Wirtschaft | Athesia

Der Kassensturz

Michl und Toni Ebner bauen die Athesia AG um. Eine neue Familienholding und eine zweistellige Millionen-Spritze von den Banken. Exklusiv: der geheime Plan.
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Foto: Athesia AG
Vor fast genau einem Jahr unterschreiben die beiden Männer den Gründungsakt. Es ist der Startschuss für eine diskrete Operation, die nicht nur zu einem nachhaltigen Umbau eines der größten Südtiroler Traditionsunternehmen führen soll, sondern auch ein Schritt zu einer neuen Millionenfinanzierung der privaten Kassen der Beteiligten sein soll. Es ist eine unternehmerisch und finanziell durchaus legitime und sinnvolle Aktion.
Am 23. Mai 2016 wird vor der Bozner Notarin Elena Lanzi die „E&E Holding & Consulting GmbH“ gegründet. Das unscheinbare Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 10.000 Euro soll wenig später zum Mehrheitseigner eines Konzerns werden. Denn die „E&E Holding & Consulting GmbH“ ist der neue Mehrheitsaktionär der Athesia AG.
E&E steht für Michl und Toni Ebner. Michl Ebner ist Verwaltungsratspräsident der neuen Firma, sein Bruder Toni Ebner Stellvertreter. Zudem sitzen im Verwaltungsrat die Kinder von Toni Ebner – Anton und Veronika -, sowie die Kinder von Michl Ebner, Cosima und Georg.
Es ist eine Familienaufstellung der besonderen Art.
 

Die Familienholding

 
Der Sinn der E&E-Gründung ist eindeutig: Die neue Familienholding soll einerseits dem Koloss „Athesia AG“ eine stabile Mehrheitsgesellschafterstruktur geben, anderseits aber auch den Generationswechsel in der Verleger- und Unternehmerfamilie Ebner in geordnete Bahnen lenken.
Michl Ebner ist der größte Einzelaktionär der Athesia. Der Athesia-Präsident und Handelskammerpräsident hält direkt 62.393 Stammaktien, das sind 25,66 Prozent des Konzerns. Dolomitenchefredakteur Toni Ebner liegt mit 48.699 Stammaktien (20 Prozent) etwas dahinter. Dazu kommen noch die Aktien von Mutter Martha Ebner-Flies (789 Aktien), Bruder Heinrich Ebner (152), Schwester Astrid Ebner (1.930), dem Michl-Ebner-Unternehmen „Midi II KG“ (4.345) und der Ehefrau von Toni Ebner, der Verwaltungsrichterin Margit Falk (1.212) sowie der Kinder von Michl Ebner, Georg und Cosima (jeweils 710) und der Kinder von Toni Ebner, Anton (591) und Veronika (589).
Die Familie von Michl Ebner soll 62.301 Athesia-Aktien in die neugegründete E&E Holding einbringen. Jene von Toni Ebner 46.699 Aktien. Damit hält die E&E 44,84 Prozent der Athesia AG.
 

Die Annullierung

 
Der Plan aber ist, dass die neue Familienholding die absolute Aktienmehrheit in der Athesia halten soll. Genau das hat man strategisch perfekt vorbereitet.
Die 100-prozentige Athesia-Tochter „Athesia Buch GmbH“ hielt jahrelang 74.413 Aktien ihrer Muttergesellschaft. Diese Aktien wurden Ende 2015 an die Athesia AG übertragen. Die eigenen Aktien sollen jetzt von der Athesia-Gesellschafterversammlung annulliert werden.
 
Die Folge: Alle bestehenden Beteiligungen werden im Verhältnis deutlich angehoben. Aus den ursprünglich 44,8 Prozent, die die E&E Holding an der Athesia AG hält, werden so genau 50,25 Prozent. Damit kontrolliert die Familienholding den Athesia-Konzern.
Schon vor Jahren hatten Toni und Michl Ebner die „E&E GmbH“ gegründet. Das Unternehmen ist Besitzer und Betreuer mehrerer privater Energieunternehmen in Süditalien. Diese Firma wird von der neuen „E&E Holding“ übernommen, ebenso das Energieunternehmen „Lucania Energia Srl“.
Am Ende gehört die „E&E Holding & Consulting GmbH“, der neue Mehrheitseigner des Athesia-Konzerns, zu 57,157 Prozent Michl Ebner und zu 42,843 Prozent Toni Ebner.
 

