Gesellschaft | Klimawandel

Klimawandel konkret

Der Klimawandel ist die wichtigste Herausforderung unserer Zeit. Doch was wird in Südtirol konkret dagegen getan? Ein Überblick über die verschiedenen Aktionen:
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
von links Janin Hoellrigl, Mariano Paris, Josef Niederstaetter
Foto: @Katherina Longariva

SOS Future ist ein Netzwerk aus 130 Organisationen, deren Anliegen es ist, die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in Südtirol bekannter zu machen und umzusetzen. 52 dieser Organisationen haben sich dem Ziel Nr. 13 verschrieben: dem Klimaschutz. 20 davon haben beim Begegnungstag in Brixen am 14. April intensiv nach neuen Synergien gesucht. Doch wie genau können sich interessierte Menschen in Südtirol für den Klimaschutz einsetzen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten.

Die Petition
Am 14. September 2021 hat die Landesregierung den neuen Klimaplan Energie-Südtirol-2050 veröffentlicht. Er sieht Maßnahmen und Ziele vor, um das Leben in Südtirol nachhaltiger zu gestalten. Climate Action Southtyrol ist ein Zusammenschluss von 31 Gruppen, Verbänden und Vereinen, denen dieser Klimaplan nicht weit genug geht. Sie haben einen Katalog mit 12 Forderungen an die Landesregierung erarbeitet, die bei der Überarbeitung des Klimaplans berücksichtigt werden sollen. Diese 12 Forderungen sind auf der Website https://climateaction.bz/ einsehbar. Die Südtirolerinnen und Südtiroler sind außerdem gebeten, sich mittels Unterschrift für die Forderungen auszusprechen.

„Über 2.300 Menschen haben uns mit ihrer Unterschrift bereits unterstützt“, sagt Majda Brecelj von Fridays for Future. „Nun brauchen wir 10.000 Unterschriften, um von der Landesregierung ernst genommen zu werden: unterschreibt und ladet eure Bekannten dazu ein!“

Der Klimaclub
Über diese Unterschrift hinaus gilt es, die Menschen in Südtirol wach zu rütteln. „Viel zu vielen von uns ist keineswegs bewusst, worauf wir in der Klimakrise zusteuern.“, bedauert Thomas Egger vom Klimaclub Südtirol, einem Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Das sei fatal und müsse unbedingt behoben werden. Deshalb arbeitet der Klimaclub an einem multimedialen Vortrag, der ab Herbst 2022 durch Südtirol tourt. Auch eine Reihe Podcasts sind geplant, die verständlich und bürgernah zum Hinschauen und aktiv werden auffordern.
Doch das ist alles sehr teuer. Der Klimaclub ist deshalb noch auf der Suche nach Sponsorinnen und Sponsoren für seine Aktivitäten. Wer daran interessiert ist, sich einzubringen, ist gebeten eine Mail an [email protected] zu schicken.

Die Klimakreise
Wer hingegen in der eigenen Gemeinde aktiv werden möchte, hat die Möglichkeit auf future.bz.it mit vier Gleichgesinnten einen Klimakreis zu gründen. „Diese Kreise sind eine wichtige Schnittstelle zu den Gemeinden“, betont Daniela Delmonego vom Kernteam des Netzwerks für Nachhaltigkeit. Ihre Aufgabe ist es, diese Kreise in Online-Treffen zusammenzuführen, damit Erfahrungen geteilt werden und Gemeinden voneinander lernen.
So gibt es beispielsweise in Feldthurns einen sehr aktiven Klimakreis. „Ein Klimak-Kreis ist eine unabhängige Gruppe von engagierten Menschen, die eine hohe Sensibilität für Nachhaltigkeit haben und dafür in der eigenen Dorfgemeinschaft aktiv werden“, erzählt Mitglied Mariano Paris. „Im Mai 2021 veranstaltete Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit in der Bibliothek Feldthurns eine Diskussionsrunde, bei der die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele vorgestellt wurden. Im Rahmen dieser Veranstaltung, die mit 50 Teilnehmenden einen sehr großen Zuspruch hatte, kam die Einladung auf Dorfebene aktiv zu werden und im besten Fall sogar einen Klimakreis zu gründen.“
So kam es dann auch. Bereits im Juni 2021 wurde in Feldthurns ein Klimakreis mit acht ständigen Mitgliedern gegründet. Auch das Ziel war von Anfang an klar: „Wir haben eine Vision: Feldthurns nachhaltiger zu machen; und zwei Ziele: Umsetzung von konkreten Maßnahmen und Sensibilisierung der Dorfbevölkerung für mehr Nachhaltigkeit.“
Das zweite Ziel wurde auch schon teilweise erreicht. „Mit regelmäßigen Artikeln im Dorfblatt haben wir das Interesse und den Zuspruch der Dorfbevölkerung geweckt. Wir treffen uns regelmäßig am ersten Montag des Monats, bis jetzt haben wir noch keine Sitzung ausgelassen, und es kommen auch regelmäßig Gäste, die sich für unsere Diskussionen interessieren, wie Vertreter*innen der Gemeinde, Europaparlamentarier*innen, "einfache" Bürger*innen und Unternehmer*innen. Zudem haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit bzw. einen Dialog mit den Vertreter*innen der Gemeinde aufgebaut. Wir konnten uns in einer Gemeindeausschuss- Sitzung präsentieren und unsere Anliegen platzieren. Wir sind in verschieden Arbeitsgruppen der Gemeinde vertreten, wie der Verkehrskommission, und haben sogar den Vorsitz des Bildungsausschusses“, erzählt Paris. „Konkret haben wir die Aktion "Frisch-Lokal-Gesund" auf die Beine gestellt, wo sechs Bauern und Bäuerinnen aus Feldthurns ihre Produkte ab Hof anbieten und über Plakate in den Geschäften und in einer dafür geschaffenen WhatsApp- Gruppe Werbung machen können. Wir haben mit der Gemeinde eine Müllsammel-Aktion, in Zusammenarbeit mit der Bibliothek und denm Bildungsausschuss einen Vortrag zur Permakultur und eine Höfewanderung zu den sechs Bauernhöfen der Aktion "Frisch-Lokal-Gesund" organisiert.“
Auch die Gemeinden können profitieren, wenn auf ihrem Gebiet ein Klimakreis aktiv ist. „Der Klimakreis muss selber aktiv werden, sich anbieten und den Dialog suchen. Es gilt konstruktive Vorschläge zu bringen und Lobbyismus zu betreiben. Der Klimakreis besteht aus Menschen mit viel Idealismus, das ist ansteckend. Wir können Sparringspartner und Ideengeber sein. Ich bin überzeugt, wenn die Nachhaltigkeitsbeauftragten der Gemeinden und die Klimakrise konstruktiv zusammenarbeiten, vieles für die jeweiligen Gemeinden getan werden kann. Es ist eine win-win Situation. In Feldthurns funktioniert es schon recht gut.“
Die Klimakreise sind auch Teil des Netzwerks für Nachhaltig und wirken zusammen. „Unser Fokus ist sicher nach innen, das heißt wir setzen uns für das Dorf ein, aber es ist sehr wichtig die Verbindung nach außen zu haben. Nach dem Motto

