Die Erdpyramiden von Unterinn
Foto: Oswald Stimpfl
Ausflug | Ausflug der Woche

Zum Rielinger und den Erdpyramiden

Wir sind im Gemeindegebiet vom Ritten unterwegs, auf der Südostseite des Hochplateaus, in Siffian. Der Weinhof Rielinger liegt am Keschtnweg, ein Etappen-Weitwanderweg.

Der Keschtnweg führt von Vahrn bei Brixen zu Schloss Runkelstein bei Bozen - ein Stück dieses Weges wollen wir heute erwandern. Es geht dabei von Unterinn bis zu den Leiten von Siffian. Der Rielinger liegt auf einem Sonnenhang auf 750 m und schaut übers Eisacktal zum Schlern, auch ein Stück der Dolomiten, der Latemar, lugt am Horizont hinter den Wäldern hervor. Er ist ein beliebtes und besonders im Herbst viel besuchter Buchenschank. Aber auch im Winter, sofern auf den Wegen kein Schnee liegt - heuer ist wieder so ein schneearmen Dezember - bietet sich diese Wanderung an.

Der Hof hat eine lange Geschichte, die eng mit der nahen Burg Stein verbunden ist. In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg verließen die einstigen Besitzer den Hof, der dann viele Jahre unbewohnt blieb, bis ihn der Großvater von Matthias Messner, dem nunmehrigen Bauern, in den 50 Jahren erwarb und zu neuem Leben erweckte. Vater Messner Heindl, der leutselige Altbauer, hat den guten Ruf des Rielingers als Buchenschank begründet, mittlerweile ist der Junior mit Frau Evi am Ruder und hat sich ganz auf den Weinbau spezialisiert. Die Trauben von den 2 1/2 ha Weinberg werden zur Gänze ab Hof verkauft oder ausgeschenkt. Matthias hat sich in Südtirol und in Deutschland in die hohe Kunst des Weinmachens eingearbeitet, aus der Pfalz hat er die Liebe zum Riesling mitgebracht, der es auf diesen mineralischen Böden zu beachtlicher Qualität bringt. Sehr besonders und typisch auch die Kerner, Müller-Thurgau und Zweigelt Weine, ein Rosé und Passito runden das Angebot ab. Dazu gibt es einfache Hausmannskost, an Sonn- und Feiertagen meist einen Braten. Schaf-, Rind- und Schweinefleisch kommen vom eigenen Bauernhof, die Frisch- und Selchwürste, Brot, Speck und Käse sind auch hausgemacht.

Zum Wegverlauf

Der Startpunkt ist in Unterinn, von der Rittnerstraße biegen wir ins Dorf ab und finden in der Nähe der Kirche einen Parkplatz. Die Wegweiser mit dem Symbol der Kastanie (Keschtnweg) führen uns über den Huberweg, oberhalb der Schule vorbei. Nach einer Apfelanlage taucht der Steig in den Wald ein, beim Bächlein erhaschen wir den Blick zu den hier grauen Unterinner Erdpyramiden. Ein kurzer Abstecher führt zu einer neu angelegten Aussichtsplattform. Nun schlängelt sich der Steig den Hang entlang in stetem Auf und Ab, am Bliemler und Tasegger Hof vorbei. An einer Geländekante öffnet sich ein schöner Blick zur Ruine von Schloss Stein, dann geht es steil zum Stegerbach, überquert ihn auf einer Holzbrücke und am Gegenhang geht der Steig wieder bergauf. Die Weinberge und der Rielinger sind bereits in Sichtweite, bald sind wir am Ziel.

Der Rückweg ist wie der Hinweg.

Länge 3,6 km, 140 Höhenmeter, 1 h 30 min für eine Wegstrecke.

Eine Variante zu diesem Wanderweg geht sich mit dem öffentlichen Bus gut aus. Für den Rückweg nehmen wir dann ab Rielinger den teils gepflasterten, steilen Steig Nr. 11, der vom Hof ins Eisacktal bis nach Steg (Bushaltestelle) an der Brennerstraße führt. Es ist dies die Trasse eines uralten Weges, der das Tal mit dem Ritten verbindet, einst, vor Zahnradbahn, Seilbahn und Bus, eine vielbegangene Route. Länge der Variante: 2,2 km, Gehzeit 50 min, 430 Hm im Abstieg.

Rielingerhof

Buschenschank und Urlaub a. d. Bauernhof mit drei Fe-Wo und einem DZ. Ritten, Siffian, Jänner, Februar, Juli und August geschlossen. Abends auf Vorbestellung. Montag Ruhetag, Tel. 0471 356274, www.rielinger.it

Burg Stein

Von der einst als Gerichts- und Verwaltungssitz wichtigen Burg sind nur mehr Mauerreste vom Palas übrig, die Ringmauern sind abgestürzt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut, wurde sie im 17. Jh. verlassen und verfiel dann zur Ruine. Im Auftrag der Tiroler Landesfürsten übten hier die Pflegrichter die niedere Gerichtsbarkeit aus. Bekannt wurde die Burg auch deshalb, weil der damalige Schlossherr, Engelmar von Villanders, zugleich auch Landeshauptmann von Tirol, vor der Burg enthauptet wurde. Man bezichtigte ihn des Landesverrates, weil er im Kampf zwischen den Luxenburgern und den Wittelsbachern zu ersteren hielt.

Autor:

Oswald Stimpfl

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