Kultur | Salto Afternoon

Ein Schiff wird kommen

Der Film "Bar Mario" hat Wellen geschlagen und füllte die Kinosäle. Morgen wird er zum vorerst letzten Mal in Südtirol gezeigt. Ein Barbesuch anstelle eines Kinobesuchs.
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Foto: Foto: Salto.bz

Ein Schiff wird kommen ist die deutsche Version des griechischen Liedes Ta pedia tou Pirea aus den 1960er Jahren. Knapp zwei Jahrzehnte vorher hat auch im Bozner Talkessel ein Schiff angelegt, am Schnittpunkt vom sogenannten Bozner Boden, der Auffahrt nach St. Magdalena und der Hauptstraße nach Rentsch.
Das besondere Schiff ankert bis heute in der Talferstadt, auch wenn es kein richtiges Schiff ist, sondern eine Bar.

Die Bar verkörpert, wie kein anderes Gastlokal in Bozen, die wohlige Sehnsucht nach Meer.

„Irgendwie hat der Film eingeschlagen. Ich hatte das nicht so erwartet“, sagt Stefano Lisci beim Gespräch mit Salto. Der junge Regisseur sitzt in seiner Lieblingsbar, der Bar Mario, die neben der Filmschule ZeLIG ufert, in welcher der gebürtige Sarde vor einigen Jahren seine Ausbildung absolvierte. Die Bar wurde für den Insulaner zum passenden Zufluchtsort, später zum Drehort für seinen erfolgreichen Film.

Lisci hat rund vier Jahre am Filmprojekt gearbeitet und erlebte die obligaten Höhen und Tiefen eines jungen Filmemachers: „Das Problem war zunächst, dass ich keine lokale Produktionsfirma finden konnte, die an die Idee Bar Mario glaubte.“ Am Ende zeigte es die kleine Eigen-Produktion allerdings den großen Film-Fischen, denn Bar Mario war nicht nur der meistgebuchte und bestbesuchte Film beim Bolzano Film Festival Bozen, sondern lief auch beim Festival in Trient und in Rom vor vollem Kinosaal. Nun läuft Bar Mario sogar auf dem ONE Country ONE Film-Festival in Frankreich, eine Art Eurovision-Contest für Filmschaffende, wo jeweils nur ein Film die jeweilige Nation vertreten darf.

Ein liebevolles Porträt einer Bar, verspielt erzählt, witzig und skurril. 

Die Passagiere der Bar Mario sind deutschsprachige und italienischsprachige Bozner und Boznerinnen, sowie die internationalen Film-Studenten. Im Film steht allerdings die Familie im Vordergrund, welche die „fabelhafte Welt des Mario“ führt, den es gar nicht gibt, nie gab. Die Bar sollte ursprünglich Maria heißen, aber nachdem es in Bozen schon eine solche gab, wurde kurzerhand ein Buchstabe geändert, aus einem a wurde ein o.
Gegenwärtig führt Marina den Laden. Sie erzählt, dass diese Bar seit jeher „eine soziale Funktion erfüllte“, etwa an Weihnachten, als „die alleinstehenden Menschen einkehrten und gemeinsam Panettone aßen. Zudem gab es hier das erste TV-Gerät in diesem Viertel. Es brachte viele Menschen in das Lokal, die brachten sogar eigene Stühle mit.“

Stefano Lisci wurde vom Barbesucher zum Familienmitglied. Hier in der Bar reifte auch die Idee zu seinem neuen Film, in welchem er aufzeigen will, wie zwei Verliebte mit Down-Syndrom vor den Traualtar treten: „Im Film möchte ich die Facetten einer solchen Beziehung erzählen, von der Auswahl des Kleides, der Möbel und der Wohnung, bis zu den Besprechungen mit dem Psychologen und den vielen Wegen durch die Institutionen.“

Bar Mario, der europäische Filmbeitrag für das ONE Country ONE Film-Festival, bringt die Berge und das Meer in Bozen zusammen. Am Donnerstag wird er in Südtirol zum vorerst letzten Mal gezeigt im Kino gezeigt: 
25.5., Meran, Cinema Ariston Kino, 20.30 Uhr