Chronik | Cyberkriminalität

Lukratives Geschäft

Fast 15.000 Euro hat der Pornovideo-Erpresser in nur einer Woche verdient. Anscheinend gibt es genug Menschen, die auf den Trick der Betrüger reinfallen.
Bitcoin
Foto: upi
Der Rat der Fachleute hat am Ende wenig genutzt. Dabei hatte auch die Bozner Postpolizei öffentlich davor gewarnt, den Forderungen des Erpressers oder der Erpresserin nachzugeben.
Vergangene Woche flatterte in tausende Mail-Briefkästen dieselbe elektronische Nachricht. Unter dem Betreff „Alto pericolo! Il tuo account e stato attaccato“ erklärte ein Unbekannter, dass er deinen Account gehakt habe und dich bereits seit Monaten beobachte. Der Unbekannte erläutert in der E-Mail, dass er nicht nur deine Post mitlese und alle deine Adressen kenne, sondern er wartet auch mit einer weit intimeren Nachricht auf.
Der Clou: Er habe dich beim Schauen eines Pornovideos auf deinem Rechner gefilmt und ein Video zusammengestellt, das auf einer Seite den Porno zeige und auf der anderen den Betrachter beim Schauen. Dieses Video würde an alle jene Adressen schicken, die er von deinem Computer gefischt habe. 
Außer man zahle innerhalb von 48 Stunden 235 Euro in Bitcoin. Dann würde der Unbekannte das Video löschen.
Auch der Autor dieser Zeilen bekam die E-Mail und er konnte darüber herzlich lachen. Doch anscheinend gibt es genügend User und Userinnen, die das Ganze weit ernster nehmen.


Das Bitcoin-Konto

 
Der Unbekannte hat in seiner Email ein „BTC Wallet“ angegeben. Es handelt sich dabei um ein Bitcoin-Konto. Die Adresse: „17YKd1iJBxu616JEVo15PsXvk1mnQyEFVt“.
Einer der Grundsätze der Kriptowährung ist Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Deshalb kann jeder in das „BTC Wallet“ Einblick nehmen und auch in die erfolgten Transaktionen.
Schaut man sich das besagte Konto an, so wird klar, wie lukrativ dieser grobschlächtige Erpressungsversuch in Wirklichkeit ist. Denn zwischen dem 16. Jänner und dem 22. Jänner 2018 sind insgesamt 68 Personen der Forderung des Erpressers nachgekommen. Sie haben das Geld in Bitcoin an das anonyme Konto überwiesen. Insgesamt gingen in diesen sechs Tagen 4,5947830 Bitcoin ein. Umgerechnet sind das 16.522 Dollar. In Euro: 14548,94.
 
Den Großteil dieses Geldes haben die unbekannten Cyberkriminellen bereits wieder abgehoben. Theoretisch ist für die Postpolizei zwar jede Bitcoin-Transaktion nachvollziehbar, die Delinquenten bedienen sich aber einer kaum zu knackenden Verschleierungstaktik. Beim Abheben investieren sie jeweils 10 Euro in Tausende andere Konten oder Projekte, von dort wandert das Geld dann wieder auf Hunderte andere Wallets. Das Ganze kann kaum mehr nachverfolgt und somit zum eigentlichen Akteur zurückverfolgt werden.
Am Ende ist das Resümee klar: Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Aber man kann damit viel Geld verdienen.