Chronik | Langtaufers

“Es war zach”

Klara Patscheider ist eine der 166 Personen, die in Langtaufers per Hubschrauber evakuiert wurden. Was hat sie erlebt?
Langtaufers-Evakuierung
Foto: Langtauferer Hof

Aufgrund der hohen Lawinengefahr mussten am Dienstag 166 Personen aus Langtaufers mit dem Hubschrauber evakuiert werden. Darunter auch Klara Patscheider mit ihrer Familie. Nun erzählt sie von ihrem Erlebnis.  

Ihr Hof befindet sich in Kappl, direkt neben dem Hotel „Langtauferer Hof“. Zuerst fiel überall im Ort der Strom aus. „Wir sind sofort in das Haus meiner Verwandten gegangen, in die Ferienwohnungen im untersten Stock. Dort war es am sichersten.“ Panik sei keine ausgebrochen, man sei relativ ruhig mit der Situation umgegangen. „Mein Bruder hat zum Glück erst vor ein paar Tagen genug Lebensmittel eingekauft, auch Handy und Internet haben die meiste Zeit funktioniert.“
Bald darauf begannen die Evakuierungen mit dem Hubschrauber. Die Gäste des Hotels nebenan wurden nach St. Valentin in andere Hotels oder Vereinssäle gebracht.

„Wir hatten schon öfters große Schneemengen hier im Tal, aber mit dem Hubschrauber mussten wir noch nie weggebracht werden“, berichtet Klara. „Das ist auch für meine Mutter das erste Mal. Sie ist über 80 – und das ist ihr noch nie passiert. Es war zach.“

Angst hätte sie nicht wirklich gehabt, ihre Mutter wäre auch gerne daheim auf dem Hof geblieben. „Erst im Hubschrauber wurde mir die Situation so richtig bewusst. Wir waren etwa vier oder fünf Leute und da habe ich schon ein bisschen Angst bekommen. Wir haben nicht einmal daran gedacht, irgendetwas mitzunehmen.“
Jetzt warten Klara Patscheider und ihre Familie darauf, dass sie wieder in ihr Haus zurückkönnen. „Wir hoffen nur, dass der Hof nicht durch weitere Lawinen beschädigt wurde.“

Patscheider sieht das Ganze aber gelassen: „Früher, als ich zur Mittelschule ging, waren wir oft wochenlang eingeschneit.“ 200 Einsatzkräfte sind in Langtaufers vor Ort. „Wahrscheinlich sind die Leute durch die Katastrophe im Hotel Rigopiano im letzten Winter einfach vorsichtiger geworden.“