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Kontrolliert, gelitten, Punkt geholt

Der FC Südtirol holt nach einer kräftezehrenden zweiten Halbzeit beim Tabellenführer aus Frosinone einen Punkt. Das 0:0 in der Analyse.
FCS Frosinone
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni

Kaum Überraschungen gab es im Hinblick auf die gewählten Grundformationen der beiden Mannschaften. Südtirol wie üblich im 4-4-2: Vor Poluzzi verteidigten Curto, Zaro, Masiello und Celli; das Mittelfeld bildeten De Col auf rechts, Fiordilino neben Tait auf der Sechs, links begann Rover - es stürmten Mazzocchi und Odogwu. Auf Seiten der Gastgeber gab es zumindest kleine Veränderungen zu der erwarteten Aufstellung: Frosinone formierte sich nämlich zu Beginn nicht im erwarteten 4-3-3, sondern wählte eine 4-2-3-1-Formation, die - wenn nicht im Ballbesitz - zum 4-4-2 wurde.

 

Der FC Südtirol hatte mit dieser kleinen Überraschung von Frosinone-Trainer Fabio Grosso aber wenig Probleme. Man überließ den Gastgebern den Ball und ließ die gegnerischen Innenverteidiger frei. Auf die Bewegungen der Sechser reagierte dann meistens Mazzocchi, der sich etwas hinter Odogwu zurückfallen ließ. Das bedeutete in der Folge, dass Tait und Fiordilino sich auch noch einmal etwas tiefer positionieren und sich um den gegnerischen "Zehner" kümmern konnten. Jeder FCS-Spieler hatte so einen direkten Gegenspieler als Referenzpunkt und Frosinone tat sich schwer, das Spiel aufzubauen.  Der eine Grund dafür war also die passende Defensivausrichtung vom Trainerteam um FCS-Cheftrainer Bisoli - demgegenüber gab Fabio Grosso seinen Spielern einen sehr merkwürdigen Plan mit auf dem Weg.

 

Immer wieder holten sich die zentralen Mittelfeldspieler Frosinones nämlich die Bälle bei ihren Innenverteidigern ab und dribbelten dann mit Ball am Fuß auf die Südtiroler Defensiv-Formation zu. Dadurch wurden Überzahlsituationen hergeschenkt und zudem zwei der eigenen Spieler (die beiden Innenverteidiger) praktisch vom Spiel ausgeschlossen. Bei Frosinone war alles darauf ausgerichtet, die individuell sehr gute Offensivreihe möglichst früh anzuspielen und so ins Spiel zu bringen. Über die eigene rechte Seite gelang dies den Gastgebern auch manchmal ganz gut: Vertikalpass auf Insigne, Ablage auf den aufrückenden Sampirisi und dann...mal sehen: Flanke, Verlagerung oder doch eine Ablage in den Rückraum. Das war alles nicht ganz zu Ende gedacht, hätte aber unter Umständen doch für das ein oder andere Tor reichen können - die Videoschiedsrichter mussten tatsächlich gleich zweimal eingreifen (bei einem vermeintlichen Tor von Insigne sowie bei einem Elfmeterpfiff).

Der FC Südtirol beschränkte sich - wie erwähnt - vor allem aufs Verteidigen, die Spieler verschoben geduldig von links nach rechts und attackierten die Gastgeber erst in der eigenen Hälfte wirklich aggressiv. Das sind wir zwar von der Bisoli-Mannschaft gewohnt, allerdings zeigte sich selbst gegen den Tabellenführer wieder einmal, dass ein aktiverer Defensivansatz ebenfalls erfolgsversprechend sein kann: Presste der FCS nämlich tatsächlich einmal etwas höher, kam Frosinone sofort in Schwierigkeiten. In der 34. Minute kamen die Südtiroler so sogar zu zwei Abschlüssen innerhalb von wenigen Sekunden (zuerst Celli, dann Odogwu).

Leider verzichteten die Südtiroler in der Folge aber auf solche höheren Pressingphasen - selbst die oben beschriebene Szene war gewiss nicht einstudiert, sondern war eine Folge der Spielsituation und der Entscheidung der Spieler.

 

Ein Wechsel mit großem Effekt

 

In der zweiten Halbzeit kam Casiraghi für Mazzocchi (später auch Lunetta für De Col und Schiavone für Rover), großen Einfluss hatten all diese Wechsel aber nicht. Auf der anderen Seite brachte hingegen ein Einwechslung Schwung und Dynamik in Spiel: Kone kam in der 58. Minute für Rohden, Frosinone formierte sich jetzt deutlich im 4-3-3 und just kam es gleich zu mehreren Chancen für den Tabellenführer.

 

Tait hatte alle Hände voll zu tun mit dem flinken und dribbelstarken Kone. Frosinone lief nun Angriff über Angriff und kam vor allem über die linke Seite zu Durchbrüchen und gefährlichen Situationen. Südtirol verteidigte mit 10-11 Mann und kam in dieser Druckphase kaum mehr über die Mittellinie. Wieder einmal musste die Truppe von Bisoli viel arbeiten, viel laufen und...leiden. Frosinone kam aber nicht mehr zum entscheidenden Erfolgserlebnis und so blieb es beim 0:0 - ein Punkt, der vor allem dem FC Südtirol gut tun wird; denn damit ist die kurze Negativserie (2 Niederlagen in Folge) gestoppt, zudem war ein Punkt beim Tabellenführer wohl kaum so eingeplant.

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Georg Markart So., 23.04.2023 - 09:27

Da ich seit fast 20 Jahren FCS Fan und auch Abonennt bin,habe ich hier Anfangs die Analysen des Herrn Hofer etwas kritisiert. Als ehemalieger Spieler und Trainer verfolgt man die Spiele etwas anders, habe aber inzwischen festgestellt,daß sich seine Spiel-Analysen von allen anderen Medien,auch durch gute Graphik unterscheiden und zu den Besten gehört. Deßhalb gebührt Herrn Hofer ein Kompliment, auch weil damit Salto bezüglich Sportberichte berreichert wird.

So., 23.04.2023 - 09:27 Permalink