Wirtschaft | Handelsbeziehungen

EU: Handel mit China

China ist der wichtigste Handelspartner der EU. Im Jahr 2021 betrug das Handelsvolumen zwischen der EU und China 695 Milliarden Euro.

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Chinas rasante wirtschaftliche Entwicklung und seine wichtige Rolle bei der Globalisierung haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit der EU geführt. Zwischen 2000 und 2021 hat sich das bilaterale Handelsvolumen (Importe und Exporte) nahezu verzehnfacht und belief sich im Jahr 2021 auf 695 Milliarden Euro. 2021 wurden Waren im Wert von 472 Milliarden Euro aus China in die EU-Länder importiert und Waren im Wert von 223 Milliarden Euro aus den EU-Ländern nach China exportiert, was einer negativen Handelsbilanz von 249 Milliarden Euro entspricht. Selbst im Coronajahr 2020 nahm der Handel der EU mit China zu.

Für China, der größten Handelsmacht der Welt, ist die EU nach den USA der zweitwichtigste Handelspartner.

China überholte die Vereinigten Staaten im Jahr 2020 als den größten Handelspartner der EU. Im Jahr 2021 bezog die EU mit 22,4% nahezu ein Viertel aller Importe aus China, das zweitwichtigste Importland waren die USA mit einem Anteil von 11% vor Russland mit 7,5%. Bei den Exporten der EU liegt China mit 10,3% an dritter Stelle vor dem Vereinigten Königreich mit 13% und den USA mit 18.3%.

Die meisten Waren von und nach China werden per Schiffsverkehr* nach Europa geliefert. Jedoch auch der Transport mit Güterzügen zwischen China und Europa hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum erlebt, seit die ersten chinesischen Güterzüge im März 2011 von Chongqing im Südwesten Chinas nach Duisburg, Deutschlands größtem Binnenhafen, abgefahren sind. Bis Ende 2021 haben die China-Europa-Güterzüge nach Angaben der chinesischen Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) mehr als 180 Städte in 23 europäischen Ländern erreicht. Der Schienenverkehr hat sich auch während der Corona-Pandemie als effizient erwiesen, um die Lieferketten am Laufen zu halten. Um Waren von China über den Güterzugverkehr nach Europa zu liefern, dauert es 12 Tage. Der Transport per Eisenbahn ist wesentlich billiger als die Luftfracht und wesentlich schneller, wenn auch teurer, als die Spedition per Schiff. Als Folge des Ukraine-Krieges ist der Eisenbahntransport von China nach Europa derzeit teilweise unterbrochen.

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Welche Produktgruppen spielen beim Handel der EU mit China eine wichtige Rolle?

„Maschinen und Fahrzeuge“ dominieren sowohl den Export (52%) als auch den Import (56%) beim Handel der EU mit China. An zweiter Stelle stehen „andere Industriegüter“ und machen bei den Exporte 20% und bei den Importen 35% aus.  „Chemikalien“ betragen bei den Exporten 15% und bei den Importen 7%. PKWs und andere Fahrzeuge sind die am meisten exportierten Produkte der EU nach China, so verkauft zum Beispiel der deutsche Autokonzern VW fast jedes zweite Auto nach China. Computer, Rundfunkgeräte, Telefone, Büromaschinenteile und integrierte Schaltkreise sind die am meisten exportierten Produkte aus China in die EU.

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Unter den EU-Ländern sind Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Italien die größten Handelspartner von China

Während die Niederlande bei den Importen aus China die Nummer eins sind, steht Deutschland bei den Exporten nach China mit großem Abstand an der Spitze. Die größte Volkwirtschaft der EU exportierte im Jahr 2021 Waren im Wert von 105 Milliarden Euro nach China, das entspricht 16,5% seiner gesamten Extra-EU-Exporte, an zweiter Stelle lag mit erheblichem Abstand Frankreich, vor den Niederlanden und Italien.

Im Jahr 2021 bezogen die Niederlande Waren im Wert von 110 Milliarden Euro aus China, was einem Anteil von 29% ihrer gesamten Importe entspricht. Deutschland, Frankreich und Italien bezogen je circa ein Fünftel ihrer Importe aus China. Bemerkenswert ist, dass osteuropäische Länder, wie Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien und Rumänien einen sehr hohen Anteil ihrer Importe aus China beziehen, der zum Teil über ein Drittel der gesamten Importe ausmacht.

