Wirtschaft | Volksbank

Der Verzicht

Über 1.000 Mitglieder haben von ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht. Das sind rund 5 Prozent der Aktien. Zudem plant die Volksbank ein Solidaritätsabkommen.
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Foto: Architektur Stiftung
Offiziell redet niemand. Aber wenn sich am Freitag Nachmittag der Verwaltungsrat der Südtiroler Volksbank trifft, steht auch das Thema „Rücktrittsrecht“ auf der Tagesordnung.
Am 26. November 2016 hat sich die Mitgliederversammlung der Südtiroler Volksbank mit überwältigender Mehrheit für die Umwandlung der Genossenschaftsbank in eine Aktiengesellschaft ausgesprochen. Laut Gesetz kann jedes Mitglied, das mit dieser Umwandlung nicht einverstanden ist, seinen Rücktritt einreichen und seine Anteile abstoßen.
Die Volksbank-Führung hat für die Umwandlung den Aktienpreis anhand zweier Expertengutachten auf 12,10 Euro festgelegt. Weil der Aktienpreis bei der Kapitalerhöhung ein Jahr zuvor aber bei 19,20 Euro lag, kam verständlicherweise großer Unmut unter den Mitgliedern auf.
Vor diesem Hintergrund stellt sich seit Wochen die Frage, wie viele Mitglieder werden der Volksbank tatsächlich den Rücken kehren und von ihre Aktien verkaufen?
 

Die Rücktritt

 
Bis 27. Dezember 2016 mussten die Mitglieder, die von ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch machen, ihre Verkaufsabsichten schriftlich bei der Bank deponieren. Genau einen Monat später, an diesem Freitag, wird sich der Verwaltungsrat mit den Rücktritten befassen und die Phase der Optionsrechte und Verkäufe festlegen. Nach der Sitzung sollen dann auch die genauen Zahlen bekannt werden.
Nach Informationen von salto.bz sind die Rücktrittszahlen für die Bank alles andere als dramatisch. Von den über 50.000 Aktionären sollen knapp über 1.000 Mitglieder das Rücktrittsrecht in Anspruch nehmen.
Die Aktionärsstruktur der Volksbank besteht traditionell vor allem aus Kleinstaktionären. Weil unter den Rücktritten aber auch einige größere Aktionäre sind, kommt man auf ein Gesamtpaket von rund 5 Prozent der Volksbank-Aktien. Der Wert: Rund 32 Millionen Euro.
Der Verwaltungsrat wird am Freitag entscheiden, ob man die Aktien anhand von Optionsrechten an die anderen Aktionäre veräußert, sie im freien Verkauf auf der neuen Handelsplattform anbietet, die im März starten soll oder ob die Bank das gesamte Paket übernimmt.
Insider gehen davon aus, dass man zuerst die Optionsrechte ausschöpfen wird und dann die Aktionen auf der neuen Plattform anbieten wird. Die Bank dürfte – wenn überhaupt – erst im dritten Schritt als potentieller Käufer auftreten.
 

Die Kürzungen

 
In den vergangenen Tage fanden mehrere Treffen des Volksbank-Personals mit den Gewerkschaften statt. Etwa am Donnerstag in der Eurac-Bozen oder am Tag zuvor am Volksbank-Sitz in der Bozner Schlachthofstraße. Zudem gibt es einen gemeinsamen Gewerkschaftstisch an dem auch Volksbank-Generaldirektor Johannes Schneebacher sitzt. „Das Personal ist in Aufregung“, heißt es aus den Bankgewerkschaften.
Der Grund ist ein Plan der Bankenspitze, ein Solidaritätsabkommen umzusetzen.
Nach einer Inspektion der Banca d´Italia musste die Volksbank im Frühsommer 85 Millionen Euro an Wertberichtigungen machen. Die Folge: Das erste Mal in der Bankengeschichte kam eine negative Halbjahresbilanz heraus. Ein Minus von 28 Millionen Euro.
Die Jahresbilanz 2016 wird am Ende zwar wieder einen Gewinn ausweisen, doch die Bankenführung weiß, dass man den Gürtel jetzt etwas enger schnallen muss. Deshalb will der Verwaltungsrat eine Art Solidaritätsabkommen vorschlagen.
Die gesamte Belegschaft soll auf einen Teil der jährlichen Betriebsprämie verzichten. Wobei auch die Führung ein klares Zeichen setzt. Denn die Kürzungen sollen in demselben Umfang auch für den Verwaltungsrat, den Aufsichtsrat und den Generaldirektor zur Anwendung kommen.
Wie hoch dieser Verzicht sein wird, ist noch offen. In der Verhandlungen fallen Zahlen zwischen 65 und 20 Prozent der Betriebsprämie. Am Ende könnte man sich zwischen 25 oder 30 Prozent einigen.
Damit es aber dazu kommt, müssen die Mitarbeiter und die Gewerkschaften zustimmen. Und daran arbeitet man derzeit intensiv.