Die Millionen-Finanzierung

 
Doch das ist noch nicht alles. Mit dem gesellschaftlichen Umbau geht noch ein anderes Projekt einher: die private Refinanzierung der Südtiroler Verlegerfamilie.
Im März 2016 bekam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly Revisa vom Verwaltungsrat der Athesia AG den Auftrag, eine Schätzung des Konzerns durchzuführen. Das Ergebnis: Zum Stichtag 1. Jänner 2016 hat die Athesia-Gruppe einen Wert von 68,801 Millionen Euro. Umgerechnet sind das 197,49 Euro pro Aktie.
Die Brüder Ebner legten diese Schätzung und das E&E Projekt im Herbst 2016 dann der „Hypo Tirol Bank“ vor. Das Anliegen: Nach der vorgelegten Schätzung sind die über 50 Prozent an der Athesia rund 34,5 Millionen Euro wert. Die E&E Holding gibt diesen Aktienbestand als Sicherheit für einen Kredit. Der Antrag: 14 Millionen Euro, rückzahlbar in 20 Jahren.
 
Dass man sich an die Innsbrucker Landesbank wendet, ist alles andere als ein Zufall. Toni Ebner saß jahrelang im Aufsichtsrat (in Österreich der Terminus für ein Organ, das eher Funktionen eines Verwaltungsrats nach italienischer Rechtsordnung ausübt) der Hypo Tirol. In den letzten Jahren war der Dolomitenchef sogar zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden. Am 9. Juni 2016 endet das Mandat Toni Ebners.
Vor diesem Hintergrund konnte man davon ausgehen, dass der beantragte Kredit ohne größere Probleme gewährt wird. Doch dann taucht ein technisches Problem auf. Die geplante Operation und ihre Konstellation verstoßen gegen die österreichischen Kapitalhaltungsvorschriften. Am Ende muss die Tiroler Bank den Kreditantrag deshalb ablehnen.
So wird Michl Ebner bei einer Bank vorstellig, zu der der Handelskammerpräsident institutionelle Beziehungen pflegt. Ebner sitzt im Stiftungsrat der Stiftung Sparkasse. Der Kreditantrag der E&E Consulting wird bei der Südtiroler Sparkasse eingereicht. Nach Informationen von salto.bz geht es jetzt inzwischen um 20 Millionen Euro. Durch die 100-prozentige Übernahme der Brennercom AG hat sich anscheinend der Wert des Konzerns noch einmal deutlich erhöht. Und deshalb auch die beantragte Kreditsumme.
Derzeit wird der Antrag in der Sparkasse noch behandelt. Topsecret und nur in der Chefetage.
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Michael Kerschbaumer Fr., 26.05.2017 - 11:04

Perfekt. Mit diesem Taschengeld von der Sparkasse könnte E&E dann die marode Volksbank beglücken. Oder den eigenen Flughafen endlich selber finanzieren.

Fr., 26.05.2017 - 11:04 Permalink
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Martin Senoner Fr., 26.05.2017 - 12:24

Gesellschaften ohne Haftung gibt es leider nicht, irgenden jemand muss immer haften bei GmbHs haften die Verwaltungsräte! Die Eigner haften nur mit dem eingezahlten Kapital, ähnliches gilt auch für andere Gesellschaftsformen (AG, KG, Genossenschaft)!

Fr., 26.05.2017 - 12:24 Permalink
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alfred frei Fr., 26.05.2017 - 15:34

Die Staaten des Euro-Raums haben riesige Bürgschaften für das Bankensystem ausgesprochen oder ihren Banken direkt mit Kredit und Kapital ausgeholfen. Wie steht es hier mit der Haftung der Gesellschaft ...... der Bürger ? Wer wird hier immer dumm angemacht ?

Fr., 26.05.2017 - 15:34 Permalink