Wirtschaft | Obstmarkt

Produkte, die Geschichten erzählen

Der Bozner Obstmarkt hadert seit Jahren damit, lokale Produzenten und frische Produkte anzulocken. Nun hat die Bürgergenossenschaft Obervinschgau ein Standl eröffnet.
Bürgergenossenschaft Obervinschgau
Foto: @salto.bz

“Ah, de sein ausm Obervinschgau und verkaufn lokale Produkte. Do hon i gestern wos g’heart, super!”. Der neue Stand der Bürgergenossenschaft Obervinschgau auf dem Bozner Obstmarkt ist schon jetzt in aller Munde. Verkauft werden saisonales Obst und Gemüse, Eier, Käse aus eigener Produktion, Weine und andere frische und veredelte Produkte aus dem Obervinschgau und der Region, alles aus biologischem Anbau. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass der Bozner Obstmarkt seit Jahren damit hadert, lokale Produzenten und frische Produkte anzuziehen. 2016 hat sich die Bozner Gemeindeverwaltung dafür entschieden, einige Stände für frisches Obst und Gemüse, Südtiroler Produkte und einheimische landwirtschaftliche Produkte zu reservieren. Die Bedeutung, die der 500 Jahre alte Markt für die einheimische Bevölkerung hatte, konnte der Obstmarkt bis heute aber nicht zurückgewinnen. Der neue Stand der Bürgergenossenschaft Obervinschgau könnte nun dazu beitragen, dass auch die lokale Bevölkerung wieder stärker angesprochen wird. 

“Der Kundenandrang war vor allem am Vormittag sehr groß”, erklärt die Standlverkäuferin der Bürgergenossenschaft, Lisa Maria Veith. “Viele sind extra wegen uns hergekommen. Einige haben sich gefreut, dass sie nicht mehr bis ins Obervinschgau fahren müssen, um unsere Produkte zu kaufen”, freut sich die gebürtige Vinschgerin. Dass die Verkäuferin mit der Realität im Vinschgau vertraut ist, war dem Geschäftsführer der Bürgergenossenschaft, Michael Hofer, wichtig: “Lisa kennt die Geschichten und die Produzenten, die hinter den Produkten stehen. Alle unsere Produkte sind handgefertigt und handabgefüllt. Jedes Produkt hat eine eigene Geschichte und seinen eigenen Hof, die wir so gut wie möglich unterstützen wollen.”

Um biologischen Anbau und Regionalität zu fördern, haben sich Bürger 2017 zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen und eine wirtschaftliche Plattform und einen ersten Gemeinschaftsstand im Obervinschgau gegründet. So haben Produzenten die Möglichkeit, ihre Bio-Produkte abzusetzen und unkompliziert auch neue Produkte auszuprobieren. 90% der Produkte kommen direkt aus dem Obervinschgau, einige wenige aus anderen Teilen der Region. “Wir haben jede Woche erntereifes Gemüse. Es wird am Montag geerntet und ist am Dienstag in Bozen”, erklärt Hofer.

Diese Produkte werden nun also auch auf dem Bozner Obstmarkt verkauft. Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, von denen Standlbetreiber auf dem Bozner Obstmarkt berichten, ist Michael Hofer zuversichtlich: “Die Kosten sind hoch, aber für die Lage in Bozen sind sie vertretbar. Wichtig ist, dass der Obstmarkt dadurch aufgewertet wird", so Hofer. Kein einfaches Unterfangen: "Ich habe gehört, dass es immer wieder leere Stände gibt, dass das Angebot nicht mehr das ist, was es einmal war. Deshalb kommen viele auch gar nicht mehr hierher." Hofer ist sich des Risikos bewusst. "Aber wenn der Stand bis Dezember gut läuft, werden wir das ganze Jahr über am Obstmarkt stehen."