Wirtschaft | Sparkasse

Frauenpower & Rekordgewinn

Die Sparkasse fährt den höchsten Reingewinn ihrer Geschichte ein. Zudem wurden still und leise die Führungsgremien neu bestellt. Mit einem deutlich höheren Frauenanteil.
Eine Pandemie hat auch ihre Vorteile.
Noch nie gingen die Gesellschafterversammlungen der Südtiroler Sparkasse so unspektakulär, diskret und ohne große Diskussionen über die Bühne wie in den vergangenen drei Jahren. Aufgrund der Notstandbestimmungen dürften die Aktionärinnen und Aktionäre nicht selbst an der Gesellschafterversammlung teilnehmen, sondern es gibt nur einen Bevollmächtigten, der die Stimmabgabe übernimmt. Fragen können schriftlich vorab gestellt werden.
Wie angenehm diese Form der Gesellschafterversammlung für die Bankenführung ist, zeigte sich an diesem Freitag. Um 12 Uhr beginnt die Aktionärsversammlung am Sitz der Sparkasse in Bozen. Es ist eigentlich eine besondere Gesellschafterversammlung. Auf der Tagesordnung stehen nicht nur die Bilanzgenehmigung, sondern auch die Wahl des Verwaltungs- und des Aufsichtsrates. Traditionell wird bereits im Vorfeld um die Stimmen und Kandidaturen gerungen, und auf der Gesellschafterversammlung herrscht zumindest bei der Wahl eine gewisse Spannung.
Es dauert keine Stunde, und das vorher festgelegte Regierbuch ist an diesem Freitag abgearbeitet.
2022 geht das ganze wie beim „Nudelschmelzen“. Es dauert keine Stunde und das vorher festgelegte Regiebuch ist an diesem Freitag abgearbeitet. Ohne Störenfriede und ohne peinliche Nachfragen aus dem Aktionärsfeld. Um 13.05 Uhr verschickt die Sparkasse bereits die vorbereitete Pressemitteilung.
 

72,6 Millionen Gewinn

 
Dabei kann sich die Performance von Gerhard Brandstätter & Co durchaus sehen lassen. Denn die Sparkasse hat im Geschäftsjahr 2021 den höchsten Gewinn ihrer 168-jährigen  Geschichte eingefahren. In der am Freitag genehmigten Bilanz ist ein Reingewinn von 72,6 Millionen Euro auf Konzernebene und von  71,3 Millionen Euro auf Bankebene ausgewiesen. Damit ist der Reingewinn der Gruppe „Sparkasse“ im Vergleich zum Vorjahr (30,3 Mio.) um 139,6% und jener der Bank (2020: 29 Mio.) sogar um 146,3% angestiegen.
Auch wenn man die einmaligen Ertragsposten (etwa die Veräußerung der Anteile am Dienstleister „Cedacri Spa“) abzieht, bleibt laut Anhang ein Reingewinn von 50,4 Milionen Euro auf der Konzern- und von 52 Millionen Euro auf der Bankenebene.
 
 
Die Gesellschafterversammlung hat heute eine Dividendenausschüttung in Höhe von 20 Millionen Euro genehmigt. Beschlossen wurde eine Dividende von 33,3 Eurocent pro Aktie beschlossen. Die Auszahlung der Dividenden erfolgt am 2. Mai 2022.
 

Die Kennzahlen

 
Auch bei den wesentlichen Bankenkennzahlen kann die Sparkasse punkten.
So ist die harte Kernkapitalquote CET1 auf 14,86% im Vergleich zu 13,83% im Vorjahr gestiegen. Gleichzeitig hat man es geschafft, die Risiken weiter zu reduzieren.
Die NPL Ratio Netto ist auf 1,3% gesunken. 2020 lag sie noch bei 1,8%. Der Deckungsgrad der Problemkredite ist inzwischen auf 67,5% angestiegen.
Auch im Vermittlungs- und Versicherungsgeschäft konnten große Zuwächse erzielt werden. Die Gesamtsumme ist per Ende 2021 auf 3,4 Milliarden Euro angestiegen.
Besonders stolz ist die Sparkassenspitze auch auf den Aktienhandel. So heißt es in der Aussendung:
 
„Das Volumen der auf der Plattform Hi-Mtf gehandelten Sparkasse-Aktien war im Jahr 2021 beträchtlich und belief sich auf rund 5 Mio. Euro. Der kumulierte Gegenwert der gehandelten Sparkasse-Aktien hat somit, seit Aufnahme am Hi-Mtf-Markt Ende 2017, die 17-Millionen-Euro- Marke überschritten. Der Marktpreis der Aktie, zu dem diese auf der Plattform Hi-Mtf gehandelt wird, beträgt 9,25 Euro und ist 2021 um 8,8% gestiegen."
 
