Gesellschaft | Covid-19

Covid-19: Was sagen die Zahlen?

Laut Statistik-Behörde der EU gab es in Europa von Anfang März bis Ende Juni 2020, verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, um 233.000 mehr Todesfälle.
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Im April 2020 führte die Statistikbehörde der EU, Eurostat, eine neue wöchentliche Datenerhebung zu den Todesfällen ein, um das Ausmaß der Corona-Pandemie statistisch besser erfassen zu können. Die EU-Länder*, Großbritannien und die EFTA-Länder** stellen Daten für dieses Projekt bereit.  

Wie aus obiger Grafik ersichtlich ist, lagen die Todesfälle in Europa*** im heurigen Jahr im Zeitraum März bis Juni (Woche 10 bis Woche 26) während vieler Wochen wesentlich höher als in den Jahren 2016-2019. Die Daten für die Jahre 2016, 2017 und 2019 zeigen einen ähnlichen Verlauf, 2018 weist bis zur 16. Woche (Mitte April) eine höhere Zahl von Todesfällen auf. Ein Grund dafür war eine ungewöhnlich starke Grippewelle im Winter 2017-2018.

Laut Eurostat sind im Zeitraum von März bis Juni in der EU etwas über 168.000 Menschen mehr gestorben, als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 im selben Zeitraum. Zählt man Großbritannien und die EFTA Länder dazu, so beträgt die Zahl über 233. 000. Die höchste Übersterblichkeit war in der 14. und 15.Woche 2020 (Ende März-Mitte April). Wie die Grafik zeigt, sinkt die Kurve ab der 15. Woche und zeigt ab der 22. Woche (Anfang Juni) wieder einen ähnlichen Verlauf wie in den vier vorangegangenen Jahren. Von Anfang März bis Ende Juni 2020 starben in Europa um 14% mehr Menschen als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Am Höchststand der Pandemie, Ende März bis Mitte April, waren die Todesfälle um 40% höher als der Durchschnitt der 4 vorangegangenen Jahre.

Die von Eurostat veröffentlichten Zahlen beinhalten alle Todesfälle, unabhängig von der Todesursache. Laut Eurostat können die Daten für die Abschätzung der direkten und indirekten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die europäische Bevölkerung genutzt werden. Vergleicht man die Zahlen mit den veröffentlichten Covid-19 Todesfällen in den einzelnen Ländern, so ist ein Zusammenhang offensichtlich.

Die am meisten von der Covid-19 Pandemie betroffenen Länder Italien und Spanien hatten die höchste Übersterblichkeit im Zeitraum März bis Juni 2020, verglichen mit dem Durchschnitt 2016-1019. Laut Eurostat lag Spanien mit 48.000 Todesfällen an erster Stelle, gefolgt von Italien mit 46.000, Frankreich verzeichnete 29.000 Fälle. In Deutschland und den Niederlanden lag die Übersterblichkeit unter 10.000 Fällen. In Großbritannien starben im Zeitraum März bis Juni um 64.000 mehr Menschen als im Durchschnitt 2016-2019, während auf die restlichen Länder 25.000 zusätzliche Todesfälle entfielen. Im Vergleich zur durchschnittlichen Zahl der Todesfälle für die Jahre 2016-2019 wurden mehr als doppelt so viele Todesfälle in Spanien in den Kalenderwochen 13-15 verzeichnet, gefolgt von Belgien in der 15. Woche, während Italien  in den Wochen 11-15 mehr als 40% zusätzliche Todesfälle aufwies. Laut Eurostat  waren Bergamo in Italien und Segovia in Spanien die Städte mit dem höchsten Anteil an zusätzlichen Todesfällen.

Die meisten zusätzlichen Todesfälle gab es bei den über 70-Jährigen

Von den 168.000 zusätzlichen Todesfällen in der EU im Zeitraum März bis Juni, betrafen 96% die über 70-Jährigen, davon entfielen 20% entfielen auf die 70 bis 79-Jährigen, 37% auf die 80 bis 89-Jährigen und 39% auf die über 90-Jährigen.

Anmerkung: Die in diesem Artikel verwendeten Daten sind vorläufige Zahlen, die zu einem späteren Zeitpunkt eventuell leicht aktualisiert werden können.

*Irland ist nicht inkludiert, da keine Daten vorliegen.

**Mitgliedsländer der EFTA (Europäische Freihandelsassoziation): Norwegen, Schweiz, Island und Liechtenstein.

*** Europa inkludiert die EU-Länder, die EFTA-Länder unf Großbritannien