Kultur | Salto Return

#231017

In Salto Return geht es nicht um das neue NOI in Bozens Industriezone. Es geht aber dennoch um Fassaden. Und um Menschen die sich dahinter verstecken.
noi_bau.jpg
Foto: Foto: Salto.bz

Noi-Bau
Gelangweilt und traurig schlenderte ich am Wochenende durch die NOI-Gänge, suchte nach einer Spur Innovation, konnte aber nichts finden. Ich hatte die Erwartungen wohl zu hoch geschraubt, erkenne vor allem protzige Großtuerei, kaum etwas vom alten Charme. Die Innenräume sind wenig einladend, steril und nicht benutzerfreundlich.
Zum Glück blieb der Turm erhalten, in Form und Design, der Rest ist zum Davonlaufen, dachte ich mir, und tat es. Ich lief zum nächstbesten Kreisverkehr und begab mich in das neu installierte Kugel-Kunstwerk der Künstlerin Esther Stocker. Hier konnte ich mich vom NOI-Schock erholen.

Nui-Wahl
„Wollen wir eine fikken?“ fragte ein mir unbekannter Mann (der das K mit dem F vertauscht) und stellte sich vor: „Hallo Fumpel, ich bin der Mann, der das F mit dem K vertauscht!“ Irgendwie kam mir seine Geschichte bekannt vor, doch der Mann (der das K mit dem F vertauscht) wollte nicht ins Detail gehen, holte lange Papers aus seiner Westentasche und drehte einen feinen Joint. „Du fikkst doch. Oder?“
Ich setzte mich neben den Mann (der das K mit dem F vertauscht) und lauschte aufmerksam seinen Worten: „Hör mal her. Ich hab mein Land verlassen, da mir die dort vor furzem abgehaltenen Wahlen sauer aufstoßen. So bin ich bei Nacht und Nebel illegal über den Reschen nach Südtirol geklüchtet. Und nun bin ich hier, hab mich in dieser Fugel verstefft und rauche eine lange Zigarette auf den Furz, den österreichischen Politineuling, der voll auf frasse Kassade macht. Furz vor meiner Klucht hat er sich bereits geheim mit der KPÖ getrokken und ist mit ihnen einen braunen Deal eingegangen. Was für ein Fatzenjammer!“
Der Mann (der das F mit dem K vertauscht) zeigte mir während er kräftig inhalierte ein blau-braunes Schundblatt, welches er aus der Ostmark mitgebracht hatte (Name der Redaktion bekannt). „Schau dir diese Faffe an, hier fönnen Möchtegernjournalisten ihre überaus unflugen Gedanfen mitteilen. Einer der Polit-Folumnisten ist sogar der bescheuerte Kelix Baumgartner, diese Pkeike!“ Ich blätterte widerwillig durch das Hochglanzmagazin der Burschenschafter-Truppe und blieb bei einem Interview mit dem Südtiroler Koch Roland Trettl hängen: „Das ist ein befannter Foch aus Südtirol, du wirst ihn fennen. Oder? Warum glaubst du hat er sich für dieses Dreffsblatt interviewen lassen? Eine Überdosis Ingwer? Was fönnte der Grund sein?“ Ich schüttelte minutenlang den Kopf und schämte mich für den Trettl, der wohl bei Interviewanfragen ein hellbraunes Brettl vor dem Kopf hat... „Als denfender Mensch fannst du einem KPÖ-Blatt fein Interview geben. Punft. Das rechtsrechte Magazin bringt sogar einen Hank-Artikel. Echt geschmafflos, was die Sauk- und Schunfelbrüder da treiben!“ sagte der Mann (der das F mit dem K vertauscht) wütend.

Ich legte die FPÖ-Zeitung aus den Händen und bemerkte wie eklig-braun meine Finger geworden waren – che schifo. Ich nahm den halb niedergerauchten Joint des Mannes (der das K mit dem F vertauscht), zog nicht (!) daran, sondern legte den Joint feinsäuberlich auf eine der vielen rechten Seiten des blödsinnigen Magazins. Im Nu ging es in Rauch auf, samt Baumgarter, Trettl, Strache, Hofer und den weiteren Schwachmaten mit Pseudo-Fassade.
„Die wollen uns nur hinten und korn kiffen, mit ihrem Scheiß-Gerede, diese elendigen Nationalisten und Heimatfultkreunde. Kuff. Und nun machen sie wahrscheinlich eine Foalition mit der Furz-Partei, eine echt franke Gesellschaft ist das!“ Der Mann (der das K mit dem F vertauscht) holte nun eine Schnapsflasche aus der Tasche und fragte: „Willst du noch einen Furzen?“

Ich nahm einen Schluck, legte ich mich hin und blickte nach oben, in das Innenraum-Chaos der Esther-Stocker-Kreisverkehr-Installation.
Je länger ich schaute, desto mehr erkannte ich eine Ordnung. Ich liebe es einfach hinter Fassaden zu blicken.