Wirtschaft | Baubiologie und Gemeinwohl-Ökonomie

Baubiologie und Gemeinwohl-Ökonomie

Die Baubiologie versucht, den Menschen eine gesunde Bau- und Lebensweise zu ermöglichen. Das bringt zum einen Vorteile für den Menschen, zum anderen wirkt sie sich jedoch auf die ganze Gesellschaft aus: Weniger Krankheiten und mehr Zufriedenheit bei den Menschen ist für die Gesellschaft besser. Allerdings ist eine gesündere, energiesparendere und ökologischere Bauweise unter den heutigen Rahmenbedingungen in der Regel auch teurer.

Die Gemeinwohl-Ökonomie bewertet Wirtschaftsweisen, um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen langfristig zu ändern. In der Gemeinwohl-Bilanz spielen sowohl ökologische als auch soziale Werte eine Rolle, sowie auch ethische Werte wie beispielsweise Solidarität. Werte, die glücklich machen sind hierbei wichtig, gegenseitige Hilfestellung in einer Gemeinschaft wird hervorgehoben. Es sollen jene wirtschaftlichen Akteure belohnt werden, welche sich zum Nutzen des Gemeinwohls verhalten, und jene, die dem Gemeinwohl schaden, sollen bestraft werden.
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Foto: LPA

Damit reichen sich Gemeinwohl-Ökonomie und Baubiologie die Hände: Eine gesündere, energiesparendere und ökologischere Bauweise wird in Zukunft billiger als die heute „normale“ Bauweise, und so werden auch mehr Bauherrn baubiologisch bauen. Dazu gibt es gute Infos und Unterlagen unter www.gemeinwohl-oekonomie.org .

Kürzlich hörte ich von einer Frau, deren Haus ein großes Problem mit Schimmelbildung hat, und die es sich mit ihrer bescheidenen Pension nicht mehr leisten kann, das Haus ausreichen zu heizen oder zu sanieren, und sie findet auch keine Mieter mehr, da der Standard inzwischen als zu schlecht eingeschätzt wird. Das ist nicht nur ein Wertverlust für das Haus, sondern auch eine tägliche Belastung. Baubiologisch und energiesparend zu bauen ist heute scheinbar teurer, ja. Aber es zu unterlassen, ist kurz- und langfristig mit einem großen Wertverlust verbunden – für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft.

Die EU, der Staat Italien und das Land Südtirol können die Rahmenbedingungen ändern, indem sie eben unökologisches Handeln und Bauen nicht mehr fördern und ökologisches konkret belohnen.

Volldeklaration der Inhaltsstoffe von Produkten

Erst wenn alle Inhaltsstoffe von Produkten deklariert sind, können wir beginnen, Produkte tatsächlich zu bewerten. Die Produkthersteller sollten freiwillig eine Deklaration der Inhaltsstoffe und gegebenenfalls ein Emissionszeugnis abgeben. Es gibt bis jetzt lediglich verpflichtend die EU-Chemikalienverordnung nach REACH und die Sicherheitsdatenblätter, beide sind leider nicht ausreichend. Wenn erst eine Volldeklaration von Inhaltsstoffen vorhanden ist, kann sich der Kunde entscheiden. Wenn keine Volldeklaration vorhanden ist, fehlt einfach die Basis für eine Entscheidung, und dann sind wir auf Glauben und Hoffen angewiesen. Wir stehen genauso im luftleeren Raum, wenn Teilwahrheiten verbreitet werden. Wenn ein Hersteller sagt, ein Produkt basiere auf Kalk, ist die Formulierung so gewählt, dass es keine Falschdeklaration ist, aber die restlichen Inhaltsstoffe werden nicht angegeben, und diese halbe Information hilft uns nicht weiter. Ihre Argumente sind, dass es ihr Produktionsgeheimnis lüften würde. Wir verlangen jedoch weder das Rezept der Herstellung noch die Mengen der Inhaltsstoffe, sehr wohl aber die vollständige Angabe aller Substanzen, und so respektieren wir sehr wohl ihr Produktionsgeheimnis.

Bei reinen Naturprodukten wie Holz, Kalk, Ziegel, Stein brauche ich in der Regel keine Angaben über Inhaltsstoffe.

Sobald wir vom Vorhandensein von Substanzen auf die Auswirkungen auf die Gesundheit folgern wollen, ist die Zusammenarbeit mit Toxikologen und Ärzten gefragt. Viele Wirkungen von einzelnen Substanzen und die Kombinations-Wirkung von mehreren Substanzen, die gleichzeitig auftreten, sind noch weitgehend unerforscht. Bis wir vieles davon besser verstehen, können jedoch noch weitere 30 bis 50 Jahre vorbei gehen.

Es gibt eine große Vielfalt an Produkten, die von den Herstellern zur leichteren und schnelleren Handhabe mit diversen Substanzen versetzt werden. D.h. das Anwenden braucht keine Fachkräfte mehr, sondern kann von ungelernten Arbeitern benutzt werden. Die Zwei-Komponenten-Silikat-Farbe ist ein Beispiel. Es ist ein Produkt, das ein Ablaufdatum hat, sobald es einmal zusammen gerührt ist, und vom Maler Fachkenntnis erfordert. Mit anderen Zusätzen kann ich jedoch diese Farben so produzieren, damit selbst Hilfskräfte diese Farben benutzen können. Diese Bequemlichkeit hat ihren Preis – auf Kosten der Gesundheit und der Umwelt. Ausführliche Informationen dazu haben wir unter www.habitvital.net und unter www.baubiologie.bz.it zur Verfügung gestellt.

Messbare oder nicht messbare Entscheidungshilfen?

Je mehr ausführende Firmen baubiologische Arbeiten und Produkte anbieten, desto mehr Möglichkeiten habe ich beim Bauen. Bei den Bauherrn steigt die Wertschätzung für die Baubiologie. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert: Während vor 20 Jahren noch bauliche Entscheidungen subjektiv oder emotional, also „ideologisch“ gefällt wurden, können heute viele Entscheidungen durch eine gute Messtechnik objektiv nachvollziehbar gemacht werden. So existiert heute eine Balance zwischen objektiver Beweisführung aufgrund verbesserter Messmethoden und nicht beweisbaren Motivationen – wie spürbare Ästhetik und Wohlbefinden. Die steigenden Belastungen von Elektrosmog, die steigenden Zahlen von Allergikern und Menschen, die unter MCS (Multi-Chemichal-Syndrom) leiden, die steigenden Dauerreize tragen mit dazu bei, dass immer mehr Menschen krank werden und dadurch das Bedürfnis steigt, gesund wohnen wollen. Die eigenen Beschwerden erst führen bei den meisten Menschen zu einem Drang für eine bessere Lebensweise.

 

Angebote zur Weiterbildung

Die Landesberufsschule in Schlanders bietet seit zehn Jahren eine Ausbildung zum Baubiologen in Zusammenarbeit mit dem Verein Baubiologie Südtirol an. Die Idee für diesen Kurs kam von Peter Spechtenhauser, dem Verantwortlichen für Weiterbildung an der Berufsschulen im Vinschgau. Heuer findet der fünfte Kurs statt, aufgrund des großen Andrangs mussten ein paar Interessierte auf den nächsten Kurs vertröstet werden.

An diesem Wochenende findet im Kloster Neustift der große Kongress zur Nachhaltigkeit „think more about“ statt, bei dem ein Hauptthema auch die Gemeinwohl-Ökonomie ist:

http://www.thinkmoreabout.com/de/think-more-about-2013.html