Umwelt | Stadtplanung

Mehr Palmen für Meran

Im Frühling wird die Romstraße in Meran mit Hanfpalmen verschönert. In der Schweiz gilt die Baumart als invasiv – zwischen Asphalt und Apfelbäumen sei das Risiko gering.
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Foto: Alessio Zaccaria on Unsplash
Der Meraner Stadtrat hat diese Woche beschlossen, auf einem Teil der Romstraße im Frühling 2023 für 100.000 Euro 150 Hanfpalmen zu pflanzen. Die bereits bestehende Begrünung mit den Büschen soll erhalten bleiben. Auf der viel befahrenen Straße verkehren täglich tausende Autos.
Mit der Baumbepflanzung soll das typische Stadtbild Merans mit Palmen und Bergspitzen im Hintergrund (idealerweise schneebedeckt) fortgeführt werden. Die kälteresistenten Palmen können Temperaturen bis zu minus 20 Grad überstehen und werden an den Kreuzungen der Romstraße mit Zypressen kombiniert. Damit empfängt Meran die Fahrer:innen aus dem Süden mit einer Palmenallee.
Für Vizebürgermeisterin und Umweltreferentin Katharina Zeller (SVP) sind die geplanten Palmen begrüßenswert: „Dass die Stadteingänge verschönert werden, war ein großes Anliegen der SVP und die Palmenallee trägt sicher dazu bei. Zudem dienen sie auch als Abtrennung von Fußweg und Straße“, erklärt Zeller gegenüber der Tageszeitung Dolomiten. Diesen Aspekt betont auch Stadtbaumeister Wolfram Pardatscher im Gespräch mit salto.bz: „Die Palmen geben Radfahrer:innen (auf dem erhöhten Gehsteig, Anmerkung d. R.) mehr Sicherheit, es können keine Äste herunterbrechen und sie spenden Schatten.“
 

Immigrierte Pflanzen im Alpenraum

 
Die Palme wurde wie auch andere ausländische Pflanzen im 19. Jahrhundert nach Meran gebracht. „Während der k.u.k-Monarchie galt Meran als Südbalkon der Alpen“, erklärt Pardatscher. Die Hanfpalme stammt aus dem asiatischen Raum, heute wächst sie auch am Mittelmeer und in zentraleuropäischen Ländern wie der Schweiz oder Österreich. Die Schweiz hat diese Pflanzenart nun aber auf die Schwarze Liste invasiver Arten gesetzt.
Denn im Schweizer Südkanton (Tessin) hat sich die Hanfpalme in den Wäldern bereits rasch ausgebreitet und verdrängt einheimische Pflanzen. Das lokale Umweltamt forderte deshalb die Besitzer:innen der Palmen während der Blütezeit im Frühling auf, deren Blütenstände zu schneiden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Pardatscher kennt die Problematik, allerdings hält er es für sehr unwahrscheinlich, dass sich die Hanfpalmen auf der Romstraße in Meran vermehren können. „Die Palmen werden sich am bebauten Stadtende zwischen Asphalt und Apfel-Monokulturen befinden, wo die Bauern regelmäßig mähen. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass die Früchte der Hanfpalme bis nach Marling fliegen.“
 

Biodiversität im 21. Jahrhundert

 
Pardatscher beschäftigt sich bereits seit 2018 mit der Aufwertung der Romstraße im Süden Merans, Biodiversität habe dabei auch eine Rolle gespielt. Allerdings sieht er in der Begrünung öffentlicher Flächen, etwa schmale Grünstreifen auf viel befahrenen Straßen, wenig Spielraum.
 
 
„Es stimmt, dass die Hanfpalme wenig einheimische Insekten anzieht“, gesteht er ein. Die Büsche am Grünstreifen würden hingegen für mehr Tiere einen Lebensraum bieten. Insgesamt betrachtet müsse für eine höhere Artenvielfalt aber in der Landwirtschaft angesetzt werden. „In Südtirol wachsen von Schlanders bis nach Salurn und Natz-Schabs unzählige Apfelbäume in Monokultur“, sagt Pardatscher. Daher fordert er mehr Mischkulturen und hochstämmige Baumarten auf Apfelwiesen, um die Hagelnetze zu ersetzen.
 

Kritik

 
Für den Meraner Naturschutzverein AmUm ist die Neubepflanzung mit Palmen zu wenig engagiert. Nach dem Erscheinen des Dolomiten-Artikels (21.09.2022) zu den neuen Hanfpalmen in Meran äußert sich der Verein wie folgt: „Der Meraner Grünplan unterstreicht die Bedeutung der ökologischen und naturalistischen Funktionen des städtischen Grüns. Die Redner auf der von uns organisierten Veranstaltung im Maria-Trost-Park am vergangenen Samstag, den 10.09.2022, haben dies betont. Man sollte über die ästhetische Funktion hinausgehen. Wir fragen uns, ob dies bei der Auswahl der Palmen berücksichtigt wurde. 100.000 Euro für ein ‚mediterranes Image‘ und eine ‚schöne Visitenkarte‘ scheinen uns in Zeiten der Krise völlig unangebracht.“
 
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△rtim post Do., 29.09.2022 - 10:33

Es fehlt, banal gesagt, ökologisches Bewusstsein — und zwar parteiübergreifend. Andernorts verbietet man seit längerem Schottergärten, tilgt invasive Pflanzen, insbesondere, da sie für Tiere als Nahrungsgrundlage wertlos sind. Bäume hingegen mit einer großen Baumkrone beeinflussen das Mikroklima positiv und können im Sommer die Temperatur im Schatten um ca. 10 Grad senken. Bin gerade etwas sprachlos über die Kurzsichtigkeit dieser Entscheidung in Hinblick auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz!
Die regierenden Rechten wollen Meran mit seinem eigentlich gemäßigten Alpinklima im öffentlichen Raum ideologisch und touristisch mit diesem Gag wohl unbedingt als italienisch mediterran vermarkten.
Mehr noch, man gibt sich zudem grün, um den ganzen Etikettenschindel abzurunden. Dabei sind Grüne und Liste Rösch dort sogar stärkste Fraktion im Gemeinderat.

Do., 29.09.2022 - 10:33 Permalink