Umwelt | Luft

Die Schattenseite des Sommers

Regelmäßig schnellte in den letzten Tagen die Ozonkonzentration in die Höhe. Der Direktor des Labors für physikalische Chemie liefert Erklärungen.
Sonne und Schatten
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Bereits zum vierten Mal in weniger als zehn Tagen melden die zuständigen Ämter gegen Donnerstag Mittag: “Die Informationsschwelle für Ozon wurde überschritten.” Vor allem im Talkessel zwischen Bozen und Meran, im Unterland und an den angrenzenden Hochplateaus – insbesondere Ritten und Seiser Alm – und Berghängen treten erhöhte Ozonkonzentrationen auf. Die fünf Messstationen, für die eine Überschreitung der Informationsschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter gemeldet wurde, sind in der Tat: Neumarkt, Kurtinig, Bozen, Leifers, Ritten.
Auch in den kommenden Tagen ist damit zu rechnen, dass die Ozonwerte weiter erhöht bleiben – denn es ist das schöne Wetter, das die Werte in die Höhe schnellen lässt, wie der Direktor des Labors für physikalische Chemie, Luca Verdi, erklärt.

salto.bz: Herr Verdi, sind anhaltend erhöhte Ozonkonzentrationen um diese Jahreszeit normal?
Luca Verdi: Ozon ist ein typischer Sommerschadstoff. Ozon wird nicht direkt durch Verbrennungsprozesse oder den Verkehr produziert, sondern es handelt sich dabei um einen sekundären Schadstoff. Verbrennungsprozesse, Verkehr und Industrie produzieren primäre Schadstoffe wie zum Beispiel Feinstaub oder Stickstoffdioxid. Wenn gewisse meteorologische Bedingungen gegeben sind, können aus diesen primären sekundäre Schadstoffe, zu denen Ozon gehört, entstehen.

Welche sind diese meteorologischen Bedingungen?
In der Sommerzeit, wenn die Sonne stark und lange scheint – das heißt: hohe Temperaturen, starke UV-Strahlung –, sind die Bedingungen da, damit sich aus flüchtigen Kohlenwasserstoffen und Stickstoffdioxid Ozon bildet. Im Moment sind wir in genau so einer Situation, wo diese Grundbedingungen relativ stabil seit einigen Tagen gegeben sind. Und das ist in einem sehr schönen Sommer eigentlich normal. Erfahrungsgemäß steigen die Ozonwerte typischerweise zwischen Mitte Mai und Mitte Juli an.

Kann man die Ozonbelastung verringern?
Die Belastung ist, wie gesagt, extrem wetterbedingt. Die primären Schadstoffe sind mehr oder weniger immer vorhanden. Man muss davon ausgehen, dass diese Emissionen in den vergangenen Monaten konstant geblieben sind, der Ozon hingegen nicht. Die Spitzen werden erreicht wenn die UV-Strahlungen sehr stark sind – und geht auf Null wenn es regnet. Deswegen kann der Menschen im Moment durch seine Aktivitäten oder irgendwelche Maßnahmen eigentlich nicht viel erzielen. Es sei denn, man ist imstande, nicht nur lokal sondern auf einer Mesoskale die primären Schadstoffe auszuschalten. Aber dazu reicht nicht nur, in Bozen oder in Südtirol Maßnahmen zu ergreifen, sondern alle Nachbarregionen müssen mitziehen.

Es gibt auch eine Alarmschwelle für Ozon…
Diese wird bei einer Belastung von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht – bezogen auf drei aufeinanderfolgende Stundenmittelwerte. Das heißt, die Alarmschwelle ist erreicht, wenn die Konzentration von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter drei Stunden hintereinander überschritten wird. Das ist doch recht unwahrscheinlich.

Aber es könnte vorkommen?
Der Wert von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde in Südtirol in den letzten Jahren nie überschritten. Man muss sagen, dass auch die Informationsschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht leicht zu erreichen ist. In diesen Tagen ist es aber der Fall.

Was würde passieren, wenn die Alarmschwelle überschritten würde?
Es gibt keine besonderen Sofortmaßnahmen. Das wäre nicht zielführend, weil es einfach nicht möglich ist, die Ozonbelastung unmittelbar zu beeinflussen. Was vielleicht getan werden könnte, ist, noch offensiver und detaillierter informieren. Aber konkret ist nicht viel drin. Leider.

Beim Labor für physikalische Chemie können Bürgerinnen und Bürgern Auskunft über die Luftbelastung einholen. Sind nach den Meldungen über erhöhte Ozonwerte in den letzten Tagen vermehrt Anrufe eingegangen?
Eigentlich nicht. An den Zugriffszahlen auf unsere Webseite weiß ich aber, dass ein recht reges Interesse herrscht.Und manchmal schreiben mir Leute, die sich auf die Daten auf der Webseite beziehen. Was im Grund auch richtig ist – denn die Webseite ist ja da, um zu vermeiden, dass Leute ständig anrufen.