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Radio Ebner

Die Athesia AG übernimmt jetzt offiziell 50 Prozent der beiden größten Südtiroler Privatradiosender Südtirol 1 und Radio Tirol. Eine späte Offenlegung.
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Foto: upi
Adventskalender beginnen eigentlich mit dem 1. Dezember.
Es gibt aber manche, die öffnen das erste Türchen schon früher. Etwa Michl Ebner und Heiner Feuer.
Heiner Feuer hat am späten Donnerstagnachmittag eine Presseaussendung verschickt. Wie es sich gehört ging die Depesche nur an ausgewählte Medien: Dolomiten, Alto Adige, Rai Südtirol und die beiden Nachrichtenagenturen APA und ANSA.
Radiomacher Heiner Feuer schreibt in der Aussendung:
 
Die Funkhaus Südtirol GmbH verändert ihre Gesellschafterstruktur: 50 Prozent der Anteile werden nun von der Athesia Druck GmbH gehalten, die anderen 50 Prozent wie bisher von der Südtiroler Nachrichtenagentur RMI — Radio Media International GmbH (Chefredakteur und Programmdirektor Heiner Feuer, Geschäftsführer Karl Kleinrubatscher und Redaktionsleiter Winfried Zuegg) zusammen mit Nachrichtenredakteurin und Radio Tirol-Erbin Sabrina Fleischmann.
 
Hinter diesen Zeilen verbirgt sich eine medienpolitische Bombe. Denn der mächtige Ebner-Verlag wird damit offiziell auch zum größten Südtiroler Privatradiobetreiber.
Dabei hält sich die Überraschung über die Offenbarung durchaus in Grenzen.
Denn in Wirklichkeit spricht vieles dafür, dass die Übernahme durch die Athesia AG mehr eine gesellschaftstechnische Umschichtung, als eine wirtschaftliche Übernahme ist.


Das Versteckspiel

 
Seit langem geht man in Südtirol davon aus, dass die beiden größten und erfolgreichen Südtiroler Privatradios zum Athesia-Konzern gehören. Offiziell waren und sind die Besitzerverhältnisse der beiden Radiostationen äußert verschachtelt.
Südtirol 1 gehört der „On Air GmbH“, Radio Tirol der „RTT Radio Television Tirol GmbH“. Beide Unternehmen sind Töchter der „Funkhaus Südtirol GmbH“. Die Funkhaus Südtirol GmbH mit einem Gesellschaftskapital von 20.000 Euro hat wiederum zwei Gesellschafter.
51 Prozent der Funkhaus gehörte der „Radio Media Service GmbH“ einer 90prozentigen Tochter „Radiomedia International GmbH“ (RMI). RMI arbeitet als Radioagentur und produziert auch das „Südtirol Journal“. Das Unternehmen gehört zu 80 Prozent den beiden Radiomachern Heiner Feuer und Karl Kleinrubatscher.
Die restlichen 49 Prozent der „Funkhaus Südtirol GmbH“ hielt bisher die „Barenth & Freisinger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH“ in Innsbruck (inzwischen in Barenth, Hilber & Partner umbenannt). Peter Barenth und Elisabeth Freisinger sind Wirtschafts- und Steuerberater, die als Dienstleistung treuhänderische Unternehmensverwaltung anbieten. Die renommierten Steuerberater haben jahrelang die 49 Prozent an der Funkhaus GmbH treuhänderisch verwaltet.
 
Dass die „Athesia Druck GmbH“ jetzt über Nacht 50 Prozent der Funkhaus Südtirol GmbH übernimmt und damit zum Großaktionär wird, erhärtet den seit langen gehegten und von Salto.bz mehrmals beschriebenen Verdacht, dass der Ebnerverlag seit langem treuhänderisch an dem Radiounternehmen beteiligt war.
 

Die Vorgeschichte

 
Erhärtet wird diese Vermutung durch einen Präzedenzfall, wo die Athesia AG fast deckungsgleich vorgegangen ist. Schon einmal hat die Athesia jahrelang eine Beteiligung treuhänderisch in Innsbruck versteckt und dann still und leise offengelegt.
Die „Athesia Tyrolia Druck GmbH“, eine Nordtiroler Tochter der „Athesia AG“, übernimmt im Sommer 2001 die „Mediafin Chur AG“ in Chur in der Schweiz. Wenig später steigt die diskrete Schweizer Firma bei der „Tappeiner AG“ ein. Anfänglich hält die Schweizer Firma 40 Prozent am Lananer Familienunternehmens. 2005 übernimmt das Schweizer Unternehmen dann mit 60 Prozent die absolute Mehrheit an der „Tappeiner AG“.
Am 5. Dezember 2006 wird in der Innsbrucker Anwaltskanzlei von Franz Pegger die „Peg Beteiligungs GmbH“ gegründet. Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter ist Anwalt Franz Pegger. Es ist die klassische Treuhänder-Firma. Mit 31. Dezember 2006 geht die Tappeiner-Beteiligung der Schweizer Firma dann an die Innsbrucker „Peg Beteiligungs GmbH“ über.
Nachdem der Autor dieser Zeilen diese Beteiligungsverhältnisse öffentlich machte, legte der Ebner Verlag ab 2011 diese Beteiligung dann offen. Heute gehört die „Tappeiner AG“ zu 100 Prozent der Athesia AG und findet sich auch in der Konzernbilanz.
Genauso wir jetzt bei der Funkhaus GmbH.
 

