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Archäologie unterm Hakenkreuz

Die engen Verflechtungen zwischen Archäologie und NS-Ideologie: das Buch „Die Besetzung der Vergangenheit“ wird in Bozen vorgestellt.
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Foto: GUR

Kann sich eine so unpolitisch scheinende Wissenschaftsdisziplin wie die Archäologie mitschuldig machen an der verheerrenden Expansions- und Umsiedlungspolitik des NS-Regimes? Dieser Frage geht der Historiker Michael Wedekind in seinem neuen Buch nach.

Michael Wedekind ist ausgewiesener Experte zur Südtiroler Zeitgeschichte, beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen zur Rolle Südtirols im Nationalsozialismus und den Verstrickungen lokaler Akteure mit dem Regime. Kürzlich hat er eine Studie vorgelegt, worin er dem von gegenseitigen Interessen getragenem Verhältnis zwischen Wissenschaft und NS-Ideologie nachspürt und insbesondere die Stellung der Archäologie im Herrschaftssystem des Nationalsozialismus herausarbeitet. Dabei bettet er den Südtiroler Fall in einen geografisch breiteren Kontext und untersucht, wie Archäologen und Archäologinnen mit ihren Forschungen im Alpen-Adria-Raum dem NS-Regime in die Hände spielten: sie produzierten Wissen, das die rassistisch aufgeladene Umstrukturierung von ethnischen und sozialen Ordnungen sowie die Expansionsziele des NS-Regimes wissenschaftlich unterfütterte und legitimierte.

 

Wie die Archäologie in diese belastete Position kam, welche Bedeutung sie für die Südtiroler Geschichte hatte (und hat), und welche personellen, methodischen und thematischen Kontinuitäten weit in die Nachkriegszeit hineinreichten erzählt Michael Wedekind am Freitag, 24. Januar um 19.30 Uhr im Stadtarchiv Bozen im Gespräch mit dem dem italienischen Zeithistoriker Gustavo Corni und dem Archäologen Umberto Tecchiati.