Politik | SVP

Meraner Geschäftsmodell

Am Samstag finden in Meran die SVP-Vorwahlen für das Bürgermeisteramt statt. Gerhard Gruber ist der Favorit. Ein kritischer Blick in die Welt des Gesundheitsunternehmers.

Gerhard Gruber hat eigentlich gut lachen. Der 54jährige Geschäftsführer der Marienklink Bozen ist der Favorit in der Nachfolge von Günther Januth als Meraner Bürgermeister. Gruber ist seit vielen Jahren fixer Bestandteil einer mächtigen politischen und finanziellen Seilschaft in der Passerstadt.
Gruber ist studierter Biologe und hat seine ersten Schritte auch im Umweltbereich gemacht: zuerst im Ökozentrum Neustift, dann als Leiter des Bildungshauses Neustift. Schließlich wurde er zum Vorsitzenden des Umweltausschusses in der SVP gewählt. Dieses Amt hat er inzwischen seit über zwei Jahrzehnten inne. Es sichert ihm vor allem Sitz und Stimme im wichtigen SVP-Parteiausschuss.
Karl Zeller, der nur ein halbes Jahr jünger ist, wird schon sehr früh zum politischen Förderer von Gerhard Gruber. Damit beginnt auch der Aufstieg des heutigen Bürgermeisterkandidaten. Zuerst holt man Gruber in den Verwaltungsrat der Meraner Thermen und macht ihn dort zum Projektkoordinator des Thermen-Neubaues. In diese Ägide fällt auch die Entlassung der Berliner Architekten Baumann und Zillich, die dem Land am Ende einige Millionen Euro gekostet hat.
Grubers mächtige Fürsprecher ebnen ihm nicht nur den Weg in die Stiftung Sparkasse, sondern auch in den Verwaltungsrat der Sparkassen AG. Ebenso machen Zeller & Co. Gerhard Gruber zum Präsidenten der Stadtwerke Meran und zum Präsidenten der Tochterfirma Infosyn Gmbh (gemeinsam mit den Stadtwerken Brixen).
Gerhard Gruber ist aber auch einer der drei gutbezahlten Weisen, die im Auftrag der Landesregierung 2005 ein Reformpapier zur Südtiroler Sanität verfassen. Der Umweltfachmann wird zuerst zum Direktor der Privatklinik Martinsbrunn (der Vertrag wurde vor einigen Jahren aufgelöst) und dann zum Geschäftsführer der Bozner Marienklinik.
Von diesen amtlichen Entschädigungen kann man durchaus gut leben.

Lokale Wirtschaft

Der Mann für alle Fälle wagt jetzt aber den Qualitätssprung. Er soll nach dem Willen seiner Fürsprecher der neue Meraner Bürgermeister werden. Dazu muss Gerhard Gruber aber am kommenden Samstag erst die offenen Vorwahlen der Meraner SVP gewinnen. Es gibt drei Kandidaten: Neben Gruber, die Hotelierin und Stadträtin Gabi Strohmer und den Meraner Gemeinderat Peter Enz.



Gerhard Gruber präsentiert sich als Kandidat der Wirtschaft. Auf seiner Facebookseite „Team Gerhard Gruber“ plädiert der „Unternehmer im Gesundheitsbereich“ (Eigendefinition) unter dem Slogan „Meran – Förderung der heimischen Wirtschaft“ für lokale Wirtschaftskreisläufe. Gruber schreibt:

„Es muss nicht immer ein Unternehmen von auswärts sein ... Im Rahmen des Vergabegesetzes muss die lokale Wirtschaft gefördert werden. Nur eine gesunde heimische Wirtschaft kann die Lebensqualität der Meraner und Meranerinnen dauerhaft unterstützen. In diesem Bereich muss ein Umdenken stattfinden. Ich werde dies mit aller Kraft unterstützen!“

Derzeit aber sieht die Realität noch ein bisschen anders aus. Denn Gerhard Gruber ist neben seinen öffentlichen Funktionen auch als privater Unternehmer tätig. Dort aber weniger im Sinn der lokalen Kreisläufe.

