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Die vergessene Herabstufung

Die Sparkassenführung verkauft eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Die Realität sieht aber anders aus. Die Ratingagentur Moodys hat die Sparkasse gerade herabgestuft.
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Foto: CBS
Marketing und PR sind im modernen Gewerbe alles. Auch im Bankensektor.
Wie man das macht, zeigt seit längerem die Südtiroler Sparkasse. Periodisch setzt man per Pressemitteilung Erfolgsmeldungen in die Welt.
Im Juli wurde triumphierend eine Halbjahresbilanz präsentiert, mit einem Gewinn von 9,2 Millionen Euro. Vergangene Woche dann folgte Teil 2. Während man in der Öffentlichkeit über die Ermittlungen der Bozner Staatsanwaltschaft und den Antrag zur Einsetzung einer Untersuchungskommission des Südtiroler Landtages debattiert, ließ die Sparkasse perfekt getimt, die nächste positive Nachricht vom Stapel.
Geschäftsergebnisse in den ersten 9 Monaten sehr positiv und über den Erwartungen“, heißt es in der Presseaussendung vom vergangenen Donnerstag. Und weiter: „Die Sparkasse setzt ihren wirtschaftlichen Wachstumskurs fort und erzielt in den ersten neun Monaten 2017 bedeutende Ergebnisse. Diese liegen in mehreren strategisch wichtigen Geschäftsfeldern über den vom Strategieplan vorgegebenen Zielen.“
Die Positivmeldung wurde perfekt platziert, etwa in der renommierten Mailänder Wirtschaftszeitung „Il sole24ore“.
Was man aber nicht sagt: Es gibt noch eine ganz andere professionelle Sichtweise auf die Südtiroler Sparkasse, die man lieber verschweigt. Denn diese sieht alles andere als rosig aus.
 

Das Downgrade

 
Die amerikanische Agentur „Moody's Investors Service“ ist die zweitgrößte Ratingagentur der Welt. Neben S&P und Fitch Ratings bewertet Moodys Wirtschaftsunternehmen und Banken nach ihren veröffentlichten Zahlen und beurteilt das Management. Die Ratings von Moodys gelten international als eine Art Gütesiegel und werden offiziell als Gradmesser für den Zustand eines Unternehmens gesehen. So etwa hat auch die Sparkasse - wie alle anderen Banken - auf ihrer Homepage unter ihren finanziellen Kennzahlen die Moodys-Bewertung angeführt.
Allerdings eine, die heute nicht mehr stimmt.
 
Denn am 12. September 2017 hat Moodys die neue Sparkassenbewertung öffentlich bekanntgegeben. Und diese sieht deutlich anders aus, als die Erfolgsmeldung aus der Sparkassen-Zentrale.
Moodys hat die Sparkasse noch einmal deutlich herabgestuft. Das Rating für langfristige Einlagen wurde um eine Stufe von Ba1 auf Ba2 herabgestuft. Während es für die Emittentenratings der Bank gleich zwei Stufen nach unten ging. Von Ba2 auf B1. Konkret heißt das, dass die Wertpapierausgaben von einer „spekulativen Anlage“ zur einer „hochspekulativen Anlage“ geworden sind. Und dass laut dieser Moddys-Bewertung: „Bei Verschlechterung der Lage Ausfälle wahrscheinlich sind.“
 

Negative Aussichten

 
Moodys begründet die Herabstufung mit den „bestehenden Strukturproblemen“ der Sparkasse und den „großen Bestandes an Problemkrediten“.
Moody analysiert den Status der Sparkasse nüchtern. Demnach verzeichnete die Sparkasse im Jahr 2014 einen Anstieg der Problemkredite, die von 13,1 Prozent aus dem Jahr 2013 auf 22,2 Prozent der Bruttokredite gestiegen sind. Heute stellen Problemkredite 15,5 Prozent der Bruttokredite der Sparkasse dar, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Spitzenwert von 23,7 Prozent im Jahr 2015. Die Bereitstellungsabdeckung wurde ebenfalls verbessert. Die notleidenden Kredite der Bank sind jetzt zu 60 Prozent durch Rückstellungen gedeckt (gegenüber einem italienischen Durchschnitt von 62 Prozent) und 31 Prozent im Falle von Zahlungsunfähigkeit und überfälligen Darlehen (gegenüber einem italienischen Durchschnitt von 33 Prozent).
Konkret heißt das, dass die Wertpapierausgaben von einer „spekulativen Anlage“ zur einer „hochspekulativen Anlage geworden sind.
Trotz eines Rückgangs des Problemkreditportfolios in Verbindung mit einer verstärkten Deckungsvorsorge ist der Bestand an Problemkrediten im europäischen Kontext weiterhin hoch“; heißt es im Moodys-Bericht. Und weiter: „Die Rentabilität ist mit einer annualisierten Gesamtkapitalrendite von 0,2% im ersten Halbjahr 2017 weiterhin schwach.
 
In die Bewertung ist bereits die Halbjahresbilanz 2017 eingeflossen. Das Resümee von Moodys:
 
„Die Ratingagentur erwartet, dass die Rentabilität der Südtiroler Sparkasse unter Berücksichtigung der begrenzten Umsatzdiversifizierung der Bank, ihrer hohen Kostenbasis und des Niedrigzinsumfelds, das den Zinsüberschuss der Bank weiter belasten wird, weiterhin schwach bleibt. Die bescheidene Rentabilität des Ergebnisses vor Rückstellungen (pre-provision profitability) der Sparkasse bietet wenig Schutz vor potenziellen neuen Anstiegen der Risikokosten, falls sich die wirtschaftlichen Aussichten der Region verschlechtern.“
Es muss hinzugefügt werden, dass diese Herabstufung der Sparkasse Teil einer sogenannten „systemischen Herabstufung“ eines großen Teils des italienischen Bankensystems ist.
Bisher hat die Sparkassenführung aber darauf verzichtet, die Moodys-Bewertungen auf der eigenen Homepage zu korrigieren und auch zu diesem Thema eine Pressemitteilung auszusenden.
Man ist wahrscheinlich zu sehr mit dem Verfassen von Erfolgsmeldungen beschäftigt.
 
 

UPDATE

In Bezug auf den veröffentlichten Artikel „Die vergessene Herabstufung" weist die Südtiroler Sparkasse darauf hin, dass das auf der Homepage der Sparkasse veröffentlichte Rating dem Stand vom 12. September 2017 entspricht und somit nicht veraltet ist.
Wie man selbst der vom Nachrichtenportal Salto.bz veröffentlichten Graphik entnehmen kann, entsprechen die beiden Ratings den vom Autor des Artikels genannten Ratings, welche somit aktuell sind.

Die Sparkasse hat Recht. Man hat das neue Rating auf der Homepage still und leise ajouriert.
Christoph Franceschini 
 
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alfred frei Mo., 23.10.2017 - 12:41

Wetterbericht: "Bis zu den nächsten Landtagswahlen beherrscht eitel Sonnenschein die Südtiroler Großwetterlage;
einzelne Gewitterwolken (Kumulonimbus) lokalisiert über den Sparkassenfilialen, lassen noch keine Schauer- oder Hagelbildung
voraussehen. Vorsicht ist nur in den Chefetagen geboten.

Mo., 23.10.2017 - 12:41 Permalink