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Weihnachten nachhaltiger vorbereiten

Liebe, Besinnlichkeit und Zur-Ruhe-Kommen mit der Familie: Das erhoffen wir uns alle vom Weihnachtsfest.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: (c) unsplash

Und, na ja, wenn wir ganz ehrlich sind, erhoffen wir uns natürlich auch schöne Geschenke. Die Kleinen sowieso.
Aber wenn die Geschenke nicht stimmen, das wissen wir alle aus dem bekannten Sketch von Loriot, dann klappt das mit der Besinnlichkeit auch bei den Erwachsenen meist nicht so richtig.

Die Geschenke zu besorgen, das wird uns dabei Jahr für Jahr leichter gemacht. Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der die Geschäfte voll sein werden von allerlei Nützlichem und weniger Nützlichem und alles ist schnell mal eben in den Einkaufswagen gelegt oder im Internet mit wenigen Klicks bestellt und am Ende stehen wir dann da und verpacken am Tag vor der Bescherung hastig und ungeschickt zahllose Klein- und Großgeschenke von denen wir meist weder wissen, wo sie herkommen noch wer sie gemacht hat (bei manchem Kinderspielzeug wissen Mamma und Papa vielleicht nicht einmal, was es eigentlich genau ist).

Nun, die vielen hunderttausende Geschenke, die auch dieses Jahr wieder in Südtirol verschenkt werden werden, bauen natürlich nicht die Wichtel am Nordpol und sie werden auch nicht von Weihnachtsmann mit einem fliegenden Schlitten gebracht.

Der Gedanke allerdings an die eventuell schrecklichen Arbeitsbedingungen unter denen günstige Massenware in Schwellenländern für den europäischen Markt hergestellt wird, der Gedanke an die Umweltbelastung durch Armaden von Containerschiffen, die elektronische Gadgets um die halbe Welt verschiffe, solche Gedanken können einem das mit der Liebe und der Besinnlichkeit schon verderben. Und eigentlich auch das mit den Geschenken.

Deshalb versuchen viele heute auch zu Weihnachten bewusster zu kaufen und darauf zu achten wo unsere schönen Geschenke herkommen und wie sie hergestellt wurden. Das ist natürlich nicht ganz so einfach. Auf der Website selbergmocht.it, Partner von Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit, bieten Südtiroler Hersteller und Kreative ein erstaunlich vielfältiges Angebot von Kleidung über Dekoration bis zu Beauty-Produkten. Was man hier kauft, wurde in der Region hergestellt und nimmt deshalb keinen langen Weg bis zur eigenen Haustür. Hier finden sich vor allem kleine, mit viel Kreativität und Leidenschaft hergestellte Kostbarkeiten. Damit ist Selbergmocht jedoch vor allem eine Alternative für diejenige, die das Besondere suchen.

Ein Klassiker der Weihnachtsgeschenke dagegen ist wohl Schmuck. Liebevoll ausgewählt bringt schöner Schmuck eigentlich immer Augen zum Leuchten. Die Rohstoffe für solch faszinierende Schmuckkreationen, also Gold, Silber oder etwa Diamanten, werden allerdings leider oft unter  menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Ländern der dritten Welt gefördert. Auch Kinderarbeit kommt hier immer noch vor und die Methoden rücksichtsloser Industrieller Förderung belasten zudem die Umwelt sehr stark. Darüberhinaus entstehen nicht selten militärische Konflikte um die Kontrolle über die Minen.

Um eine Alternative zu Gold und Diamanten aus solchen Krisengebieten sorgt sich deshalb Christine Clignon vom Juwelier Gioielli & Tentazioni. In ihrem Geschäft in Bozen bietet sie sogenannte Ethical Jewels an, also Schmuck der nicht nur gefällt sondern auch gewissen ethischen Ansprüchen genügt:

Es geht darum die gesamte Produktionskette so zu gestalten, dass weder Mitmenschen noch Umwelt ausgenutzt werden."

