Umwelt | Mikroplastik

Das Ende der Plastikverschmutzung?

In einer kleinen Studie werden erstmals Plastikpartikel in menschlichen Exkrementen nachgewiesen. Die zunehmende Plastikverschmutzung wird zum Problem. Was kann man tun?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Gerade lese ich auf Zeit Online, dass es Forschern erstmals gelungen ist, Mikroplastik in menschlichen Stuhlproben nachzuweisen. Bei Mikroplastik handelt es sich um kleine Plastikteilchen, welche mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Diese Partikel werden zum Teil gewollt hergestellt und werden z.B. Kosmetikprodukten wie Shampoos beigemischt. Sie entstehen auch durch den natürlichen Abbau von Plastikmüll.

Das Problem der Plastikverschmutzung wird schon länger thematisiert und es gibt unterschiedliche Ansätze, es zu lösen. Auch Silvia Rier schrieb dazu einen Beitrag, den man hier nachlesen kann. Im Beitrag wird die Möglichkeit eines Plastikverbots diskutiert.

Sind Verbote und gesetzliche Regulierungen wirklich die Lösung? Ich plädiere für eine vom Bürger ausgehende Veränderung, die ohne staatliche, demokratische Institutionen auskommt. Ein Beispiel dafür liefert der heute 24 Jahre alte Bojan Slat. Bojan Slat begann vor fünf Jahren mit dem Projekt OceanCleanUp. Nachdem er im Urlaub von der Plastikverschmutzung im Meer schockiert war, brach er das Studium ab und gründete ein Unternehmen, das sich die Reinigung der Ozeane von Plastikmüll zum Ziel setzte. Finanziert wurde dieses Projekt großteils über Crowdfunding-Plattformen im Internet. Ocean Clean Up startete kürzlich das erste Reinigungsschiff. Bis 2020 soll die gesamte Flotte aufgebaut sein.

Die Digitalisierung ermöglicht eine völlig neue Form der Mitbestimmung abseits der klassischen, langsamen demokratischen Prozesse - dezentral, flexibel und ohne Zwang auskommend

Dieses Projekt zeigt die Macht und die ungeahnten Möglichkeiten des Internets. Früher wäre ein derartiges Projekt ohne Großinvestoren oder ohne staatliche Subventionen undenkbar gewesen. Nun führt ein junger Mensch ein Team von über 80 Ingenieuren, Wissenschaftlern und Arbeitern und arbeitet so an der Lösung eines wichtigen Problems. Durch die digitale Vernetzung kann jeder Bürger dieses oder ähnliche Projekte nach eigenem Ermessen unterstützen. Das ist eine völlig neue Form der Mitbestimmung - ermöglicht durch die Digitalisierung. Dezentral, flexibel und ohne Zwang auskommend können so echte Projekte lanciert und umgesetzt werden. Die Möglichkeiten solcher über Crowdfunding organisierten konkreten Projekte sind den zahlreichen Online-Petitionen haushoch überlegen. Diese gehen nach wie vor den umständlichen und meistens nicht zielführenden Weg über die demokratischen Institutionen.

Man muss nicht ein so großes Projekt aufziehen oder spenden, um etwas gegen Plastikverschmutzung tun zu können. Auch bewusster Konsum ist eine gute Möglichkeit. Man muss dafür auch nicht gleich beim Einkaufen völlig auf Verpackungen verzichten, wie es in vielen Städten wie Graz oder Bozen schon tun kann. Da sind junge Leute am Werk, die nicht auf Verbote setzen, sondern sich überlegen, wie sie es dem Konsumenten schmackhaft machen können, auf Plastik zu verzichten oder zumindest den Plastikverbrauch zu senken.

Auch in Supermärkten und Drogerien gibt es häufig schon als mikroplastikfrei deklarierte Shampoos, Zahnpasten und Pflegeprodukte. Jeder kann seinen Beitrag leisten, ohne dass es irgendwelche Verbote braucht.

