Luigi Di Maio und Vito Crimi
Foto: Facebook/Vito Crimi
Politik | 5-Sterne-Krise

Bewegung am Scheideweg

Nach den Wahlniederlagen sucht die Vollversammlung der 5 Sterne nach Lösungen.

Nichts hätte die Wirrnisse in der Fünf-Sterne-Bewegung besser verdeutlichen können als die gestrige Vollversammlung der Parlamentarier in Rom. Di Maio, Fico, Fraccaro, Bonafede, Pattuanelli und viele andere glänzten durch Abwesenheit. Der auf der Anklagebank gelandete Interimsvorsitze Vito Crimi übte sich in Rechtfertigungsversuchen: "L' autocritica che mi faccio è quella che ho sempre privilegiato i territori e le volontà specifiche dei singoli territori. E questo lo sanno tutti. Non c'è nulla da festeggiare. C'è stata una sconfitta netta."

In den Regionalräten stürzte die Bewegung in Ligurien von 6 auf 2 Sitze ab, in Emilien von 6 auf 1, im Veneto von 5 auf 0 und in Aosta von 4 auf 0 – ein Desaster. Für das nun Verantwortliche gesucht werden. "Abbiamo preso una grande scoppola", klagt Senator Marco Pellegrini. Die Senatorin Roberta Lombardi: "Mi fa ridere chi diceva no alle alleanze e ora si lamenta del risultato catastrofico." Senator Nicola Morra ruft zur Selbstkritik auf: "Abbiamo tradito i nostri valori con un metodo verticistico. Dobbiamo cambiare statuto." Der Interimsvorsitzende Crimi zeigt sich zerknirscht. Der neuen Führungsriege will er nicht mehr angehören. Das bleibt freilich abzuwarten Ob die von den Parlamentariern gewählt werden soll oder über die heftíg umstrittene digitale Plattform Rousseau von Davide Casaleggio bleibt offen, wie fast alle für die Zukunft der Bewegung wesentlichen Fragen.

Einer der Favoriten – Luigi Di Maio – ist abwesend, um nicht in den Streit hineingezogen zu werden. Das gilt auch für Alessandro Di Battista, der seine Kandidatur bereits angekündigt hat, aber den heftigen Polemiken entgehen will. Wenn nicht alle Zeichen trügen, werden sich Di Maio,Crimi und Di Battista bei den stati generali um den Vorsitz bewerben.

Dass jedoch die für den 15. März angesetzten stati generali auch Ende September noch immer nicht in Sicht sind, demonstriert deutlich, wie weit sich die Fünf-Sterne-Bewegung in ihren Unsitten und internen Machtkämpfen bereits den Gewohnheiten der von ihnen vehement kritisierten traditionellen Parteien angenähert haben.

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Salto User
Manfred Gasser Mo., 28.09.2020 - 11:10

Wahrscheinlich haben Sie recht, aber die Frage ist, ob was besseres nachkommt, was ja an sich nicht schwierig wäre, aber ich mir in Italien schwer vorstellen kann.

Mo., 28.09.2020 - 11:10 Permalink