Gesellschaft | Freiräume

Wir brauchen einen Ort ohne Konsumzwang

Das Einkaufszentrum wird von vielen Jugendlichen als Freizeitort genutzt. Warum das so ist und was sich Heranwachsende wünschen würden.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
PicoBello
Foto: Pexels

Von vielen Jugendlichen wird das Einkaufszentrum als Freizeit- und Ausgleichsort zwischen Schule und Elternhaus genutzt. Sie empfinden das Einkaufszentrum meist als einen leicht zugänglichen Ort, der Spaß und Neugierde weckt und immer Neues zu bieten hat. Zwei Mitarbeitende vom „netz“, dem Dachverband der Offenen Jugendarbeit haben sich bei den Jugendlichen vor Ort umgehört und mit ihnen darüber gesprochen, was sie ins Einkaufszentrum lockt. 

 

Zuhause ist einfach zu wenig Platz, wenn man vier Freunde einladen möchte. 

 

Meist halten sich Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren in den Shoppingzentren auf und fühlen sind unter den vielen BesucherInnen nicht alleine. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Einkaufszentrum in der Galileo-Galiliei-Straße in Bozen auch gut erreichbar und bietet gegebenenfalls gratis Parkplätze. Gerade jetzt im Herbst und angehenden Winter bieten Einkaufshäuser einen trockenen und warmen Raum, um sich dort mit Freunden zu treffen oder ein wenig „rumzuhängen“. 
 

 

„Beschreibe uns das Einkaufszentrum mit einem Wort“

 Ein cooler Ort mit viel Auswahl, saubere WCs, ein Treffpunkt für Freunde und Familien und auch Jobangebote: so lauten einige Antworten auf die Frage zur Beschreibung des Twentys. Was die Jugendlichen dort machen? Ja, schon ein wenig einkaufen, aber eigentlich stehen während ihres Besuchs ganz andere Aktivitäten im Mittelpunkt: „Wir gehen ins Kino, essen etwas oder drehen einfach unsere Runden. Wir haben Spaß untereinander, können anderen Leuten begegnen und neue Menschen kennenlernen.“ Der Konsumtempel verliert in dieser Altersgruppe also seine eigentliche Funktion. Vielmehr ist es für Heranwachsende ein Treffpunkt, ein Ort, an dem sie sein können, wenn es regnet und ein Raum, in dem sie sich austauschen können und Platz finden, „weil zuhause ist einfach zu wenig Platz, wenn man vier Freunde einladen möchte“. 
 

Warum haben die meisten der befragten Jugendlichen noch kein Jugendzentrum besucht? 

Weil es schlicht gesagt zu wenig davon gibt oder diese zu klein sind. Das Einkaufszentrum dagegen ist groß und immer offen. Die Jugendlichen selbst bestätigen dies mit der Aussage: „Wir wollen einfach einen Ort haben, wo wir neue Personen kennenlernen und verweilen können – aber ohne Konsumzwang. Und in der Stadt gibt es dafür nicht so viele Orte“. Zwar bietet das Shoppingzentren einige Konsummöglichkeiten für Heranwachsende an, aber genau das wollen jene eigentlich nicht: „Es wäre cool, wenn es hier eine Bar für Jugendliche geben würde, oder einen Ort, an dem wir sein können, ohne etwas konsumieren zu müssen. Mehr Sitzgelegenheiten – oder einen Raum mit einem Fussballtisch beispielsweise, ein Laden mit Comics wäre auch toll“. Positiv heben die Jugendlichen hervor, dass Einkaufszentren groß bzw. geräumig sind und sie manchmal das Gefühl der Anonymität genießen. 
 

 

Wir brauchen Platz 

Jugendliche suchen Begegnungsorte, wollen neue Menschen kennenlernen, Spaß haben. Da es zu wenige Jugendzentren gibt und diese manchmal zu klein sind, besuchen Jugendliche das Shoppingcenter. Dort finden sie sich in einem anonymen Raum wieder und können selbst entscheiden, wen sie treffen oder was sie unternehmen wollen. Außerdem sei es im Einkaufszentrum nicht so streng wie in den Jugendzentren bezüglich der Corona-Maßnahmen. Bestünde die Lösung vielleicht darin, ein Jugendzentrum ins Einkaufszentrum zu integrieren oder Räume zu schaffen, die Heranwachsende selbst gestalten können?