Das Prinzip ist dabei ähnlich wie bei Fairtrade-zertifizierten Bananen oder Kaffeebohnen. Aber während solche Fairtrade-Produkte eigentlich jeder kennt, ist das Thema in Bezug auf Schmuck noch ziemlich unbekannt, sagt Christine Clignon: „Unsere Diamanten stammen zum Beispiel aus Kanada, einem Land, in dem strenge Umwelt- und Arbeitsschutzbestimmungen herrschen und in dem der Diamantenabbau zudem über einen Code of Condunct geregelt wird. In jedem Diamanten ist dann ein Kodex eingraviert, über den sich nachvollziehen lässt, woher er stammt und welchen ethischen Standards er genügt.“

Ähnlich sieht es auch beim Gold aus. Beim traditionellem Handel über internationale Goldbanken gibt es keinerlei Möglichkeiten nachzuvollziehen, wo das Gold herstammt oder unter welchen Bedingungen es abgebaut wurde.
„In den letzten Jahren hat sich aber eine ganz alternative Minenrealität entwickelt. Das sind sehr kleine Minen, die handwerklich geführt werden, also keinen industriellen Abbau betreiben und zum Beispiel auf den Einsatz von umweltschädlichem Quecksilber gänzlich verzichten.“, erklärt Clignon.

Wenn solche Minen bestimmte, vorgegebene Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen einhalten, erhalten sie von der „Fairmined Gold“-Organisation einen gerechten Preis für das Gold. Außerdem wird über Prämien auch in die Infrastruktur der Gemeinden vor Ort investiert.

Teurer für den Kunden wird solcher Schmuck aber nicht, versichert Christine Clignon: „Der Preis des Schmucks liegt im normalen Rahmen. Was sich ändert ist die Gewinnspanne für uns Händler, was wir aber gerne in Kauf nehmen, da uns der nachhaltige Handel am Herzen liegt.“

Auch Argante Brancalion vom Repair Café in Bozen sorgt sich um die Nachhaltigkeit des heutigen Konsumverhaltens. Er betrachtet das Thema im größeren Zusammenhang:

Die Erde ist eine geschlossene Kugel und alles, was uns die Erde geben kann ist da drinnen. Jedesmal wenn du etwas davon benutzt, zum Beispiel Metall, um ein Auto zu bauen, kann dieser Rohstoff wieder weniger einfach für etwas anderes verwendet werden, man kann ihn nie vollständig recyceln. Etwas geht dabei immer verloren.“

Für Brancalion heißt nachhaltiger Konsum deshalb auch, nicht immer gleich alles wegzuwerfen, das nicht mehr funktioniert oder das uns langweilig geworden ist: „Unser Auto geben wir vielleicht noch in die Werksatt, weil es einen sehr hohen Wert hat, aber schon eine Waschmaschine wird höchstens noch während der Garantiezeit repariert. Geht danach etwas kaputt, werfen wir sie weg und kaufen eine neue.“

Als Gegenentwurf dazu ist die Idee des Repair Cafés entstanden. Hier kann sich jeder der möchte von Fachleuten und erfahrenen Freiwilligen zeigen lassen, wie er ein defektes Gerät wieder repariert.

Jeden ersten und dritten Montag des Monats treffen wir uns im ‚Spazio 77‘ und reparieren alles, was wir reparieren können. Du musst es nur herbringen.“ sagt Argante Brancalion. "Das eigentliche Ziel sei es aber, erklärt er, dass die Leute das Reparieren wieder selber lernen und dann vielleicht gar nicht mehr kommen brauchen.“

Zu Weihnachten mal ein Geschenk nicht neu zu kaufen, sondern jemandem ein Gerät, das er schon hat einfach zu reparieren, das wäre in jedem Fall mal ein sehr außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk und vermutlich wirklich die nachhaltigste Variante.

Nachhaltig Weihnachtsgeschenke einzukaufen das bedeutet also vor allem, nicht nur allein an den Liebsten zu denken, dem man das Geschenk machen will, sondern sich auch Gedanken darüber zu machen, was eigentlich in so einem Produkt alles drinnen steckt, an Arbeit und an Rohstoffen und wie es daraus entstanden ist. Wenn wir das wissen oder bewusst nachvollziehen können, dann können wir auch wissen, ob das auch mit unseren Werten im Einklang ist. Und dann feiern wir wirklich ein Fest der Liebe und der Besinnlichkeit.

 

Ein Beitrag von Borja Schwember, NOWA // seeding positive transformation für Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit.

Dieser Blog wird von der Autonomen Provinz Bozen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik unterstützt.