 
Was man dabei nicht sagt: Der Handel auf der Plattform Hi-Mtf ist ein Stiefkind. Deshalb muss die Sparkasse - wie übrigens auch die Volksbank und viele andere Geldinstitute - den Aktienhandel durch den Ankauf eigener Aktien immer wieder ankurbeln. So hat sich der Eigenaktienbestand des Geldinstitutes von Anfang 2018 bis April 2022 mehr als verzehnfacht. Am 1. Jänner 2018 hatte die Sparkassen AG 68.722 eigene Aktien im Portefeuille, am 8. April 2022 sind es 791.937 Euro. Von den 17 Millionen Euro, die in den vergangenen viereinhalb Jahren gehandelt wurden, hat die Bank damit über 7,5 Millionen Euro selbst investiert. Auch von den 5 Millionen Euro, die 2021 in Aktienkäufe investiert wurden, hat die Sparkasse 1.807.260,40 Euro selbst investiert.
Dieser Ansatz wird auch fortgeführt, denn auf der Gesellschafterversammlung wurde ein weiterer Fonds zum Ankauf eigener Aktien in Höhe von 14 Millionen Euro beschlossen.
 

Die Neuwahlen

 
Am Freitag wurden aber auch der Verwaltungs- und der Aufsichtsrat für den Dreijahreszeitraum 2022-2024 neu bestellt. Dabei wurden Präsident Gerhard Brandstätter, Vize-Präsident Carlo Costa sowie der Bevollmchtigte Verwalter und Generaldirektor Nicola Calabrò bestätigt. Ebenso wurden die amtierenden Verwaltungsratsmitglieder Marco Carlini, Christoph Rainer und Klaus Vanzi wiederbestätigt.
 
 
Bereits vor einigen Wochen hatte man auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung das Statut geändert und Maßnahmen zur Stärkung der Frauenquote eingeführt. In diesem Sinne wurden heute auch gleich drei neue weibliche Verwaltungsräte gewählt. Es sind die Brixner Anwältin Margareth Helfer, die an den Unis Innsbruck und Padua lehrt, die Unternehmerin und Journalistin Evelyn Kirchmaier und die Wirtschaftsberaterin und Steuerprüferin Astrid Marinelli, die auch Verwaltungsratspräsidentin der Euregio Plus SGR Spa ist.
Für den Aufsichtsrat wurden Martha Florian von Call als Präsidentin sowie Massimo Biasin als Aufsichtsratsmitglied wiederbestellt. Neu gewählt wurden Claudia Longi als Aufsichtsratsmitglied sowie Laura Galleran und Christian Pillon als Ersatzaufsichtsräte.
 

Die Vergütung


Auf der Gesellschafterversammlung wurde auch die Vergütungspolitik neu beschlossen. So erhalten die zehn Mitglieder des Verwaltungsrates insgesamt 657.445 Euro. Dazu kommen noch einmal 213.683 Euro für die fünf Mitglieder des Exekutivausschusses. Gerhard Brandstätter bezieht als Präsident der „Sparkassen AG“ 225.000 Euro und als Präsident der Sparkassentochter „Sparim AG“ 30.000 Euro.
 
 
 
Deutlich besser gezahlt wird Generaldirektor Nicola Calabró. Er erhält für sein Amt 422.044 Euro. Dazu kommen noch einmal 45.000 Euro als bevollmächtigter Verwalter (Amministratore Delegato) der Bank. Ebenso stehen Calabró für diesselbe Funktion in der Sparim AG 60.000 Euro zu. Macht zusammen ein Jahresgehalt von 527.044 Euro.
Zusätzlich bekommen die Verwalter auch Tagegelder für die Sitzungen und eine eigene Vergütung für das Risikokomitee.