Umwelt | Gesundheit

Die Stimme der Ärzte

Am Samstag findet in Südtirol die „Erste Medizinische Umwelttagung“ statt. Eine Gruppe von Ärztinnen wollen in Umweltfragen in Zukunft mitreden.
Luftverschmutzung
Foto: Othmar Seehauser
Es gibt verschiedenste Gruppen, die sich in Südtirol seit Jahrzehnten in Umweltfragen engagieren“, sagt Patrizia Zambai, „aber die Ärzte haben bisher zum größten Teil geschwiegen“.
Genau das möchte die Bozner Ärztin zusammen mit einigen Mitstreiterinnen jetzt ändern. 1989 wurde in Italien die „Associazione Italiana Medici per l’Ambiente“ gegründet. Es handelt sich um eine Ärztevereinigung, die im Umweltbereich längst zu einem gefragten Kompetenzzentrum und zu einem Beratungsorgan staatlicher und regionaler Institutionen geworden ist. Die Vereinigung ist Teil der internationalen „International Society of Doctors for the Environment“ (ISDE), die offizielle von der UNO und der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannt wird.
Patrizia Zambai hat Anfang 2021 zusammen mit der Bozner Allgemeinmedizinerin Maria Paregger und der Malser Kinderärztin Elisabeth Viertler die ISDE-Südtirol gegründet. Die neue Ärzte-Vereinigung tritt jetzt mit einer besonderen Tagung erstmals öffentlich in Erscheinung.
 
                               
Am morgigen Samstag findet in St Jakob/Leifers die „Erste Medizinische Umwelt Tagung“ statt. Dabei werden renommierte Experten unter anderem von Rammazini-Institut in Bologna oder der Bozner Eurac Kurzreferate zu den Themen „Pestizide, Landwirtschaft, Biodiversität“, „Luftverschmutzung mit Stickstoffoxyden“ und „Handy, elektromagnetische Strahlung“ halten.
Es gibt unzählige Studien zu den medizinischen Folgen und der gesundheitlichen Belastung durch diese Phänomene“, erklärt Patrizia Zambai. Als Beispiel nennt die Allgemeinmedizinerin internationale Studien zum Zusammenhang von Ozon- und Feinstaubbelastung und Infarkten, Schlaganfällen und akuten Lungenerkrankungen. „Ärzte haben eine berufliche Autorität“, beschreibt Zambai ihr Motivation, „unser Engagement in diesen Umweltfragen soll das Ganze fachlich und wissenschaftlich untermauern“.
Wie skeptisch und ablehnend die offizielle Sanität dieser Initiative aber gegenübersteht, hat die Bozner Ärztin jetzt anhand einer absurden Episode erfahren müssen. Vor einigen Wochen wollte Sie einige Plakate zur Ankündigung der Tagung im Bozner Krankenhaus aufhängen. Wie vorgesehen legte sie diese in der ärztlichen Direktion zum Stempeln und zur Freigabe vor. Nachdem sie eine Woche lang nicht gehört hat, wird sie noch einmal selbst vorstellig. Die Direktorin erlaubt schließlich das Aufhängen von nur zwei Plakaten. „Das hat nichts mit dem Krankenhaus zu tun“, so die harsche Argumentation.
Als Zambai dann zur Anschlagtafel geht, findet sie dort den Verkauf von Wohnungen, Campern oder Plakate für Tanzkurse angeschlagen. „Das alles hat anscheinend mehr mit dem Krankenhaus zu tun als eine solche Tagung“, sagt sie jetzt. Für die engagierte Ärztin ist es ein Ansporn. „Es gibt hier noch viel zu tun“, meint sie mit einem Lachen im Gesicht.
 
 
 
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Hartmuth Staffler Fr., 24.09.2021 - 16:40

""Eine Gruppe von Ärztinnen wollen..." Die Gruppe will, die Ärztinnen wollen, die Ärzte werden wohl gar nicht gefragt, und Grammatik ist auch nicht mehr gefragt. So kann man sich lächerlich machen.

Fr., 24.09.2021 - 16:40 Permalink