Politik | Wahlen 18 elezioni

“Wir sind die neue Volkspartei”

Paul Köllensperger ist der haushohe Gewinner dieser Landtagswahlen. Als zweitstärkste Partei zieht sein Team in den Landtag ein. Wo es fünf Jahre Opposition erwartet.
Paul Köllensperger
Foto: Salto.bz

“Ma lei è… lei è Paolo?” Er ist der Star der Stunde. Doch das Gesicht von Paul Köllensperger kennen die Journalisten der nationalen Presse noch nicht. Mit der Lega ist Köllensperger mit seinem gleichnamigen Team der Wahlsieger dieser Landtagswahlen. So wie es aussieht (derzeit – Stand 2 Uhr – sind 91 Prozent der Listenstimmen ausgezählt), wird das Team Köllensperger nach der SVP zweitstärkste Partei im neuen Landtag. Und stellt fünf Landtagsabgeordnete. Fünf Männer. Fünf deutschsprachige Männer. “Das ist der einzige Wermutstropfen”, gesteht Paul Köllensperger in der Wahlnacht. Doch er fängt sich: “Bei so einem Resultat kann man nicht enttäuscht sein.”

Persönlich habe er sich nicht erwartet, so gut abzuschneiden. 37.885 Stimmen und damit 15,1 Prozent, fünf Sitze – und ein Boom bei den persönlichen Vorzugsstimmen. Über 20.000 mehr hat Paul Köllensperger im Vergleich zu 2013 erhalten. (N.B. Stand aller Daten: 3 Uhr)

 

“Vor allem der SVP, aber auch den Freiheitlichen – um die es mir nicht leid tut – haben wir Stimmen gekostet”, analysiert Köllensperger. Nach dem Erfolgsrezept gefragt, sagt er: “Davon ausgehend, dass die Volksparteien in ganz Europa an Konsens verlieren, waren wir überzeugt, dass man diese Stimmen nicht den rechten Populisten überlassen, sondern mit einer neuen Volkspartei in einem neuen Kleid und neuen Gesichtern auffangen.”

Alex Ploner, Franz Ploner, Peter Faistnauer und Josef Unterholzner sind die neuen Gesichter, die neben Köllensperger im Landtag sitzen werden.

 

Von den politischen Kontrahenten, die dem Wahlsieger zahlreich gratulieren, wird vor den Mikrofonen der Vorwurf laut, dass Team Köllensperger vor allem mit einem inhaltslosen Wahlkampf gepunktet habe. “Er ging für jeden gut, niemand weiß, wie seine Positionen ausschauen”, sagt etwa der Freiheitliche Parteiobmann Andreas Leiter Reber über Köllensperger. “Wer klarere Kante gezeigt hat, hat massiv an die Lega verloren”, spricht Leiter Reber für seine Partei. Köllensperger liest das Wahlergebnis naturgemäß anders: “Wir haben ein ausgefeiltes Programm und im Gegensatz zu jenen, die uns nun attackieren, nicht auf Themen wie Doppelpass, Flüchtlinge oder Wolf und Bär gesetzt, sondern auf Themen, die die Menschen direkt betreffen wie Sanität und Verkehr.”

Doch diese Themen wird man nicht, wie der Wahlslogan #mitregieren vermuten ließ, aus der Regierung heraus voranbringen. Das weiß Köllensperger. Denn mit fünf deutschsprachigen Männern ist sein Team kein möglicher Koalitionspartner für die SVP, die Italiener und Frauen benötigt. Er wird sich auf weitere fünf Jahre Opposition vorbereiten müssen. “Derzeit sieht alles nach einer SVP-Lega-Regierung aus.”

Über die Zukunft seines Teams wird er sich ab Montag Gedanken machen. “Jetzt feiern wir erstmal”, lächelt Köllensperger. Und dann steht ein weiterer wichtiger Schritt bevor: die Umbenennung des Team Köllensperger. Paul Köllensperger will die Personifizierung seiner “neuen Volkspartei” abschaffen. “Der Name war nur für den Wahlkampf gedacht.” Es gebe mehrere Vorschläge, über die man sich derzeit Gedanken mache, verrät Köllensperger. “Aber es soll ein Name sein, der auf deutsch und italienisch gleich gut funktioniert.”
 

Update

 
Es kommt mit großer Wahrscheinlichkeit doch noch eine weibliche Note in das Team Köllensperger und in den Landtag. Die Ahrntaler Kandidatin Maria Elisabeth Rieder hat gegen 3 Uhr früh den Freienfelder Bürgermeister Peter Faistnauer deutlich überholt. Damit könnte neben vier Männer doch noch eine Frau für das Team Köllensperger in den Landtag einziehen.
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Martin B. Mo., 22.10.2018 - 02:14

Also derzeit (94,3/84,4 %) scheint TK 6 Sitze zu haben und Rieder Maria Elisabeth ist dabei. Der PD hat 2 Sitze mit Repetto und Tommasini. SVP hat Deeg, Hochgruber Kuenzer und Amhof dabei. Bin mir nicht sicher was die benötigten Quoten sind, aber eine Koalition aus diesen Dreien würde ich nicht ausschließen.

Mo., 22.10.2018 - 02:14 Permalink