Kultur | Geschichte

Herrgottskind Heller

André Heller, der am 22. März 2017 seinen 70. Geburtstag feiert, stellt in Südtirol seinen Roman vor. Was aber hat Heller mit einem Kalterer Weinkeller zu tun?
André Heller
Foto: Quelle: Wikipedia

Der legendäre Chansonnier, Aktionskünstler, Autor, Poet und Kulturmanager wird kommende Woche in Bozen und Bruneck seinen Roman Das Buch vom Süden vorstellen. In seinem Leben finden sich die kuriosesten Geschichten, in seinem Stammbaum ebenfalls - Geschichten, die sogar im kleinen Südtirol spielen und die sich wie ein phantastisches Märchen im Heller`schen Sinne zugetragen haben könnten.
 

Adel verpflichtet
André Heller ist Sohn  von „Jahrhundertfrau“ Elisabeth Heller. Deren Großmutter wiederum war eine Karoline Scholdan, ein uneheliche Tochter des einstigen Baron Josef Di Pauli in Kaltern. Hellers Urgroßmutter sollte als uneheliches Kind allerdings nicht den adeligen Namen Di Pauli erhalten. Der sehr religiöse Baron aus Kaltern unterstützte sie dennoch, schenkte Karoline zur Heirat ein Haus in der Wiener Walfischgasse 7. Dort eröffnete Karolines Mann einen Weinhandel, der im Volksmund als „Paulistube“ bezeichnet wurde und über die Grenzen hinaus als „Di Paulische Kellerei“ bekannt war.
Hellers Mutter, Jahrgang 1914, weilte während der Kriegsjahre immer wieder bei ihrer Großmutter Karoline in Südtirol, da diese in ihrer Ehe in Wien nicht glücklich geworden war. Auch die Ehe ihrer Tochter Lotte scheiterte. Die halbadelige Überetscherin ging mit ihrer Enkelin nach Südtirol und mietete sich ein Haus am Eingang des Antholzer Tals. Dort lernte Hellers Mutter sogar den gewöhnungsbedürftigen Pustertaler Dialekt.
Die legendäre Paulusstube, mit einst bestem Wein aus Kaltern, war bis Ende des Jahres 2008 in Betrieb, dann wurde es mit einem weiteren Traditionsgasthaus zu einem neuen Lokal. Heute ist die Paulusstube ein Teil des erweiterten "Gasthaus zur Oper", wo kein geringerer als Mario Plachutta – er besitzt eine stattliche Sammlung an Kaiserhaus-Objekten – neben der Staatsoper ein Plachutta-Lokal eröffnete. Bereits die Scholdans hatten mit dem Kaiser zu tun. Heinrich Scholdan, der Gründer der Paulistube, saß 1896, als er für Di Pauli die Tiroler Ausstellung in Wien betreute, mit Kaiser Franz Josef I zusammen. 1905 wird Scholdan sogar von Papst Pius X. das Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice verliehen.

Herrgottskind Heller?
Aus den frühen Lebensjahren des kleinen André Heller ist überliefert, dass er einen transportablen Holzaltar besaß, der ihm zum Messelesen diente. Der Allround-Künstler, der als Kind vor Eltern und Gästen erste Predigten als Theater abgehalten hat, darf deshalb getrost als Herrgottskind bezeichnet werden. Herrgottskinder nennt man übrigens wegen ihrer angeblichen Schein-Frömmigkeit die Gemeindebürger von Kaltern.
Möglicherweise begann die Geschichte zu André Heller in einem Kalterer Keller, im späten 19. Jahrhundert, im Ansitz des Barons Di Pauli. Wenn nicht, dann ist es ein gutes Märchen, vom Mädchen, welches den Kalterer Wein in Wien salonfähig machte.