Der Anstieg der Energiekosten, Treibstoff und Futtermittel macht den Bauern sicher zu schaffen, ob diese Förderungen der richtige Weg ist, bezweifle ich, denn es wäre sinnvoller die
Energiepreise und Treibstoffpreise zu senken ,dann hätten alle Bürger des Landes die selben Vorausetzungen. Trotz Förderungen werden die Milchprodukte für den Endverbraucher nicht günstiger werden und da habe ich ein Problem, für was also die Förderung??
Südtirol hat ein allgemeines Problem die Familien , Arbeiter und Rentner werden immer vergessen oder übersehen.
Der Bauer war der einzige , welcher in der ganzen Coronazeit seiner geregelten Arbeit nachgehen konnte und die 600 Euro bekam, der normale Arbeiter wartet heute noch darauf.
Der LH un LR sollten nicht nur Bauern unterstützen, denn es gibt mehr Arbeiter als Bauern, welche mehr Steuern zahlen als die Bauern.
Einfach zum schämen, wie sich Politiker schon jetzt Stimmen für die nächste Wahl kaufen.

Fr., 22.04.2022 - 17:58 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 22.04.2022 - 22:24

Es zeigt sich jetzt, wie verhängnisvoll es war, dass sich unsere Milchbauern in die Abhängigkeit von der ausländischen Futtermittelindustrie begeben haben, nur um die Produktion zu erhöhen. Darunter hat zunächst einmal die Qualität der Südtiroler Milch dramatisch gelitten, und jetzt leiden halt auch die Einkommen der Milchbauern, und die Allgemeinheit muss für diese Fehlentwicklung zahlen..

Fr., 22.04.2022 - 22:24 Permalink
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Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler Fr., 22.04.2022 - 23:36

Es ist noch ziemlich ruhig hier. Kaum kriegt irgendwer einige 100€ oder 1000€ Beitrag gehts normal schon los mit Neid, Hass und heißen Kommentaren. Zum Teil ist das vielleicht sogar berechtigt, oft ganz sicher nicht. ... und ganz gerecht wird es nie sein. Hilfskriterien zu erstellen ist äußerst kompliziert.
WIE LÖSEN ?: ganz einfach:
- Alle und von allen die Zahlen auf den Tisch!
- Landwirte werden steuerrechtlich anderen Bürgern gleichgestellt.
- Dann legt jeder Bürger und Bauer seine Steuererklärung, Besitztum und den Bank-Kontostand (inkl. Saldo-Durchschnitt) vor. So wie es eben andere Sozialhilfe-, Förderungs- oder Beitrags-Empfänger auch tun müssen.
ENTSPRECHEND gibt es dann eben Beiträge, Sozialhilfe, Förderungen, "Hilfe für Bauern" oder was auch immer.
P.s.1; Dass uns der Bergbauer etwas wert sein muss, sollte klar sein. Und dass er vom Leben da oben halbwegs gscheid leben darf und soll ebenso.
P.s.2; Etwas Kreativität und "echte Innovation" würde auch nicht schaden. Tipp: Alles andere als Kuhmilch hat Zukunft!
Im Tal werden auch nicht nur Golden & Grofensteiner angebaut!

Und no a bissl Ironie: Schuler sagt: "den Fortbestand der bäuerlichen Familienbetriebe langfristig sicherzustellen" ... also wenn's mit 300€ pro Rindviech gitun isch, isch eh Friedn im Neider-Stoll.

Fr., 22.04.2022 - 23:36 Permalink
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Profil für Benutzer Dietmar Nußbaumer
Dietmar Nußbaumer Sa., 23.04.2022 - 00:17

Die Jungen werden sich gut überlegen müssen, ob sie sich wirklich diese Plackerei antun wollen. Daran ändern auch Beiträge nichts, die zeigen nur auf, dass am System etwas nicht stimmt. Eigentlich sollte jeder Produzent von seinem Produkt angemessen leben können.

