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Thomas Strappazzon betreibt mit seiner Lebensgefährtin Agata Erlacher das Restaurant „Meteo” an der Winterpromenade in Meran. Er ist der Koch des Hauses, aber er „hat auch das Glück”, wie er erzählt, parallel dazu im Sommer ein kleines, eigenes Festival kuratieren zu können, das in der direkt an der Passer gelegenen „Meteo Beach Bar” bereits seit einigen Jahren über die Bühne geht. Strappazzon hat nämlich zwei Leidenschaften: Das Kochen eben, aber auch die Musik. „Mavai Musica” nennt sich dieses kleine Festival, bei dem er vor allem das präsentiert, das ihn im Laufe eines Jahres triggert und das sich terminlich (und finanziell) nach Meran bringen lässt. Der Festivaltitel „Ma vai!” mag seine Haltung diesbezüglich sehr gut widerspiegeln und sich in etwa folgendermaßen übersetzen lassen: Musiker/Musikerinnen, die ihn inspirieren auf die Bühne bringen und sehen was passiert.
Wir haben Strappazzon getroffen, um von ihm einige persönliche Zusatzinformationen zum diesjährigen Festival zu bekommen. Aber bevor wir auf diese fünf anstehenden Konzerte eingehen, die Frage nach der losen Vereinigung „MeranoMarittima”, die sich in der Passerstadt letztes Jahr gegründet hat, aus fünf Meraner Veranstaltern besteht, die vor allem Livemusik bieten und deren durchaus ironisch gemeinter Name von Strappazzon stammt. Die Idee zu diesem Netzwerk stammt von Thomas Kobler und das erste Ziel war es, alles was im Laufe des Sommers in musikalischer Hinsicht in Meran passiert zu bündeln und dem Ganzen ein wenig mehr Gewicht in der Öffentlichkeit und vor der Meraner Stadtverwaltung zu geben.
Thomas Strappazzon: „Ich persönlich bin mit den Uhrzeiten, die wir für Open Air-Veranstaltungen bekommen haben, zufrieden, also 23 Uhr werktags und 24 Uhr vor den Feiertagen. Aber für mich geht es hier um mehr, und das gilt, glaube ich auch für die anderen Netzwerkpartner. Das Problem in Meran ist der Winter. Im Winter gibt es in Meran nur eine Struktur, die man besuchen kann, die noch dazu klein ist.
In Meran haben wir in den letzten Jahren immer wieder soziale Missstände gesehen, die sich natürlich nicht nur durch Events lösen lassen, aber wenn man den Menschen, nicht nur den jungen Menschen, etwas Kulturelles bietet, das nicht nur Musik sein muss. Es wird weiterhin solche Vorfälle geben, aber es wird zu wenig dagegen unternommen, es wird zu wenig geboten. Es ist besser die Leute leben sich bei einem Konzert aus, als dass sie sich – so nehme ich das wahr – allein zuhause zudröhnen und bestenfalls PlayStation spielen.
Es braucht eine Struktur, in der es möglich ist, auch bis 3 Uhr morgens etwas anzubieten, die dem Organisator nicht Tausende von Euro kostet und die 400 oder 500 Leuten Platz bietet. Diese Investition sollte von der Gemeinde oder vom Land oder von wem auch immer, gemacht werden. Das Nachtleben ist ein wichtiger Teil im Leben vieler Menschen und darf auch nicht nur auf die auf die Feten reduziert werden.”
„MeranoMarittima” ist – noch – ein loses Netzwerk, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Veranstalter hinzukommen und ein erstes kurzes Vorstellungstreffen mit der Gemeindeverwaltung hat es bereits gegeben, ein weiteres, längeres, soll noch stattfinden.
Die Wilde Jagd (Berlin) | Krautrock | Mittwoch, 07. Juni 2023
Das Bureau B ist ein Hamburger Label, eine casa discografica wie ich sie nenne, und die haben Alben von klassischen Krautrockbands wiederveröffentlicht. Ich habe die Platten von Die wilde Jagd und beim Genre steht Krautrock. Ich empfinde das auch so. Die elektronischen Elemente waren beim Krautrock immer präsent und kann zu den Anfängen der elektronischen Musik gezählt werden. Kraftwerk war das Aushängeschild, aber es gab die Sachen schon vorher ... Amon Düül. Harmonia, Tangerine Dream, Klaus Schulze ...
