Rob Irbiz & das tapfere Rotkehlchen
... um abseits von ihrem musikalischen Schaffen so manch andere, nicht weniger spannende kreative Tätigkeit zu entdecken.
Zu jenen Musikern, die solche Seitenprojekte brauchen bzw. nach ihnen suchen, um auch in an-derlei Hinsicht möglichst kreativ zu sein, gehört Robert Gallmetzer alias Rob Irbiz von der 80s Metal-Band Feline Melinda. Der Sänger, Gitarrist und Bandleader aus Kurtatsch hat die covid19-Auszeit für ein Buchprojekt genutzt und die Kinderfabel „Piumetta Pettirosso Coraggioso“ von Lucia Spezzano grafisch kuratiert. Das Ergebnis ist beim Feltrinelli-Verlag als E-book erschienen; eine Papier-Ausgabe gibt es auch.
salto.music: Rob, du hast die grafische Gestaltung des ebooks „Piumetta Pettirosso Coraggioso“ übernommen. Wie kam es dazu, dass du in die Projektarbeit der Kinderfabel von der Autorin Lucia Spezzano und Illustratorin Sara Pojer involviert wurdest?
Rob Irbiz: Zu diesem „Side-Project“ bin ich sozusagen wie die „Jungfrau zum Kinde“. Sara ist eine Freundin der Mutter unseres Sologitarristen HeadMatt – und so haben wir uns im Rahmen von Feline Melinda-Konzerten kennengelernt. Lucia Spezzano, Saras Cousine, lebt in der Lombardei und ist (Kinder)buchautorin. Für die Neuauflage der Fabel „Piumetta, pettirosso coraggioso“ („Federchen, mutiges Rotkehlchen) suchte sie nach neuen Inputs, was den grafischen Aspekt betrifft.
Die Zeichnungen der vorherigen Auflagen stammen vom bekannten italienischen Zeichner und Humoristen Gianni Chiostri. Im Anschluss an Saras eigener Fotoausstellung im März 2019 im den Ausstellungsräumen in der Torre Miriana im Palazzo Thun in Trient wurde die Idee geboren, neue Wege für die geplante Neuauflage zu beschreiten; es galt somit, die Kräfte zu vereinen: acquarellierte Zeichnungen – die harten Linien des Zeichenstiftes als Abgrenzung zu den zarten Farbtönen auf dem Zeichenpapier - wurden eingescannt und digitalisiert.
Anschließend habe ich sie in Fotohintergründe eingefügt, die stimmig zur Fabel an verschiedenen Örtlichkeiten in Südtirol (Martelltal, Ultental usw.) ausfindig gemacht und fotografiert worden waren. Anstatt eines umfangreichen Programms wie Photoshop, habe ich ein kleines, einfaches Freeware Fototool benutzt, mit dem ich die Charaktere der Fabel – Piumetta, das Rotkehlchen, Cecco der Holzfäller, die kleine Annette... in die jeweiligen Fotomotive eingesetzt habe.
salto.music: Liest du privat viel? Wenn ja, was?
Rob Irbiz: Als Kind und Jugendlicher verschlang ich Bücher und Zeitschriften regelrecht. Jeder, der mich etwas besser kennt, weiß, dass ich jeden Tag mit tausend und einer Idee und Vorhaben aufwache und gewiss nichts dagegen hätte, wenn jeder Tag anstatt vierundzwanzig, achtundvierzig Stunden hätte um alle Projekte, Pläne und Träume unterzubringen! Fürs Lesen bleibt mir zwischen Beruf, Musik und mehreren anderen Hobbys nicht viel Zeit.
Gelegentlich lese ich Autozeitschriften und Sachbücher oder Biografien, die ich allgemein sehr interessant finde, da jede Lebensgeschichte einmalig und meist besser ist als jedes noch so gute Drehbuch aus einem Hollywood-Film! Einen besonderen Eindruck hinterlassen haben bei mir z.B. die Erzählung von MotoGPs Superstar Valentino Rossi „Pensa se non ci avessi provato„ und Timo Tolkkis (charismatischer Gründer der Finnischen Power-Metal Band Stratovarius) Autobiografie „Loneliness of a thousand Years“. Letzteres ist ein ergreifendes Zeugnis eines superlativen Gitarristen und Songschreibers, der den Schmerz einer alles andere als unbeschwerten Kindheit verarbeiten musste, die Gewalt des Vaters erlebte und später selbst an seiner Berühmtheit und Sucht fast zerbrochen wäre. Schlussendlich zog er sich dann vor mehreren Jahren aufgrund seiner schweren Krankheit (bipolare Störung) vom Tourleben zurück. Musikalisch veröffentlicht er hin und wieder Musik (z.B. sein Soloprojekt „Timo Tolkki‘s Avalon“).
