Kultur | Entschärfung

25 Meter wider das Vergessen

Die Historisierung des Duce-Reliefs am Bozner Gerichtsplatz nimmt konkrete Züge an. Die Expertenkommission feilt an letzten Details des Schriftzugs und der Info-Stelle.

Die Entschärfung des Piffrader-Reliefs am Bozner Gerichtsplatz nimmt immer konkretere Formen an. Ende September vergangenen Jahres kam das “Ok” aus Rom. Sowohl der damalige Kulturminister Dario Franceschini als auch der “Hausherr” des Bozner Finanzamt, Wirtschaftsminister Carlo Padoan, hatten der Landesregierung ihre Unterstützung bei der Historisierung zugesichert. Die Angelegenheit ging anschließend an jene Kommission von Experten um die Historiker Silvia Spada und Hannes Obermair, die sich bereits um die Entschärfung des Siegesdenkmals in Bozen gekümmert hatten. In den kommenden Stunden wird die Expertenkommission erneut zusammen treten, um über die Details der Historisierung des Duce-Reliefs zu diskutieren.

Das Duce-Relief mit dem faschistischen Credo “Credere, Obbedire Combattere”. Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Wie bereits bekannt ist, wird über dem von Hans Piffrader während der faschistischen Diktatur angefertigten Mussolini-Relif ein Schriftzug angebracht. “Niemand hat das Recht zu gehorchen” – das berühmte Zitat von Hannah Arendt soll künftig dort zu lesen sein. Und zwar nicht nur – wie ursprünglich angedacht – nachts an das Gebäude projiziert, sondern auch tagsüber. Dreisprachig sowie 20 bis 25 Meter lang soll der Schriftzug werden und damit einen Großteil des 35 Meter langen Reliefs bedecken. So weit die Vorstellungen der Expertenkommission. Bleibt noch die Frage nach dem Material, aus dem die Buchstaben gefertigt werden sollen. Auch wo und wie genau sie am Gebäude am Gerichtsplatz angebracht werden, ist noch nicht vollständig geklärt.

Fix ist hingegen, dass das Hannah-Arendt-Zitat nicht einfach so hinplatziert wird. Auf dem Gerichtsplatz wird zusätzlich eine dauerhafte und reich bestückte Info-Stelle eingerichtet. “Die Idee ist, dass sowohl der historische und politische Kontext, in dem das Duce-Relief entstanden ist als auch die Schrift von Arendt selbst erklärt werden”, erläutert der Historiker und Experte der Kommission zur Relief-Entschärfung Andrea Di Michele im Gespräch mit der Tageszeitung Alto Adige. Die Worte von Hannah Arendt seien nämlich kein Aufruf, keinerlei Autorität anzuerkennen, so Di Michele, sondern in einem spezifischen historischen Kontext als Einladung enstanden, moralischen Widerstand gegen jegliche Diktatur zu leisten.

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Alberto Stenico So., 23.08.2015 - 11:52

Benvenuta a questa iniziativa e complimenti a colori i quali riusciranno finalmente a portarla a termine. Ho solo un dubbio è cioè come sarà percepita la frase di Hannah Arendt relativa ai processi ai criminali nazisti,
nella cultura italiana. Temi come quello dell'obbedienza, delle responsabilità storiche delle dittature fascista e nazista, della teoria della razza, dell'esito della
seconda guerra mondiale sono stati rielaborati in modo talmente diverso nel mondo tedesco e in quello italiano! Mi auguro comunque che Hannah Arendt ci avvicini e ci aiuti tutti a fare un passo avanti. Nessuno ha diritto di ubbidire!

So., 23.08.2015 - 11:52 Permalink