Gesellschaft | Gastbeitrag

L’amore ai tempi della demenza

Ein Tabu aus der Welt schaffen will die Südtiroler Alzheimervereinigung und lässt Töchter über die Erkrankung ihrer Mütter erzählen*. Hier spricht eine von ihnen.
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Foto: upi

Meine Mutter war eine begnadete Köchin und sogar in den Zeiten, in denen ihre Demenzerkrankung schon fortgeschritten war, probierte sie noch neue Rezepte und Zubereitungen aus. Mein Bruder hatte ihr einen Mikrowellenherd gekauft, den sie manchmal auch nutzte. In den letzten Jahren hatte die Mikrowelle allerdings eine andere Funktion. Sie wurde zum Ort, wo Mama ihre Knirpsschirme aufbewahrte. An einem Regentag, als Betreuerin Joanna mit ihr zum Spaziergang aufbrach, sagte sie ganz selbstverständlich: „Aspetta che prendo l’ombrello nel microonde!“

Wir haben laut gelacht. Wir haben immer laut gelacht, wenn es etwas zu lachen gab. Im Normalfall überwog die Trauer (über den Verlust der Fähigkeiten unserer klugen Mama), manchmal die Verzweiflung (vor allem über ihre eigene Verzweiflung), oft die Unbeholfenheit und die Ungeduld gegenüber den ungewollten Veränderungen.

Demenz verändert den Alltag, die Geographie der Dinge. Sie frisst die gemeinsame Geschichte auf. Sie stülpt sich über die Beziehungen wie ein schwarzer Sack, dessen Inhalt langsam zu einem einzigen Wirrwarr wird. Die Handtaschen meiner Mutter waren sinnbildlich für dieses Chaos. Wir nutzten das manchmal, um den Starrsinn, den die Demenz in den Charakter meiner so milden und nachgiebigen Mamma gebracht hatte, zu überlisten. Wir hatten eine ganze Serie von gleichen Handtaschen, randvoll mit Schlüsseln, Geldtaschen, Handtüchern, Brillen und Unterwäsche, damit wir bei Verlust immer eine parat hatten.

"Come figlia, prima ti ribelli, poi impari a non chiedere, per non far male a te e a lei."

Si impara a convivere con la demenza, a fregarla a volte. Molto più spesso però è lei che ti frega. Forse il momento più doloroso è quando la persona con demenza smette di riconoscerti. Mia mamma prima mi confondeva con mia sorella, poi con sua sorella, poi, a un certo punto non sapeva più collocarmi nella sua biografia. Come figlia, prima ti ribelli, poi impari a non chiedere, per non far male a te e a lei. Dopodiché ho fatto molte scoperte. Anzitutto ho imparato a vivere sempre solo il presente. Non potendo più condividere i ricordi e non avendo senso progettare il futuro, abbiamo sviluppato insieme una nuova, intensa qualità del presente. Il momento, der Augenblick, quello che normalmente ti scivola via in un baleno, si apre come un ventaglio. Puoi soffermarti, studiarlo, comprenderlo.

Comprendere ciò che sta dietro questi piccoli attimi.

Capire che anche loro hanno una loro bellezza e un loro linguaggio. Magari l’amore della mamma  non lo trovi più nel nome che non si ricorda più o nella torta che non ti cucina più o nel bigliettino che non ti scrive più, ma solo ed esclusivamente nello sguardo che ti rivolge o nella carezza che ti regala, non sapendo chi sei, ma sapendo nitidamente che ti vuole bene.

Ich möchte auch die Schönheiten dieser Krankheit erzählen. Nicht um krampfhaft das Positive in einer schrecklichen Situation zu suchen, sondern um der Demenz ein wenig von ihrer bösen Macht zu nehmen. Diese gedeiht am besten im Tabu und in der Verdrängung. Gerade darunter leiden Menschen mit Demenz am meisten und ihre Familien mit ihnen.

Deshalb schreibe ich über die Schirme in der Mikrowelle. Sie steht heute übrigens in meiner Speisekammer und in ihr werden Speisen aufgetaut. Was eigentlich auch nur eine Auslegungssache ist.