Wirtschaft | Einkommen

Weniger Ungleichheit nach Steuern

Von den Steuerabsetzbeträgen profitieren vor allem die Einkommen unter 35.000 Euro. 2015 haben die Südtiroler damit rund 600 Millionen Euro weniger Steuern gezahlt.
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Foto: upi
Die Einkommensbesteuerung trägt deutlich zum Ausgleich der Einkommensunterschiede bei. Grund dafür sind nicht nur die Abzugs- und Freibeträge, sondern auch das steuerfreie Einkommen in der „No-Tax-Area“ und die progressiv ansteigenden Steuersätze. Von den Steuerabsetzbeträgen profitieren am meisten die Einkommen unter 35.000 Euro. Ohne jede Entlastung hätten die Südtirol Steuerpflichtigen im Steuerjahr 2015 über 2,5 Milliarden Euro an den Fiskus entrichten müssen. Unterm Strich sind es 1,9 Milliarden Euro netto geworden, eingezahlt von genau 322.981 Südtirolerinnen und Südtirolern.
Das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) hat die Einkommenssteuerdaten des “Ministero dell’Economia e delle Finanze“ (MEF) analysiert. Dabei hat man zu einem Umverteilungshebel im Steuersystem sichtbar gemacht und zum anderen nachgewiesen, dass nach Begleichung der Einkommenssteuer die Einkommensungleichheit geringer ist als zuvor.
Über die Steuerpolitik sollten Einkommensunterschiede noch mehr und noch besser abgebaut werden.“, kommentiert AFI-Direktor Stefan Perini. Das Land Südtirol habe hier Handlungsspielräume, betont das Arbeitsförderungsinstitut, vor allem beim regionalen Anteil der Einkommenssteuer IRPEF. Zusätzlich zum steuerfreien Einkommen bis 28.000 Euro im Jahr könnte auch der regionale Anteil der IRPEF progressiv gestaffelt werden, empfehlt das AFI.
 
Als wir die Daten genauer analysiert hatten, stellte es sich heraus, dass von den 416.054 Steuerpflichtigen im Steuerjahr 2015 nur 322.981 tatsächlich Steuerbeträge entrichtet haben“, berichtet AFI-Forscherin Matilde Cappelletti. Die anderen konnten ihre Einkommen mit Abzugs- und Steuerfreibeträgen verrechnen oder sie waren in der so genannten „No-Tax-Area“. Insgesamt haben die Südtiroler Einkommenssteuerpflichtigen über 2,5 Milliarden Euro erklärt, aber dank der verschiedenen Steuerbefreiungen nur 1,9 Milliarden Euro netto an Einkommenssteuern entrichtet (5.852 € pro Kopf). 
Im Steuerjahr 2015 kam jeder fünfte Südtiroler Steuerpflichtige (20,3% oder 84.454 Personen) in den Genuss von Abzugs- und Freibeträgen im Gesamtwert von 370 Millionen Euro, was durchschnittlich 4.435 € pro Steuerzahler ausmacht. Die Abschreibe- und Freibeträge betrafen zu 80,6 Prozent Ausgaben für Vorsorge und Gesundheit und zu 14,6 Prozent die Zusatzrente. Einen bemerkenswerten Anteil von 12,1 Prozent an der Gesamtsumme der Abschreibe- und Freibeträge machen die Abzugsmöglichkeiten für den Erstwohnsitz aus – insgesamt 32,7 Millionen Euro. Davon profitierten 50.532 Steuerpflichtige.
 
Fast alle Südtiroler Steuerpflichtigen (97,1 Porzent oder 404.080 Personen) konnten gesetzlich festgelegte Aufwendungen absetzen, was den Brutto-Steuer-Ertrag für den Fiskus um 688 Millionen Euro minderte. Die hauptsächlichen Abzugsposten betreffen zu 60,4 Prozent Einkommen aus unselbständiger Arbeit und Rente, zu 15,1 Porzent die zu Lasten lebenden Familienmitglieder.