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Piwi-Weine raus aus der Nische?

Weine aus pilzwiderstandsfähigen Sorten kommen ohne Pflanzenschutzmittel aus und liefern Weine mit einer tollen Aromatik. Trotzdem setzen sie sich am Markt nicht durch.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Bioland Südtirol

Beitrag von Bioland Südtirol

Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten kommen weitgehend ohne Pflanzenschutzmittel aus und liefern Weine mit einer tollen Aromatik. So steht es auf der Homepage von PIWI Südtirol, einer Gruppe von Winzern und Rebzüchtern, die seit 2003 mit resistenten Sorten arbeiten. Das Argument „spritzmittelfreie Weine“ beschäftigte europäische Winzer bereits im 19. Jahrhundert, erfuhr man bei Weinakademiker Dominik Portune auf der Bioland-Weinbautagung in Schloss Rechtenthal. Der Weinbau in Europa drohte damals unterzugehen, wegen der Reblaus und eingeschleppter Pilzkrankheiten. So entstanden die ersten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten,  Kreuzungen zwischen Europäerreben und pilzresistenten amerikanischen Arten. 

Weinbau ohne Chemie und Bodenbelastung - ein Traum?

Dominik Portune ist Experte für Naturweine, darunter auch die sogenannten Orangeweine (auf der Maische vergorene Weißweine), natürlich auch biologisch und biodynamisch hergestellte Weine, sowie pilzwiderstandsfähige Sorten. Er hat vor kurzem in Wien seine Vinothek „Vinonudo“ eröffnet und kennt daher den Markt für diese Nischenweine sehr genau. Warum die Piwi's auf dem Weinmarkt, obwohl doch schon relativ bekannt unter Winzern und auch im Geschmacksbild qualitativ stabil, immer noch Nische seien, war die Frage auf der Tagung. Die Argumente sprechen deutlich für die PIWI-Weine: Die Spritzungen lassen sich auf ein Minimum reduzieren, dadurch gibt es auch keine Umweltbelastung durch Spritzmittel und die Bodenbelastung durch Maschinenfahrten wird ebenso reduziert. Auch ein Bewirtschaften von schwer zugänglichen Lagen ist somit gut möglich, damit die Beibehaltung der Steilterrassen, besonders wichtig für Weinbaugebiete wie Südtirol oder Baden-Württemberg. Der Öko-Anspruch ist damit voll und ganz erfüllt und wäre schon mal ein Top-Argument für PIWI. 

Um den traditionell konservativen Weinmarkt aufzumischen, genügt die umweltfreundliche und biologisch ausgerichtete Produktion als Argument längst nicht.

Was fehlt, ist die Nachfrage. Es gibt keinen breiten Markt für pilzwiderstandsfähige Weine, lediglich einen individuell, von Winzer zu Kunden gepflegten Austausch, der sich zwar im hochpreisigen Segment, doch aber in der Nische abspielt.

Thomas Niedermayr vom Weinhof Gandberg in Eppan kennt die Problematik nur zu gut. Seit 25 Jahren  gibt es die Hof Gandberg Piwi Weine. „Mein Vater Rudolf hat die Vorteile der Piwi Sorten bereits früh gesehen, und hat sich auch in den Verbänden für die Sorten eingesetzt, allerdings ohne großen Erfolg,“ meint Thomas Niedermayr. Nach wie vor baut er den Bronner an, Solaris und Souvignier Gris, Weißweine die mittlerweile geschmacklich und weinbautechnisch überzeugen; aber auch neue Weine kamen hinzu, Raritätensorten, Cuvées; der einzige Nicht-Piwi am Hof Gandberg ist ein Weißburgunder. Winzer wie Thomas Niedermayr haben ihren eigenen internationalen hochpreisigen Weinmarkt aufgebaut, liefern nach New York oder nach Asien. „Damit hat auch jeder von uns genug zu tun, im Weinberg, im Keller, bei der Verwaltungsarbeit, im Vertrieb etc.“ Leider bleibe kaum Energie und Zeit für eine gemeinsame Vermarktung der Nischenweine, so Niedermayr, das wäre aber wichtig, um die Reputation von Piwi zu stärken. Verbände oder Konsortien könnten hier unterstützend einwirken. Denn um den traditionell konservativen Weinmarkt aufzumischen, genügt die umweltfreundliche und biologisch ausgerichtete Produktion als Argument längst nicht.

Thomas und Rudi Niedermayr vom Weingut Hof Gandberg bauen seit 25 Jahren Piwi-Weine an

Andererseits kann die CO2-Bilanz eines Weines in Zeiten des Klimawandels doch wieder maßgeblich werden, wichtig ist laut Weinexperten Dominik Portune, dass der Wein in seiner Gesamtheit Anerkennung findet, mit geschmacklichem Profil, Lage und Herkunft. Eine gute gemeinsame Marketingstrategie hilft natürlich auch, um die Piwis zu etablieren.