Übrigens, Timo Tolkki hat für Feline Melinda auch einen unserer Songs „Dance of Fire and Rain“ gemastert. Allerdings wurde diese Version von unserer damaligen Plattenfirma nie für eine Veröffentlichung in Betracht gezogen. Insgesamt gibt es von diesem Song sogar drei Mastering-, bzw. Mixversionen: jene unseres Tontechnikers Marco Ober (Artifact Studio/Trient), weiters wie bereits erwähnt, jene von Timo Tolkki und - last but not least – die von Mika Jussila (Mastering Engineer der Finnvox Studios in Finnland). Letztere ist auch jene auf dem unserem gleichnamigen Studioalbum, da Mika alle Songs davon gemastert hat und demzufolge man schlussendlich dafür optierte, damit das Album soundmäßig homogen klingt.
salto.music: Abgesehen von deiner Bandaktivität bei Feline Melinda, war es deine erste Foto- und Grafik-Tätigkeit in diesem Gebiet?
Rob Irbiz: Ich schicke voraus, dass ich im grafischen Bereich Autodidakt bin und Profis auf dem Gebiet nicht das Wasser reichen kann; ich habe einfach viel Spaß beim Videoschnitt und der Fotobearbeitung und diese Tätigkeiten sind spannend und entspannen mich. Dadurch bin ich immer wieder direkt involviert, wenn es um Foto- und Videomaterial für die Band geht. Ich denke, Vielseitigkeit und Kreativität sind wichtig und Grundpfeiler für die eigene Genugtuung und zudem eine ständige Herausforderung, die einen antreibt und keine Grenzen kennt.
Mit Lucia und Sara wird nach dieser ersten tollen Erfahrung ein weiteres Projekt in diese Richtung folgen. Ein weiterer Vorschlag dazu liegt bereits im Raum. Leider wurden seit Ausbruch der Pandemie im kreativen und künstlerischen Bereich notgedrungen viele Vorhaben auf Eis gelegt oder verschoben. Dem fiel auch die damals bereits für 2020 geplante Veröffentlichung der Neuauflage von „Piumetta pettirosso coraggioso“zum Opfer. Sollte alles passen, bin ich zuversichtlich, dass es sich dennoch ausgehen wird, das neue Projekt im Spätfrühling, Anfang Sommer, in Angriff zu nehmen!
salto.music: Apropos Band… Wie ist die aktuelle Lage bei Feline Melinda?
Rob Irbiz: Unser Gitarrist, HeadMatt, ist aus Trient. Da die Grenzen zwischen der Provinz Trient und Bozen Monate geschlossen waren, bzw. es nicht erlaubt war, sich zu treffen, zu proben, usw. mussten wir uns derzeit einschränken und konzentrieren auf all das, was möglich und realistisch umsetzbar war. Wir gehen davon aus, dass es wohl auch heuer eher unwahrscheinlich sein wird, live auf der Bühne zu stehen vor Publikum, so wie es vor 2020 der Fall war. Trotz allem und gemäß dem Motto „wer rastet, rostet!“ versuchen wir, diese Zeit so gut wie möglich zu nutzen. So setzen wir den Focus für das laufende Jahr auf die Komposition und Arrangement neuen Songmaterials - davon hat man eigentlich nie genug! Ursprünglich war der Beginn der Produktion eines neuen Studioalbums bereits für das vorige Jahr geplant. Aufgrund der derzeitigen Situation und Planungsunsicherheit, müssen jedoch Tonstudiotermine, und der Großteil von dem, was rund um eine Produktion anfällt, vorerst weiterhin aufgeschoben werden.
Nichtsdestotrotz haben wir Ende Februar eine Home-Editon Videoclip-Version von „Dance of Fire and Rain“ veröffentlicht. Ein Clip ohne viele Schnörkel, gefilmt von jedem von uns zuhause. Anschließend wurden die Film-Takes im endgültigen Videoclip zusammengeführt. Schlicht und einfach und mit der Absicht, dass beim Ansehen und -hören des Videoclips, dadurch die Musikarrangements, die vielen Chorstimmen, der Gesamtmix in den Vordergrund treten und der nachdenkliche Text zur Geltung kommt und der darin enthaltenen Message umso mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.
In nächster Zeit soll dann endlich auch das Video unseres Konzertes zu unserem Bandjubiläum 2016 („Live at the Kultursaal Theatre – The Concert Video“) erscheinen. Wie und wo und in welcher Form, bzw. über welche Kanäle es veröffentlicht wird, müssen wir jedoch noch entscheiden. Da Streaming immer mehr an Gewicht gewinnt, werden wir wohl auf die Veröffentlichung in der klassischen DVD-Version verzichten. Die Situation ist in etwa dieselbe wie bei den CDs: Audio- und Video sind über Streaming abrufbar - immer und überall -; digitale Plattformen boomen und expandieren und drängen dadurch die traditionellen Produkte vom Markt, bzw. verlieren letztere konstant an Bedeutung. CDs und DVDs werden heute eigentlich nur mehr in kleineren Auflagen, wenn überhaupt, produziert. Eigentlich rentiert es sich gar nicht, doch ist es für den Künstler selbst einfach ein schönes Gefühl, das Produkt in den Händen zu halten, in das viel Liebe, Leidenschaft, Geld- und Zeitaufwand gesteckt wurde, sowie nicht zuletzt auch aus nostalgischen Gründen für eingefleischte Fans, um dadurch das Angebot für Traditionalisten und Sammler abzurunden.
Infos zur Kinderfabel „Piumetta pettirosso coraggioso“:
www.lafeltrinelli.it/ebook/piumetta-pettirosso-coraggioso/9791220264433
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