Umwelt | Hofburggarten

(K)Ein Heller für Brixen

Die Brixner Stadtverwaltung will den Hofburggarten von Andrè Heller gestalten lassen. Die Grüne Bürgerliste stellt dazu einige kritische Fragen.
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Foto: Die Zeit
Es ist ein Dauerbrenner in der Bischofsstadt. Brixen und sein Hofburggarten.
Seit Jahren debattiert man um die Nutzung dieses öffentlichen Kleinods. Lösungen wurden gefunden und wieder verworfen. Es gibt zig Ideen und Konzepte, wirklich umgesetzt wurde bisher aber kaum etwas.
Vor diesem Hintergrund plant die Brixner Stadtspitze jetzt im Stillen einen Überraschungscoup. Nach Informationen von salto.bz ist man in Kontakt und in Verhandlung mit dem österreichischen Aktionskünstler und Kulturmanager Andrè Heller.
Der Wiener Künstler Andrè Heller mit Südtiroler Wurzeln spielt seit fünf Jahrzehnten in der ersten Liga der europäischen Aktionskünstler. Der Universalkünstler brilliert dabei querbeet in fast allen Kunstrichtungen. Seit langem arbeitet Heller auch als Kultur- und Eventmanager. Sein bisher letzter Coup die Eröffnungsshow für die Fussball-WM in Deutschland, die letztlich aber nicht aufgeführt wurde.
Ein Fixthema in Hellers Schaffen bildet seit über 30 Jahren der Garten. Für die Bundesgartenschau in Berlin realisiert Heller 1986 unter dem Titel „Misstraue der Idylle“ ein Blumenbild aus 40.000 Pflanzen. Im selben Jahr entsteht in Graz der Dichtergarten. Aus Blumen geformt werden dort Zitate bedeutender Literaten wiedergegeben.
1988 erwirbt der Künstler den ein Hektar großen botanischen Garten „Giardino Botanico A. Hruska“ in Gardone Riviera am Gardasee und gestaltet ihn um. 1998 plant er eine Parkanlage auf einem ehemaligen Krupp-Gelände in Bochum. Das Projekt wird nicht umgesetzt. Erst im vergangenen Jahr eröffnete Heller den „Anima Garden“ südöstlich von Marrakesch in Marokko.
 
Auch in Sachen Honorare und Kosten spielt Andrè Heller aber in der ersten Liga. Der Anima Garden in Marokko hat über zehn Millionen Euro gekostet. Für die WM-Show kassierte er anscheinend ein Honorar von 23 Millionen Euro.
In dieser Preisklasse wird Brixen nicht mitspielen können. Andrè Heller ist ein Publikumsmagnet, doch der Mann kostet.
 

Die Kritik

 
Es sind dann auch die Kosten, die von der Grünen Bürgerliste Brixen kritisiert werden.
Die Kosten einer „Operation Heller“ sind noch kaum angesprochen, dürften aber rasch zweistellige Millionenhöhe erreichen: Honorar, Projektierung, Gestaltung, Bauarbeiten und schließlich die Führung kämen auf eine für Brixen untragbare Größenordnung“, schreiben die grünen Gemeinderäte, Markus Frei, Elda Letrari und Elisabeth Thaler in einer Aussendung.
 
Für die Grünen Gemeindepolitiker ist der Bau der seit 25 Jahren überfälligen Stadtbibliothek prioritär. Sollte das Heller-Projekt umgesetzt werden, wäre eine Landesfinanzierung deshalb unbedingt erforderlich.
Die Grüne Bürgerliste wirft aber gleichzeitig einige Grundsatzfragen auf:
  • Ob Investitionen dieser Größenordnung in eine Liegenschaft getätigt werden könnten, die nicht im Eigentum der öffentlichen Hand, sondern der bischöflichen Kurie steht, ist mehr als fraglich. Gesetzlich zulässig wären sie nur unter im Fall einer Übereignung des Areals oder eines sehr langfristigen Vertrags;
  • Ob Bürgerinnen und Bürger, deren Steuermittel in großem Ausmaß für eine solche Attraktion verwendet würden, nach Schaffung eines Heller-Wunderwelt noch freien oder niederschwelligen Zugang zum Hofburggarten hätten, ist sehr fraglich. Vor allem Brixens Familien wünschten sich angesichts schwindender Grün- und Freiräume im Stadtraum dringend zugängliche Erholungsflächen, die ein vor allem touristisch ausgerichteter Wundergarten mit Eintritt kaum bieten würde.
Das Resümee von Frei, Letrari und Thaler ist deshalb eindeutig: „Gründe genug also, um die Perspektive eines Heller-Wundergartens in Brixen kritisch zu betrachten und nicht in vorschnellen Jubel auszubrechen.“ Und weiter : „Nicht nur die Grüne Bürgerliste, sondern Bürgerinnen und Bürger erwarten auf die gestellten Fragen klare Antworten.
Spätestens jetzt ist die Stadtverwaltung am Zug.
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Markus Lobis Fr., 26.05.2017 - 18:57

Die Bürgerliste stellt die falschen Fragen. Die zentrale Frage ist: Warum trauen wir der wunderbaren und reichen Stadt Brixen nicht zu, aus eigener Kraft eine starke Marke zu werden, die für Einheimische wie Gäste attraktiv ist? Warum stellen wir 1100 Jahre Geschichte unter den Scheffel einer Drittmarke, die einem alternden Inszenierungsspezialisten gehört? Brauchen wir Hellers Poesie, um Brixen ein Gesicht zu geben?

Ich denke: Nein!

Fr., 26.05.2017 - 18:57 Permalink
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Oskar Egger Di., 31.10.2017 - 10:03

Hellers Poesie könnte Brixen bereichern, aber wir lassen das Bereichern lieber den Anderen. Hat sich jemand überhaupt mit Hellers Poesie auseinandergesetzt? Lieber ein "alternder Inszenierungskünstler" als eine muffige Eigeninszenierung.

Di., 31.10.2017 - 10:03 Permalink