Ich persönlich halte solche marktwirtschaftlich orientierte Ansätze für besser als irgendwelche Verbote, die letztlich nur zu weiteren Problemen führen. Wer für Verbote eintritt, gesteht damit ein, selbst keine Macht über die eigenen Konsumentscheidungen zu haben. Wer nach dem Staat ruft, anstatt selbst sein Schicksal in die Hand zu nehmen, wird ewig unmündig bleiben.

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gorgias Mi., 24.10.2018 - 08:10

Tut mir leid das ist eine völlige Illusion zu glauben mit solchen Ansätzen weit kommen zu können. Es gibt genug Bücher die darauf hinweisen dass dies nur ein neoliberaler Feuchter Traum ist.
Warum deregulieren wir nicht alles konsequent. Hygienevorschriften, Abgasgrenzen, Spritzmittel, den Gebrauch von giftigen Stoffen in allen möglichen Produkten. Solange man nicht ausdrücklich darauf hinweist gewisse Standards einzuhalten darf halt nichts vorausgesetzt werden.. Konsumenten werden auf solche Garantien vom Produzenten ausschau halten. Dann haben wir einen freien und transparenten Markt.
Den Heilberuf kann man doch auch deregulieren. Natürlich darf sich nur jener als Dr. Med. bezeichnen der die entsprechende Ausbildung vorweisen kann. Aber der Markt wirds schon richten und der Konsument ist ja so mündig,l. Deswegen sind ja die ganzen Ozeane ja voll Plastik.

Mi., 24.10.2018 - 08:10 Permalink
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gorgias Fr., 26.10.2018 - 13:37

Solche Privatinitiativen sind wertvoll, doch können Sie nur ein Teil der Lösung sein. So sagt Boyan Slat selbst in einem Time-Interview, dass wenn man aufhören würde Plastik zu benutzen das bereits vorhandene Plastik noch für weitere 100 Jahre herumschwimmen würde. Damit möchte ich sagen, dass dieses Projekt auch nur ein Teil der Lösung sein kann, denn es kann nicht die Lösung sein, dass man Plastik an Land produziert, das dann (zum Teil) irgendwann im Ozean herumschwimmt und dann eingesammelt wird und am Land (hoffentlich) wiederverwertet wird.

Ich finde es ist wichtig politischen Entscheidungen Raum zu lassen für solche Initiativen, aber der Markt kann nicht alles Regeln. Ein Markt der dem Allgemeinwohl am besten nützt braucht gesetzliche Rahmenbedingungen in denen er sich dementsprechend entfalten kann. Ein Plastik-verbot kann immer noch als sinnvoll erachtet werden. Oder von mir aus eine Produktionssteuer auf Einwegprodukte aus Plastik.

Interessant wäre es, wenn man einen möglichst geschlossenen Werkstoffkreislauf aufbaut in dem bestimmte Materialien aus Kunststoff verwendet werden, die immer wieder verwertet werden können. Das Recycling ist energiesparender als die Neuerstellung von bestimmten Kunststoffen. Dafür sind staatliche. Damit das aber Funktioniert, braucht es aber eine dementsprechende Regulierung in der man sich auf bestimmte Kunststofftypen einigt und nicht verschiedene Kunststoffe für die selbe Aufgabe verwendet werden.

Doch auf dem Konsumenten alleine zu setzen ist eine Illusion, schon in verschiedenen Büchern erörtert wurde wie: Otto Moralverbraucher, Das Ende der Märchenstunde, Die grüne Lüge, Ende einer Illusion: Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann

Fr., 26.10.2018 - 13:37 Permalink
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Paul Stubenruss Fr., 26.10.2018 - 20:35

Ein Beispiel wie kurzsichtig die Eu das Problem angeht. Ich sehe schon was passieren wird: Entweder die Hersteller der Einweggeschirre produzieren noch zwei Jahren weiter und verkaufen den Müll ins Ausland, oder, was wahrscheinlicher sein wird, sie verkaufen die Maschinen und dann wird in anderen Ländern munter weiterproduziert. Vernünftig wäre gewesen: Den Herstellern eine Verschrottungsprämie und Hilfe für eine Neuorientierung der Betriebe zu geben. Gilt aber nur kurzfristig und so wäre schon in wenigen Monaten jegliche Einwegplastik aus dem Markt. Den Plastikmüll zu reduzieren wäre viel wichtiger als alsbald wieder Banken zu retten.

