Kultur | Salto Return

#240417

In Salto Return geht es nicht um bodenständige Spaghetti und eine Welt die immer kleiner wird. Nein, die Welt wird größer, wie die Pizza in meiner Lieblingspizzeria.
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Foto: Foto: Salto.bz

Pizza Hut
„Anche Pizza Hut pronta al debutto a Milano“ lese ich kopfschüttelnd in der vor meinem Teller liegenden giornale, während ich das letzte Stück meiner Pizza Bufala langsam in den Mund führe – eine geometrische Fläche, mit spitzen und stumpfen Winkeln und einer leicht abgerundeten Andeutung auf den Radius. Stets muss dieser finale Pizza-Mikrokosmos meinen peniblen Qualitätskriterien standhalten: 8-10 Quadratzentimeter Fläche, feinster Unterboden, orangerote und unaufdringliche Tomaten-Tunke, ein sattgrünes Basilikum-Blatt und ein Stück Bufala-Rest.
Pizza Hut will also Italien erobern“ denke ich während ich genieße, doch dann bleibt mir der letzte Bissen im Hals stecken. Ich ringe nach Luft, kippe zur Seite und bleibe für ein paar Minuten bewusstlos liegen. Die Servierkraft versucht mich eiligst mit einem Moscow Mule auf Vordermann zu bringen. Es gelingt ihr. Doch zur geplanten Veranstaltung: Pizza im Kopf des Südtiroler Schützenbundes, konnte ich nicht gehen, ich war körperlich zu schwach, geistig sicher nicht auf Augenhöhe mit dem Publikum. Dabei hatte ich mich extra in Schale geworfen: Dicke, lange Socken (Calzone), starkes Schuhwerk, steife Joppe und Lederhöschen.

Ich versuchte, leicht verwirrt, die letzten Momente vor meinem Zusammenbruch zu rekonstruieren. Schuld war auf jeden Fall die bufala: Jene der la Repubblica, jene auf meinem Teller. Beide. Vielleicht war es die Mischung.

Pizza im Kopf
Die Veranstaltung des Schützenbundes ist „voll langweilig gewesen“, bestätigte eine mir bekannte Schützin (Aszendent Carciofi), welche die Veranstaltung in Leifers vorzeitig verlassen hatte und sich an meinen Tisch setzte. Sie hatte mich als gut kostümierten V-Mann und gesundheitlich niedergeschlagenen Patrioten erkannt. Und sie brachte das rechte Mitleid mit. Genau das, was ich brauchte.
Wir tranken einen weiteren Moscow Mule, debattierten über Immersion, CLIL und Mehrsprachigkeit, über Honig im Kopf und über das neue Denkmal für den von den Faschisten ermordeten Franz Innerhofer in Nordtirol. Als guter Freund seiner vor wenigen Jahren verstorbenen Tochter Maridl Innerhofer, erlaube ich mir auf diesem Wege ein offizielles „Fremdschämen“ zur Pseudoweihe am Tummelplatz in Amras. Ein kurzes Innehalten.

Fremdschämpause

Pizza Bomba
„Der Begriff Heimat ist wieder was wert und darauf können wir stolz sein. Doch warum ist das so? Ganz einfach deshalb, weil in dieser grösser gewordenen Welt, in Zeiten der Globalisierung – junge Menschen immer mehr Heimatbewusstsein und –bezogenheit für das eigene Entwickeln“ (sic) hieß es in einer Rede vor dem neuen Innerhofer-Denkmal. War diese Feststellung eine bufala, um mit etwas blablabla in die Medien zu gelangen? Voilà!
Ich lasse mir den Gedanken „Die Welt ist größer geworden...“ noch einmal durch meinen Kopf sausen, lächle und denke an einen Luftballon, mit warmer Luft.
Es liegt mir aber fern, Schützen, Patrioten und selbsternannte Anti-Faschisten, mit ihrem "weltbewegenden Denksprüchen" durch den Kakao zu ziehen. Im Gegenteil. Es gibt ein Geschenk: Eine Pizza Pompa, aus meinem Karikaturen-Archiv. 
Mahlzeit und bitte keinen Schüts-torm!