Kaffee
Foto: renate mumelter
Gesellschaft | #alsodann

What else? Mein Hausverstand rebelliert

Im Nobelschuppen glitzert es wie beim Juwelier, die Kunden warten geduldig an der Kassa, bezahlen fröhlich und ziehen mit einem Sack bunter Kaffee-Schachteln ab.

Bei Nespresso lässt die Klientel ihr Geld, obwohl sie guten Kaffee billiger, fairer und umweltfreundlicher haben könnte. Aber dann würde ihr möglicherweise jenes Klavier auf den Kopf fallen, das George Clooney verschont hat - wer will das schon. Lieber eine zusätzliche Maschine im Haus und Schachteln und Alupads im Müll. Chi se ne frega. Umweltproblem? Ma va'! Das Netz behauptet inzwischen frech, dass das Herstellen des Kaffees selbst umweltschädlicher sei als die ganze Alupartie. Die Pads seien recycelbar und portioniert, deshalb verschwende man weniger Kaffeepulver.

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Da rebelliert mein Hausverstand aber heftig. Ich soll echt glauben, dass der Portiönchen-Kaffee samt komplexer Maschine ökologischer ist als der aus meiner Espresso-Kanne? Niemals. Fachleute geben mir recht. Im Netz machen mir andere Fachleute weis, dass ich auf dem Holzweg bin. Was Lobbying doch alles kann.

Nestlè versucht nun das Ökoargument mit einer „wahren Geschichte“ kleinzureden und lässt Clooney bei Urwaldbildern samt Schmetterling davon schwärmen, wie der Konzern in Kolumbien Gutes tut, dass Mädchen sogar studieren können, wenn wir Nespresso kaufen. Wahrscheinlich können sie eher studieren, wenn ich fair gehandelten Kaffee im Säckchen kaufe.

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