Sa., 23.04.2022 - 00:17 Permalink
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Profil für Benutzer josef burgmann
josef burgmann Sa., 23.04.2022 - 14:40

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Ich muss dem Klemens Riegler vollkommen recht geben.
Es müssen unbedingt Zahlen auf den Tisch. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Höfen kann man nicht mehr über einen Kamm scheren. Auch die Besteuerung auf Grund des Ertragswertes ist einfach nur überholt.
Fakt ist, dass kaum ein Bergbauer (in Steillage) vom Ertrag seines Hofes leben kann, und der Zuerwerb bei einigen Bauern inzwischen auch nicht mehr ausreicht, den Betrieb instand zu halten.
Nicht nur leben, da es sich um einen Betrieb handelt, sind große Baulichkeiten, Wege und Bächlein, Maschinen und Geräte instand zu halten und außerdem hohe Versicherungsbeiträge zu entrichten.
Es wäre doch alles so einfach: Vom Pferd bis zur Zwergziege sind alle Tiere erfasst und gekennzeichnet, in Registern eingetragen und absolut zentral kontrollierbar.
Der Bauernbund macht für einen Großteil seiner Mitglieder die Buchführung und Steuererklärung- Daten alle vorhanden!
Außerdem wird jeder Liter Milch, jedes kg Lebendvieh, jedes Stück Zuchtvieh und jeder m³ Holz mit Rechnung verkauft.
Das Beitragssystem stinkt zum Himmel. was es bräuchte wäre ein gerechter Preis für viele Lebensmittel und im Gegenzug dafür eine finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Familien- (Menschen generell).
Dazu könnte man dafür einen Teil der Förderungen in der Landwirtschaft umschichten.
Schockieren ist leider der Umstand, dass nach der Spaltung der Gesellschaft in den letzten zwei Jahren, die nächsten Zerwürfnisse anrollen und den sozialen Frieden erneut vor eine gewaltige Probe stellen.
Am Rande erwähnt: Der Handel ist extrem tüchtig, wenn es gilt Preissteigerungen umzusetzen. So ist mein Lieblingskäse seit dem letzten Einkauf um satte 12 % gestiegen.
Frage: An wen geht die Differenz?.......sicher nicht an den Produzenten???
Eines ist vollkommen klar: Das System Milch ist europaweit absolut krank! Dazu gibt es einen absolut sehenswerten Film eines Südtirolers!

Sa., 23.04.2022 - 14:40 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Sa., 23.04.2022 - 14:56

„Die SVP muss jünger, weiblicher und sozialer werden“, so steht es in einem anderen Beitrag auf dieser Blattform.
Weiblicher scheint sie zu werden.
Jünger, da bin ich gespannt! Vielleicht sollte sie auch älter werden, denn es gibt noch weniger Abgeordnete, die sich um Senioren und Rentnerinnen kümmern, als bei den Jungen.
Aber sozialer?! Heißt das den Milchbauern zusätzliche Gelder zukommen zu lassen, die bei den wirklich Schwachen eingespart werden. Und niemand in der SVP protestiert dagegen! Aber auch von den konfederierten Gewerkschaften, dem KVW und ACLI ist kaum Protest zu vernehmen. Sind deren Vertreter schon resigniert? Oder fühlen sie sich vom Kaufkraftverlust nicht betroffen?
Man müssten jetzt z.B. einen Senioren- und Rentner-Tisch fordern, schauen ob da auch so schnell reagiert und gehandelt wird!
Wenn bei den Berg- und Milchbauern auch eine momentane Notlage entsteht, sie haben im Unterschied zu Lohnabhängigen und Rentnern einen Grundbesitz, ein eigenes Haus und erhalten im Falle von der Bank einen Kredit. So können sie auch Mindereinnahmen überbrücken. Wie hilft das Land den anderen, wenn sie sie in eine Notlage geraten, Menschen aus der Unterschicht und der unteren Mittelschicht? Ausgenommen sind Arme und Armutsgefährdete, die Sozialwohnungen und Sozialbeiträge erhalten und jetzt auch noch 500 €.

Sa., 23.04.2022 - 14:56 Permalink
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Profil für Benutzer G. P.
G. P. Sa., 23.04.2022 - 21:30

Wenn der Bauer für jede Kuh in seinem Stall 300 Euro erhält, dann fordere ich für jeden Lichtschalter in meinem Haus 300 Euro!
Auch ich habe Lebenshaltungskosten, ein niedriges Einkommen sowie stark gestiegene Energie- und Futtermittel, ähhh Lebensmittelkosten.

Sa., 23.04.2022 - 21:30 Permalink