‘Denke global und handle lokal’,

bringt uns das Netzwerken mit den verschiedenen Bewegungen des Landes Inspiration und neue Ideen”, so Paris weiter, insbesondere geht es hier auch um Kompetenzen, die durch die Vielfalt der Partner*innen angeboten werden. Selbstverständlich möchten wir unseren Beitrag leisten und auch andere Klimakreise dazu ermutigen, aktiv zu werden.“
Besonders der letzte Punkt ist sowohl Paris als auch dem Netzwerk für Nachhaltigkeit wichtig. Paris will Interessierten Mut machen.:

„Jede große Reise beginnt mit dem ersten Schritt und ich bin überzeugt, dass wir im Kleinen vieles bewegen können. Auf Dorfebene ist es leichter Menschen zu erreichen, auch durch Familie, Bekannte, Vereine und Stammtischgespräche. Wenn uns die Nachhaltigkeit am Herzen liegt, dann ist es höchste Zeit, dass wir aktiv werden. Nach fast einem Jahr Klimak-Kreis in Feldthurns kann ich mit ruhigem Gewissen behaupten, dass es funktioniert.“

Die Workshops
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Südtirol bleibt ebenfalls nicht untätig. Gemeinsam mit vier anderen Partnerorganisationen im Alpenraum hat er das überregionale Projekt „Alpine Climate Action“ ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, junge Menschen in den Kampf gegen den Klimawandel einzubinden und ihnen aufzuzeigen, welchen Beitrag sie leisten können. Los geht es am 21. April mit einem Online-Workshop vom Verein Klimaschutz Schweiz, der der Frage nachgeht, wie die Versprechen von Seiten der Politik auch mit Nachdruck verfolgt und eingefordert werden können. Weiter geht es am 2. Mai mit einem Online-Workshop von Südwind Vorarlberg, der erläutert, was jede einzelne Person im Kleinen für das Klima tun kann. Den Abschluss bildet am 30. Mai der Online-Workshop vom Klimabündnis Österreich, der sich vertiefend mit dem Einfluss der Menschen auf den Klimawandel befasst.
Alle drei Workshops dauern ca. 90 Minuten und werden in deutscher Sprache abgehalten. Sie bauen nicht aufeinander auf und können auch einzeln absolviert werden. Um teilzunehmen ist eine Anmeldung auf der Website des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz nötig. Weitere Infos zu den Workshops werden außerdem im Eventkalender von SOS Future bekanntgegeben.
Im Rahmen des Projekts „Alpine Climate Action“ findet außerdem am 7. und 8. Juli 2022 ein großes Treffen in Innsbruck statt, Dort wird besprochen, wie man nächstes Jahr ein alpenweites Klimacamp organisieren kann.

Der Ausblick
Das war ein Überblick darüber, was in Südtirol – und im umliegenden Ausland – konkret von Seiten der Bürger und Bürgerinnen gegen den Klimawandel getan wird. Damit ist das Thema Klimawandel aber längst noch nicht beendet. Im nächsten Artikel von SOS Future wird es darum gehen, was in Südtirol noch fehlt und welche Strukturen geschaffen werden müssen, um konkrete Veränderungen im Bereich Klima zu ermöglichen.

Artikel von Jenny Cazzola

Dieser Blog wird von der Autonomen Provinz Bozen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik unterstützt.