Wirtschaft | Nutzhanf

Hanfanbau mal anders

Hanf ist nicht gleich Hanf. Im Pustertal wird die Faserpflanze seit 2013 legal angebaut. Die Wieder-Entdeckung einer alten Kultur- und Nutzpflanze.

Was das italienische Militär legal und im großen Stil macht, wurde drei jungen Vinschgern kürzlich zum Verhängnis: der Anbau jener Hanfsorten, die aufgrund ihres erhöhten THC-Anteils als Medizinalpflanze beziehungsweise als Rauschmittel verwendet werden. Denn während das italienische Heer im Auftrag der Regierung Cannabisplantagen bewirtschaftet, deren Ernte ab 2015 für medizinische Zwecke verwendet werden soll, waren die zehn am 20. Oktober beschlagnahmten Pflanzen der Vinschger Cannabisbauern für weniger selbstlose Zwecke bestimmt. Und zogen drei Anzeigen auf freiem Fuß nach sich.

Am anderen Eck Südtirols müssen sich Christoph Kirchler und Alexander Erlacher unterdessen keine Sorgen machen. Ihre Hanfplantagen sind legal. 2013 bauten die beiden zum ersten Mal Nutzhanf in Percha an. Inzwischen sind sowohl Anbaufläche als auch Interesse an der Nutzung der Pflanze gewachsen. Arm am Wirkstoff THC ist der Anbau von Faserhanf-Pflanzen seit Ende der 90er Jahre EU-weit wieder erlaubt, 42 zertifizierte Sorten gibt es derzeit. "Es handelt sich um eine der ältesten Kultur- und Nutzpflanzen der Welt. Auch in Südtirol war der Hanfanbau gang und gäbe", erzählt Christoph Kirchler im Gespräch mit der Neuen Südtiroler Tageszeitung vor einer Woche.

Die ältesten Nutzhanffunde stammen aus China, wo bereits um 2800 v. Chr. Seile aus Hanffasern hergestellt wurden. Später wurden die Fasern vor allem für die Herstellung von Textilien und auch Papier verwendet. Johannes Gutenberg etwa druckte 1455 die Bibel auf Hanfpapier.

Die Wiederbelebung des Nutzhanfanbaus in Südtirol und seine Nutzung als Ganzes sind die Ziele der Firma EcoPassion. Seit Ende 2012 von Kirchler und Erlacher geführt, werden die im Pustertal angebauten Hanfpflanzen in den unterschiedlichsten Bereichen genutzt. Als natürliches Dämmmaterial, zu Öl, Milch und Mehl verarbeitet, oder als Material für maßgeschneiderte Kleidung dient der Pusterer Nutzhanf. Mittlerweile haben auch einige Bauern aus der Umgebung sowie aus dem Vinschgau die vielfältige Nutzung der Faserpflanze erkannt und mit dem Hanfanbau begonnen. Ein relativ geringer Arbeitsaufwand und einfach durchzuführende Arbeitsschritte mit bereits vorhandenen Maschinen spielen den Bauern dabei in die Hände. Ein weiteres Argument für den Hanfanbau: Die Pflanzen benötigen weder Pestizide noch Unkrautvernichtungsmittel und können somit zu 100 Prozent biologisch angebaut werden.