Das System Paljari

Gerhard Gruber ist seit Jahren Geschäftsführer einer Firma in Kroatien. Die „Paljari d.o.o.“ hat ihren Sitz in Vizinada in der Nähe von Porec. Das Unternehmen in Istrien wurde 2003 gegründet, ist am Handelsgericht Rijeka eingetragen und ist in der Vermittlung von Gebäuden, Grundstücken und Wohnungen für Dritte tätig.
Lokale Wirtschaftskreisläufe sehen anders aus.


Inzwischen gibt es eine fast gleichnamige Firma aber auch in Südtirol. Am 7. August 2013 wurde die „Paljari Italien GmbH“ mit einem Gesellschaftskapital von 10.000 Euro gegründet. 50 Prozent des Unternehmens gehören dem Lananer Künstler Peter Tribus und 50 Prozent Gerhard Gruber. Gruber ist auch geschäftsführender Verwaltungsratspräsident. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Industriezone Lana, wo man mit dem Gesundheitsmatratzen-Unternehmen „Naturafit von Zita Gruber“ kooperiert. Die Eheleute und Geschäftspartner sind selbstverständlich auch Mitglieder im Team Gerhard Gruber.
Die Tätigkeit der „Paljari Italien GmbH“ ist E-Commerce und der Tür-zur-Tür-Verkauf von verschiedenen Textilien und Nahrungsergänzungsmitteln. Das Unternehmen bietet über Internet derzeit Produkte aus Wolle und den neu erfundenen Fasern Nexus und Celliant an, die besonders gesundheitsfördernde Wirkung haben sollen. Zudem Nahrungsergänzungsmittel und verschiedene Vitalpilze.
Doch Paljari ist mehr als nur eine Firma. Es ist eine eigene Philosophie, die in abstrusen Texten auf der unternehmenseigenen Homepage (www.paljari.net) vorgestellt wird. Man will eine Art Gesundheitsnetzwerk aufbauen.
Dafür hat das Unternehmen ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt, das Franchnet genannt wird. Auf der Homepage der Firma wird das Modell so erklärt:

Unser Organisationsmodell sieht drei Möglichkeiten einer Partnerschaft vor:
Sie sind Kunde!
Sie kaufen unsere Produkte, indem Sie entweder über den Onlineshop oder über eines unserer Mitglieder im Gesundheitsnetzwerk die Produkte bestellen. In diesem Fall sind Sie Konsument unserer hochwertigen gesundheitsfördernden Produkte.
Sie sind Mitglied im Paljari-Netzwerk!
Entscheiden Sie sich nicht nur für den Kauf von Paljari-Produkten, sondern empfehlen diese auch weiter, so sollten Sie Mitglied im Paljari-Netzwerk werden und bekommen Geld für Ihre Empfehlungen.

Je größer Ihr Netzwerk wird und je mehr in Ihrem Netzwerk verkauft wird, umso weiter steigen Sie in der Karriereleiter und umso mehr verdienen Sie.
 

Sie haben Ihr eigenes Geschäft im Paljari-Netzwerk!
Sie entscheiden sich Ihr eigenes Geschäft im Paljari-Netzwerk aufzubauen? Werden Sie Leader und haben Sie Ihr eigenes Geschäft ohne Startkapital aufbringen zu müssen. Je größer Ihr Netzwerk wird und je mehr in Ihrem Netzwerk verkauft wird, umso weiter steigen Sie in der Karriereleiter und umso mehr verdienen Sie.
Unser Organisationsmodell sieht vor, dass eigene Netzwerke aufgebaut werden, und somit fallen die Zwischenhändlerprovisionen weg. Die gesamte Provision bleibt bei Ihnen und in Ihrem Netzwerk.
Ein schönes, eigenes Netzwerk lohnt sich und macht Sie wirtschaftlich frei und unabhängig.

Das Geschäftsmodell erinnert an eine Art wirtschaftliches Pyramidenspiel.
Ein ähnliches Netzwerk baute vor einigen Jahren das in Österreich gegründete Unternehmen „Lyoness“ auf. Es dürfte kein Zufall sein, denn ein Teil der Paljari-Belegschaft hat sich für Lyoness in Südtirol engagiert. 
Die Frage ist jetzt, ob die Karriereleiter dieses Geschäftsmodells am Ende bis in das Meraner Rathaus reicht? 
Die Antwort darauf wird man in den nächsten Tagen und  Monaten erhalten.