Fr., 26.10.2018 - 20:35 Permalink
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Paul Stubenruss Fr., 26.10.2018 - 21:03

Eine Anmerkung zur Wiederverwertung des eingesammelten Plastik. Plastik verliert bei jeder neuen Einschmelzung an Qualität und so am Ende auch an Brauchbarkeit. Also endlose Wiederverwertung ist eine Illusion und nur Verbrennung schafft das Zeug aus der Welt.

Fr., 26.10.2018 - 21:03 Permalink
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gorgias So., 28.10.2018 - 13:15

>Der Markt kann gar nichts regeln, und das will er auch gar nicht. Denn der Markt ist keine normsetzend Instanz. <

Der Markt regelt den Preis über Angebot und Nachfrage.

>Auch das – dem Allgemeinwohl zu deinen – ist nicht der Zweck oder die Funktion des Marktes.<
Das ist die ethische Voraussetzung für eine Marktwirtschaft. Die Verfolgung des Eigennutzens ist am Ende gut für die Allgemeinheit. Lesen Sie doch die Klassiker.

>Das Fehlen gesetzlicher Rahmenbedingungen dürfte hier nicht das Problem sein. Das Problem ist, dass man die hier angesprochenen Katastrophen nicht durch Gesetze bewältigen kann.<

Es braucht entsprechende Rahmenbedingungen die Umweltbelastung derat stark besteueren, dass alternativen günstiger werden. Würde der Benzinpreis dementsprechend hoch sein, würden die Absätze von SUV zurückgehen. Lokale Kreisläufe würden gestärkt und Langstreckentransporte zurückgehen.

Würde der CO2-Austross stark genug besteuert würde dementsprechend dieser auch zurückgehen:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-08/co2-steuer-klimawandel-abgas-ska…

Das heisst Verursacherprinzip und ist mit dem Kapitalismus gut vereinbar.

So., 28.10.2018 - 13:15 Permalink
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gorgias So., 28.10.2018 - 17:04

Der Markt regelt sich selber. Der Markt besteht aus Individuen die selbstbestimmt ihre Waren und Dienstleistungen gegen Geld oder andere Waren und Dienstleistungen tauschen. Um welchen Preis jemand etwas anbietet/nachfragt hängt auch von anderen Anbietern und Nachfragenden ab. Die Gesamtheit dieser handelnden Individuen, die öffentlich auftreten, bezeichne ich als Markt. Diese Gesamtheit bestimmt den Preis und stellt ihn nicht fest.

Adam Smith rechtfertigt moralisch den Markt dadurch, dass der Einzelne gerade dadurch, dass er aus Eigennutz seine Produktivität und Erträge steigern will, das Interesse der Gesellschaft stärker fördert, als wenn er dieses Interesse direkt hätte fördern wollen.

Haben Sie auch beide Werke Adams Smiths gelesen?

So., 28.10.2018 - 17:04 Permalink
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gorgias Mo., 17.12.2018 - 11:32

Falls es für dich möglich ist, sieh dir mal diese Folge von "60 minutes" S51e12 an. Dort wird am Ende des Beitrags ein nüchternes Resümee über dieses Projekt gegeben. Das Problem kann so nicht gelöst werden. Selbst wenn kein weiteres Platsik in die Meere gelangen würde, so würde man nur Teile des Plastics damit einsammeln können.
Würden die Industrieänder nicht ihren Müll exportieren können, so würden wir im Plastik versinken, weil es sich kaum Recyceln lässt. Plastik ist überall. Die einzige Lösung ist, die Plastikproduktion stark zu reduzieren. Auf dem Markt zu hoffen ist dabei illusorisch.

Mo., 17.12.2018 - 11:32 Permalink