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“Nie mit der Lega”

Sozial-liberal mit rotem Faden: Das Team Köllensperger blickt in die Zukunft – und auf die EU-Wahlen. “Europa ist ein persönliches Anliegen”, sagt Paul Köllensperger.
Team Köllensperger Klausur
Foto: Team Köllensperger

Im Wahlkampf, aber auch nach den Wahlen vom 21. Oktober wurde und wird es ihnen gerne vorgehalten: Das Team Köllensperger präsentiere sich profil- und inhaltsschwach, sei politisch beliebig und stünde für alles und nicht. Vor allem die Attacken aus der SVP gegen die selbst erklärte “neue Volkspartei” reißen nicht ab – was bei Paul Köllensperger nur ein Schulterzucken hervorruft. Er schickt die Kritik zum Absender zurück: “Die Vorwürfe kommen genau von denen, die in Bozen mit PD und Grünen, in Leifers mit dem Movimento 5 Stelle und auf Landesebene mit der Lega regieren – und nach Europa mit Forza Italia wollen.”

Nichtsdestotrotz, die Notwendigkeit, das eigene Profil zu schärfen, scheint man auch im Team Köllensperger verspürt zu haben.  Ein gutes halbes Jahr nach der Gründung haben sich die Mitglieder der Bewegung am Wochenende in Nals zur Klausur getroffen. Dabei seien “wichtige Schritte für die Zukunft des Team Köllensperger gesetzt” worden, heißt es im Anschluss.

Die Aufbruchsphase hält an, wir haben die gute Laune mitgenommen.
(Paul Köllensperger)

Konkret wurden einige Änderungen am Parteistatut vorgenommen und erstmals ein Grundsatzprogramm ausgearbeitet. “Grundlegend sozial-liberal” – so sieht sich das Team K. Basierend auf dem Wahlprogramm der Landtagswahlen wurde in der Nalser Lichtenburg nun die Haltung zu zentralen Themen wie Zivilrechte, Autonomie, Europa, Wirtschaft, Zusammenleben und Ökologie definiert.

 

Mit rotem Faden weiter

“Es ist wichtig, einen roten Faden zu haben – wenn wir morgen Koalitionen eingehen, müssen unsere Grundwerte für die möglichen Partner klar sein”. Paul Köllensperger wetzt bereits die Messer. In drei Monaten stehen die Europawahlen an, 2020 die Gemeinderatswahlen. Und in vier Jahren wieder Landtagswahlen. Eines steht für den Vorsitzenden der Bewegung bereits heute fest: “Mit der Lega würde ich nie koalieren, völlig ausgeschlossen.” Es ist eine klare Ansage an die SVP und jene Wähler, die sie mit ihrer jüngsten Partnerwahl für die Landesregierung verschreckt hat. Das Ziel des Team K ist klar: Diese Wähler einsammeln und der SVP weiter Stimmen abluchsen.

Der erste Lackmustest nach dem überraschenden fulminanten Wahlerfolg bei den Landtagswahlen steht dem Team Köllensperger am 26. Mai bevor. Doch im Gegensatz zur SVP, die vergangenen Montag weitere Weichen für die Europawahlen gestellt hat – zum dritten Mal in Folge wurde Herbert Dorfmann zum Spitzenkandidaten gekürt –, hängt beim Team K noch alles in der Schwebe. “Im Laufe dieser Woche werden wir Klarheit über die Optionen haben, die sich uns bieten”, vertröstet Paul Köllensperger nach der Klausur in Nals, bei der es “weder um Bündnisse noch Namen von Kandidaten” gegangen sei.

À propos Namen. Auch über die seit Monaten angekündigte Namensänderung der Bewegung sei nicht gesprochen worden, aber man wolle die Sache nun ernsthaft angehen, beteuert Köllensperger.

 

Operation Europa

Eine Zeit lang sah es so aus, als würden Team Köllensperger und Grüne am 26. Mai einen gemeinsamen Kandidaten gegen Herbert Dorfmann ins Rennen schicken. Doch die Grünen sind vergangene Woche vorgeprescht. Sie wollen gemeinsam mit den Verdi Italiani und Italia in Comune von Federico Pizzarotti bei den Europawahlen antreten. Am Samstag war eine Delegation der Südtiroler Grünen bei der Auftaktveranstaltung “Un’onda verde e civica” in Rom.

Für Paul Köllensperger steht außer Frage: Obwohl ihn mit Pizzarotti – der Bürgermeister von Parma ist wie er ein ehemaliger Fünf-Sterne-Exponent – eine enge politische Freundschaft verbindet, wird er auf diese ökosoziale Welle nicht aufspringen. Vor allem die italienischen Grünen sieht Köllensperger eher als Bremsklotz denn als erfolgsversprechenden Bündnispartner: “Unter den heutigen Voraussetzungen hat die ‘Onda Verde’ von Grünen und Pizzarotti nicht den Hauch einer Chance, staatsweit die 4-Prozent-Hürde zu knacken – und wir sind nicht daran interessiert, an Projekten teilzunehmen, die von vornherein aussichtslos sind.”

Bliebe Option 2, eine gemeinsame Kandidatur mit Più Europa. Köllensperger hat bereits Gespräche mit der Bewegung von Emma Bonino geführt, Umfragen sehen sie derzeit bei 3,3 bis 3,5 Prozent.
Was aber wenn sich Più Europa der Allianz Grüne-Pizzarotti anschließt, wie es seit einigen Tagen im Raum steht?
Abwarten, lautet Köllenspergers Devise. Ab dem heutigen Montag will er selbst noch mit Pizzarotti und Più Europa sprechen.

Dann wäre da noch der PD. Doch der ist noch mit der Suche nach einem neuen nationalen Parteisekretär beschäftigt. Kommenden Sonntag (3. März) geht die Wahl über die Bühne. “Vorher können wir keine Allianzen eingehen, denn die auszuhandeln ist Aufgabe des Sekretärs”, lässt der hiesige PD ausrichten. Aber man werde sowohl mit Team Köllensperger als auch mit den Grünen unmittelbar nach der Wahl am Sonntag das Gespräch suchen. Doch Pizzarotti, mit dem sich die Südtiroler Grünen zusammengeschlossen haben, hat dem PD bereits eine klare Absage erteilt – und Köllensperger wirkt nach Treffen mit PD-Vertretern in Rom und Bozen wenig enthusiastisch. Es könnte nämlich sein, dass ihm der PD einzig anbietet, einen Kandidaten auf die PD-Liste zu setzen – ohne eigenes Listenzeichen und ohne die Zuerkennung des Status’ einer Minderheitenpartei. Der aber würde dem Team Köllensperger bei mindestens 50.000 Vorzugsstimmen auf jeden Fall einen Sitz im EU-Parlament garantieren – auf den aber der PD verzichten müsste.

 

Keine Option keine Option?

“Wenn sich gar keine Option ergibt, die für uns ausreichend interessant ist…” – dann könne es auch sein, dass sein Team zu den Europawahlen überhaupt nicht antritt, stellt Köllensperger in Aussicht. Und überhaupt liege der Fokus seiner Bewegung eher auf den Gemeinde- und Landtagswahlen.

Aber trotzdem: Für ihn sei Europa “ein persönliches Anliegen. Wir können das Feld nicht den Rechtspopulisten überlassen, die bei dieser Wahl Europa einen Ruck in die falsche Richtung versetzen werden. Ebensowenig wie wir Dorfmann das Feld überlassen können…” Keine Option zu haben scheint für Köllensperger also keine Option zu sein.