Ich weiß nicht mehr, wie ich die Berliner Die wilde Jagd entdeckt habe, aber es hat mir sofort gefallen, ich hab mir die Platten gekauft, habe sie voriges Jahr im Sommer kontaktiert und so hat es sich recht schnell ergeben.
Twit One (Köln) & Koralle (Bologna) | HipHop | Mittwoch, 14. Juni 2023
Twit One und Koralle sind zwei Produzenten, aber Koralle hat oft in Deutschland aufgenommen und die beiden kennen sich, weil sich schon zusammengearbeitet haben. Ich höre sehr viel HipHop, habe auch viele HipHop-Sachen, und Twit One ist im Umfeld von Fid Mella, die kennen sich, und er ist in Deutschland eine Koryphäe. Koralle ist vielleicht etwas weniger bekannt. Der Abend könnte in die Richtung wie Brenk Sinatra und Fid Mella letztes Jahr gehen, ich lass mich überraschen.
Toulouse Low Trax (Paris/Düsseldorf) & Bräutigam (Berlin/Meran) | Electronic | Mittwoch, 05. Juli 2023
Toulouse Low Trax ist ursprünglich aus Düsseldorf, lebt in Paris und ist allen, die elektronische Musik hören, ein Begriff. Walter Garber hat ihn mir empfohlen und ich habe mir dann einige Platten gekauft. Es ist sehr langsame Elektronik, ich finde es schwierig, seine Musik zu umschreiben.
Bräutigam ist ein Duo, sie legen auf und einer von ihnen ist der Meraner Tobias Rieper, ein Freund von mir. Sie legen ähnliche, langsame Elektronik auf, aber mit einer gewissen Härte. Toulouse Low Trax wird eigenes Material spielen. Das zieht sich – wie bereits letztes Jahr – auch heuer wieder durch, dass die Headliner live spielen werden.
Gianluca Petrella (Bari) & Cristian Rot (Bozen) | Jazz | Mittwoch, 12. Juli 2023
Cristian Rot wird Jazz auflegen, ich habe ihm dabei freie Hand gelassen, mal schauen wie er den Jazz interpretiert. Jazz ist ja mittlerweile ein sehr weiter Begriff. Teilweise finde ich dort Musiker, die mir zwar gefallen, die ich aber als reine Elektronikmusiker wahrnehme. Man kann natürlich mit jedem Instrument Jazz spielen, auch mit Sampler, Synthesizer, auch Plattenspieler, der ja auch ein Instrument ist, aber für mich ist das manchmal eher Techno, obwohl ich es in der Jazz-Abteilung finde. Mir ist das aber gleich, Hauptsache es gefällt mir.
Die Sachen von „Mavai Musica” sind alles Sachen, die iich höre oder gehört habe. Ich höre im Moment viel Funky, viel HipHop, viel Elektronik, viel Hardcore, und vom Jazz komme ich einfach nicht weg.
Patrick Pulsinger (Wien) & Zirkus Maximus (Wien) & DJ Veloziped (Meran) | Techno | Montag, 12. August 2023
Patrick Pulsinger ist eine Techno-Legende und bei Zirkus Maximus spielt auch Patrick Rampellotto, der aus Sterzing stammt aber schon lange in Wien lebt. Vor ihm wird DJ Veloziped auflegen.
Pulsinger wird wahrscheinlich einen eher klassischen Techno-Set spielen, aber man weiß ja nie. Ich habe schon Schwierigkeiten die Musik für das Plakat zu definieren. Der Musiker muss das machen können was er will und kann. Wenn man einem Musiker die Freiheit nimmt, wo kommen wir da hin?!
Links:
„Meteo Beach Bar” Meran (mit Festivalprogramm): https://cometometeobaby.it/
„Meteo Beach Bar” Instagram: https://www.instagram.com/meteo_baby/
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