Politik | Neuwahlen

Zwei Bürgermeister, zwei Wege

Alexander Überbacher und Tobia Moroder scheinen Ähnliches zu wollen: breiten Konsens, Erneuerung, gemeinsame Zusammenarbeit. Doch die Umsetzung ähnelt sich weniger.

Seine Wahl zum neuen Bürgermeister von Natz-Schabs sieht Alexander Überbacher als “Neustart”. Ein solcher soll auch der neue Gemeindeausschuss darstellen. Seinen Vorschlag dazu will Überbacher am Donnerstag Abend dem Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen. Weniger als zehn Tage hat er für die Aufstellung seiner Wunschkandidaten für den Ausschuss gebraucht. In St. Ulrich ticken die Uhren seit dem 15. November hingegen etwas anders. “Nein, wir sind noch nicht so weit, dass wir schon einen Ausschuss präsentieren könnten”, sagt Neo-Bürgermeister Tobia Moroder auf Anfrage von salto.bz. Die beiden jungen Bürgermeister – Moroder ist 33, Überbacher 36 Jahre alt – verwenden eine ähnliche Sprache, wenn sie darüber reden, wie sie sich die Arbeit im Gemeinderat vorstellen. Da fallen Worte wie “Erneuerung”, “Konsens”, “Zusammenarbeit mit allen”. Was Überbacher und Moroder darunter zu verstehen scheinen und die Art und Weise, sie diese in die Tat umzusetzen gedenken, unterscheidet sich allerdings. Während der eine einen reinen SVP-Ausschuss präsentiert und trotzdem auf die Zustimmung der anderen politischen Kräfte hofft, will der andere von vornherein reinen Tisch machen.


Gemeinsam einsam

“Gemeinsam können wir die Anliegen der Bevölkerung am besten wahrnehmen”, lässt Alexander Überbacher am Montag Abend verlauten, als er seinen Vorschlag zur Zusammensetzung des neuen Gemeindeausschusses an die Presse versendet. Durch diesen will er “die Zusammenarbeit mit allen Listen” stärken. Drei neue Referenten sieht Überbachers Vorschlag vor. Doch darüber hinaus nicht viel Abwechslung. Alle vier Kandidaten für den Ausschuss sind SVP-Räte, je einer aus den Ortsgruppen Schabs und Aicha sowie zwei aus der Ortsgruppe Natz-Raas-Viums.

Der Dörferliste will Überbacher die Betreuung der Belange des Ortsteiles Raut und den Vorsitz im Bibliotheksrat und im Bildungsanschuss anbieten, die Bürgerliste hingegen schaut bei den Postenbesetzungen durch die Finger. Das einzige Zugeständnis, dass der Liste des mittlerweile zurückgetretenen Andreas Unterkircher gemacht wird, ist, dass sie gemeinsam mit der Dörferliste regelmäßig an den Sitzungen des Gemeindeausschuss teilnehmen darf. “Dadurch kann frühzeitig ein breiter Konsens gefunden und nachhaltige Entscheidungen getroffen werden”, ist Bürgermeister Überbacher überzeugt. Zumindest von der Dörferliste erwartet er sich, dass sie am Donnerstag seinen Vorschlägen zustimmen. Dort pocht man jedoch auf eine Umgestaltung des Gemeindeausschusses. Zwei Vertreter für Schabs, davon einer aus den eigenen Reihen, fordert die Dörferliste. Mit dem reinen SVP-Gemeindeausschuss von Alexander Überbacher sei man nicht einverstanden. Die Dörferliste hofft auf die Unterstützung der Schabser SVP-Vertreter, “die vor den Wahlen immer von ‘Miteinander und nicht Gegeneinander’ sowie Dialogbereitschaft gesprochen haben.”

In Natz-Schabs gibt es also bereits eine erste kleine Krise. Das von Überbacher an die Dörferliste gemachte “Angebot zur Zusammenarbeit” wird torpediert. Die Bürgerliste bleibt beim “Neustart” komplett außen vor, die Wahlversprechen bröckeln. Anders ist die Lage in St. Ulrich.


Alle in einem Boot

Dort hält Bürgermeister Moroder an seinem bisherigen Weg und jenem seiner Bewegung “Per la Lista unica” fest: “Wir haben immer gesagt, dass wir eine neue Art von Politik machen wollen.” Konkret bedeutet das – nicht nur bei der Kandidatensuche für die Gemeinderatswahlen – auch bei der Bildung des neuen Gemeindeausschusses: Versuchen, alle mit ins Boot zu holen. “Meine Vorstellung ist, dass sich um jeden Referenten ein überparteiliches Team bildet”, erklärt Tobia Moroder: “Das heißt, wenn ein SVP-Rat einen Ausschussposten übernimmt, dann wird er neben sich drei oder vier Leute von anderen Listen haben.” Nur so sei eine wahre Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit gegeben, meint der St. Ulricher Bürgermeister. Er hat bereits einige Namen im Kopf, wer für welche Aufgabe geeignet wäre. “Aber zunächst gilt es, in Gesprächen mit SVP und Freiheitlichen zu klären, ob ihnen diese Idee grundsätzlich gefallen würde”, so Moroder.

Dreißig Tage haben die neuen Bürgermeister Zeit, um einen Ausschuss zu bilden und vom Gemeinderat genehmigen zu lassen. Das Einverständnis von SVP und Freiheitlichen bräuchte Moroder eigentlich gar nicht – “Per la Lista unica” hält 10 der 18 Sitze im St. Ulricher Gemeinderat. Doch er will es anders machen, keine Koalition im klassischen Sinn, sondern “Konsens und Rückhalt, aber auch eine eventuelle Opposition im Voraus und nicht erst im Gemeinderat selbst” finden. Schauen, ob Moroders Rechnung aufgeht. Auch Überbacher ist auf die Stimmen der Dörferliste nicht angewiesen. Doch vielleicht würde ein Blick nach St. Ulrich helfen, um Worte wie “die Zusammenarbeit mit allen Listen” wirklich in die Tat umzusetzen.