Die Hintergründe

 
Warum diese Offenlegung ausgerechnet jetzt erfolgt, darüber kann man nur spekulieren.
Südtirol 1 und Radio Tirol gehören nicht nur zu den erfolgreichsten Radios in Südtirol, sie heimsen seit drei Jahren auch den größten Anteil der Landesförderung für Radiosender ein.
Die beiden Radiosender haben 2016 342.256,47 Euro an Landesförderungen allein aus dem neuen Medientopf erhalten. Für 2015 waren es knapp 250.000 Euro und für 2014 195.590,78 Euro. Macht in drei Jahren knapp 800.000 Euro. Rechnet man die Werbegelder des Landes hinzu, die die Radios zusätzlich bekommen, kommt am Ende ein Betrag heraus, der weit über einer Million Euro liegt.
 
Der 5-Sterne-Landtagsabgeordnete Paul Köllensperger hat am 3. Juli 2017 in einer Landtagsanfrage die Frage aufgeworfen, ob es rechtens sei, dass das Land Medienunternehmen unterstützt, die von Treuhändern mitverwaltet werden. Köllensperger nennt in seiner Anfrage keine Namen von Unternehmen. Doch es dürfte klar sein, um wen und was es dabei geht.
Die Antwort des Landeshauptmannes: „Es ist nicht vorgesehen, dass Unternehmen, die in ihrer Gesellschafterstruktur Treuhandgesellschaften haben, von diesen Förderungen ausgeschlossen werden.“ Gleichzeitig winkt Arno Kompatscher in der Antwort aber auch mit dem Zaunpfahl. Man habe beschlossen, das Gesetz nach den ersten Anwendung zu verbessern. In diesem Sinne seien alle Anregungen der Landtagsparteien willkommen.
Ist das Grund warum man jetzt plötzlich das Türchen im Adventskalender geöffnet hat? Wurde es den eigentlichen Besitzern des Radio-Imperiums zu heiß?
Gestützt wird diese Leseart durch eine interessantes Detail. Denn Heiner Feuers Presseaussendung ging an Donnerstag auch an einen sechsten Empfänger: An das Landespresseamt.
Eine völlig unübliche Adresse. Außer die Landesverwaltung ist der wichtigste Empfänger dieser Weihnachtsbotschaft.
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Martin Daniel Fr., 24.11.2017 - 10:49

Es stellt sich weiterhin die Grundsatzfrage, warum Privatradios mit Steuergeldern gefördert werden und Summen in solchem Ausmaß erhalten müssen. Meinungsvielfalt und Demokratie im Lande erfahren weder durch Programmgestaltung und Informationsgehalt (Anschluss an das Nachrichtennetzwerk RMI) der betreffenden Sender noch aufgrund ihrer Eigentumsverhältnisse einen Mehrwert. Da scheint Pöders Vorschlag vernünftig, bei Medien desselben Eigners die Förderungen auf wenige (oder eine) Einheiten zu beschränken.

Fr., 24.11.2017 - 10:49 Permalink
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G G Fr., 24.11.2017 - 12:14

Auswüchse eines kapitalistisch-neoliberalen Wertesystems:
Was Trump auf der Weltenbühne ist Ebner auf der Südtiroler Bühne.
Was Ken Jebsen in Deutschland ist Franceschini in Südtirol.

Fr., 24.11.2017 - 12:14 Permalink
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Martin Daniel Sa., 25.11.2017 - 10:00

Antwort auf von G G

Trump würde keine staatlichen Mittel erhalten, weil die USA die Privaten nicht nur freier machen lassen, sondern auch nicht subventionieren. Wenn ich denke, was die Ebners alles an öffentl. Förderungen erhalten (denken wir nur an die diskussionslosen Direktzahlungen an Print- und Onlinemedien), dann finde ich langsam auch, dass der Staat/das Land den Bürgern glatt besser möglichst viel von ihren Löhnen belassen soll. Wie der Michl Ebner als fleißiger FAZ-Leser ja schon lange findet.

Sa., 25.11.2017 - 10:00 Permalink
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Florian Egger Fr., 24.11.2017 - 18:09

Suuuper, endlich nun öffentlich. Eine Win-Win Situation beider Mediengattungen. Unternehmen vieler Branchen mit einen Umsatz von über 3 Mio Euro tun gut daran sich schnell ein Kommunikationsmedium einzukaufen um auch diese legale und risikoarme Kapitatvermehrungsmöglichkeit auszuschöpfen. Sogar politische Parteien könnten ihre Schuldenberge so in kurzer Zeit abtragen.

Fr., 24.11.2017 - 18:09 Permalink