Umwelt | Illegaler Müll

Tatort Bozen

Die SEAB hat den wilden Müllsündern in Bozen den Kampf angesagt. Und setzt dabei auf einige sympathische Aktionen.

Um die Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt in Sachen wilde Müllablagerung zu sensibilisieren, hat sich die SEAB eine Aktion einfallen lassen, die sicher nicht unbemerkt bleibt. Ab dem heutigen Montag, 23. November, werden nämlich mehrere Wertstoffinseln in der Stadt zu “Tatorten”. Was genau das bedeutet und was hinter der Aktion steckt, erklärte die SEAB am Vormittag auf einer Pressekonferenz: “Der illegal  abgelagerte Müll wird, anders als bisher, ein paar Tage liegen gelassen; Absperrbänder und Hinweistafeln signalisieren: Hier ist ein Delikt passiert.” “Wir wollen das Problem in all seiner Hässlichkeit zeigen und zwar genau dort, wo es passiert”, so SEAB-Verwaltungsdirektorin Verena Trockner. Die Boznerinnen und Bozner sollen die Gelegenheit haben, bestimmte Wertstoffinseln so zu Gesicht zu bekommen, wie sie die SEAB-Mitarbeiter morgens vorfinden.

Täglich stehen fünf Fahrzeuge und neun Arbeiter im Einsatz, die sich in zwei Schichten sechs Stunden lang ausschließlich dem wilden Müll widmen und die Abfälle rund um die Ökoinseln einsammeln.


Ein Teufelskreis

Welches Bild sich den Mitarbeitern der Frühschichten bietet, schildert Adelwerd Pichler, Koordinator des SEAB-Auflader-Teams: “Noch bevor wir mit der Schicht um 5.30 Uhr beginnen, wissen wir was uns wo erwartet. Es gibt Wertstoffinseln, die wir sogar mehrmals täglich anfahren müssen, kaum sind wir um die Ecke, hat wieder jemand seinen Müll dort abgelagert. Es ist wirklich sehr frustrierend für uns, auch weil so der Eindruck entsteht, wir würden unsere Arbeit nicht gut machen. Dabei entfernen wir 99 Prozent des illegalen Mülls noch bevor die meisten zur Arbeit gehen.” Anonyme Restmüllsäcke, Sperrmüll, altes Kinderspielzeug bis hin zu ganzen Wohnzimmersofas – die illegale Müllablagerung ist schon beinahe zum Volkssport in Bozen geworden. Immer raffinierte Methoden der Müllsünder machen den Zuständigen das Leben schwer. “Wir hatten schon Fälle, in denen Personen mit ihrem Müllsack in den Bus eingestiegen sind, sobald sie unsere Kontrolle bemerkt haben”, berichtet der Direktor des Umweltamtes der Gemeinde Bozen, Renato Spazzini.

v.l.: Gianfranco Perosa, Koordinator der Umweltwachen der Gemeinde Bozen und Adelwerd Pichler, Koordinator der SEAB-Auflader. Foto: SEAB

Andrea Girinelli, Verantwortlicher für die getrennte Wertstoffsammlung spricht über eine weitere, weniger sichtbare aber umso “gemeinere” Taktik der Umweltsünder: “Wir führen regelmäßig Analysen der gesammelten Wertstoffe durch. Auch hier merken wir: Leider gibt es ‘Schlaue’, die ihren Müllsack nicht einfach neben den Wertstoffglocken liegen lassen, sondern ihn in die Glocke hineinwerfen, wahrscheinlich um weniger verdächtig zu wirken. Aber das beeinflusst unsere ganze Arbeit und verunreinigt die Wertstoffsammlung.”

Wir entfernen 99 Prozent des illegalen Mülls noch bevor die meisten zur Arbeit gehen. (Adelwerd Pichler)


Strafen, weil's niemandem was bringt

Spazzini gesteht: “Illegale Müllablagerung ist sehr schwierig zu ahnden, aber wir haben im laufenden Jahr bereits 800 Strafen ausgestellt. Je nach Schwere betragen sie 50 bis 500 Euro. Dabei zahle sich illegale Müllablagerung für niemanden aus, wie Verena Trockner betont: “Die Leute sparen dadurch nicht, sondern im Gegenteil, wir alle zahlen drauf.” Die Kosten für die Entsorgung der unsachgemäß entsorgten Abfälle belaufen sich auf etwa eine Million Euro im Jahr: Täglich stehen fünf Fahrzeuge und neun Arbeiter im Einsatz, die sich in zwei Schichten sechs Stunden lang ausschließlich dem wilden Müll widmen und die Abfälle rund um die Ökoinseln einsammeln. “Das größte Problem dabei”, so der Direktor der SEAB-Umweltdienste, Francesco Gallina, “der herumliegende Müll muss mühsam mit den Händen aufgehoben werden. Wenn zum Beispiel ein Sperrmüllstück gefunden wird, muss sogar ein anderer LKW bestellt werden, der dieses wegbringt. Dabei haben wir einen Recyclinghof, der sieben Tage die Woche offen hat”, bemerkt er mit Unverständnis.

Auf einer Pressekonferenz wurden die neuen Aktionen präsentiert. v.l.: Francesco Gallina, Direktor der SEAB-Umweltdienste; Verena Trockner, Verwaltungsdirektorin SEAB; Renato Spazzini, Direktor des Amts für Umweltschutz Gemeinde Bozen; Gianfranco Perosa, Koordinator der Umweltwachen der Gemeinde Bozen; Luca Segatto, Amt für Umweltschutz Gemeinde Bozen. Foto: SEAB


Sympathische Aufklärung

Mit “Tatort” und ähnlichen Aktionen will die SEAB AG in den nächsten Monaten auf die plakative Art auf das Problem der wilden Müllablagerung hinweisen und die StadtbewohnerInnen für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren Abfällen sensibilisieren. Gemeinsam mit der Gemeinde hat die SEAB einen Dreijahres-Aktionsplan ins Leben gerufen. Man setzt auf Intensivierung der SEAB-Dienste – vor allem am Wochenende –, eine enge Zusammenarbeit zwischen der SEAB-Mannschaft und den Umweltwachen sowie eine intensive Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit. Dazu werden neben “Tatort” zeitgleich zwei weitere Aktionen starten. Im Rahmen von “Mobile Messenger” werden auf Ökoinseln, die nur ab und zu als Mülldeponie missbraucht werden, Hinweistafeln aufgestellt. “Die Botschaft: Eine saubere Ökoinsel ist eine Visitenkarte Deiner Stadt und eine Frage des gegenseitigen Respekts”, erklärt man bei der SEAB. “Müllglocken-Comic” nennt sich die dritte Aktion. Kleine Karikaturen mit den SEAB-Glocken als Hauptfigur werden in diversen Medien anzutreffen sein “und auf eine witzige und sympathische Art und Weise” das Problem der illegalen Müllablagerung unterstreichen. Damit auch denn Allerschlausten unter den Müllsündern die Lust vergeht.

Foto: Gemeinde Bozen

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Franco Blue Mo., 23.11.2015 - 21:46

"Dabei haben wir einen Recyclinghof, der sieben Tage die Woche offen hat"
Aber wie kommt mein Sperrmüll dahin? Lasse ich Ihn abholen, bezahle ich enorm viel Geld, um drei Teile abholen zu lassen. Will Ich ihn selber bringen bedarf es ein Auto, welches aber nicht jeder Familie zur Verfügung steht. Vielleicht sollte man sich mal überlegen, ob ein kostenloser/kostengünstiger Abholdienst efffektiver wäre.

Mo., 23.11.2015 - 21:46 Permalink