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Abhängig oder aufeinander angewiesen?

Die Wirtschaft der EU und Chinas ist über die starken Handelsbeziehungen sehr eng verflochten. Manche Politiker/Menschen befürchten, dass eine zu große wirtschaftliche Abhängigkeit auch politische Risiken mit sich bringt. Zudem strebt China nach größerer wirtschaftlicher und technologischer Eigenständigkeit, was sich langfristig negativ auf die Wirtschaft in der EU auswirken könnte. Laut einer Studie des MERICS-Institut in Berlin besteht zwischen der EU und China eine beidseitige Abhängigkeit. In vielen Produktkategorien, darunter Elektronik, Chemie, Minerale/Metalle** und Arzneimittel/Medizin, besteht eine kritische Abhängigkeit der EU von Importen aus China. Die EU wiederum zählt zu den größten ausländischen Investoren in China und schafft somit zahlreiche Arbeitsplätze. Zudem ist die EU für China der zweitgrößte Absatzmarkt und sehr wichtig für dringend benötigtes technologisches Know-how.

Die Covid-19-Pandemie hat die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sichtbar gemacht, als es zur Unterbrechung der globalen Lieferketten kam. Um in Zukunft ähnlich kritische Situationen zu vermeiden, hat die EU bereits Maßnahmen ergriffen. Im Mai 2021 präsentierte die Europäische Kommission ihre aktualisierte Industriestrategie, in der es unter anderem darum geht Europas Industrie nachhaltiger, wettbewerbsfähiger und krisenfester zu machen. Einer der Eckpfeiler dieser Strategie ist, die Abhängigkeit der EU-Wirtschaft vom Weltmarkt und auch von China zu verringern und die Wirtschaft auch gegen die Konkurrenz aus China zu schützen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verringerung der Importabhängigkeit sehen eine stärkere Diversifizierung der internationalen Handelspartner vor, zudem sollen größere Lager angelegt und die heimische Produktion gefördert werden. Vor allem soll die Abhängigkeit von jenen importierten Waren, von denen die EU in besonders hohem Maße abhängig ist, verringert werden, wie zum Bespiel bestimmte Rohstoffe (z.B. Seltene Erden), Batterien, pharmazeutische Wirkstoffe und Halbleiter***. Außerdem will die EU-Kommission neue Industrieallianzen in strategischen Bereichen fördern, in denen sie zusammen mit anderen Ländern bessere Resultate erzielen kann. In manchen Bereichen soll die Produktion aus China in die EU-Länder zurückgeholt werden, obwohl dadurch Preissteigerungen in Kauf genommen werden müssen, da die EU-Länder nicht so billig produzieren können, wie China.

Während die EU die Produktion in kritischen Bereichen sukzessive in die EU-Länder zurückzuholen will, ist es unwahrscheinlich, dass es zu einer weitreichenden Deglobalisierung kommen wird. Manche Ökonomen weisen auch zurecht darauf hin, dass ein schwächerer Welthandel als Folge einer Deglobalisierung das Wirtschaftswachstum senken würde.

Wenn die EU auch in manchen Bereichen die Abhängigkeit von China vermindern wird, werden die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten wohl auch in Zukunft stark bleiben, zu eng sind die wirtschaftlichen Verflechtungen und zu sehr profitieren beide voneinander. Ein Abbau der negativen Handelsbilanz mit China wäre für die EU auf jeden Fall erstrebenswert. Für die EU-Länder ist es wichtig in Zukunft die richtige Balance zwischen China als Kooperationspartner und China als Konkurrent zu finden. Wie sehr sich die zunehmenden politischen und geostrategischer Differenzen zwischen China und der EU auf ihre Wirtschaftsbeziehungen auswirken werden, bleibt abzuwarten.

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* Der Seeverkehr ist das Rückgrat des internationalen Handels und der Weltwirtschaft. Über 80% des Volumens des internationalen Warenverkehrs wird auf dem Seeweg abgewickelt (Quelle: UNCTAD- United Nations Conference on Trade and Development).

**Die EU ist derzeit bei ihrer Versorgung mit Seltenen Erden vollständig von Importen abhängig, die meisten davon kommen aus China. Diese Rohstoffe sind für erneuerbare und CO2-arme Technologien (z.B. Elektroauto, Windkraftanlagen) von entscheidender Bedeutung. Die EU hat 2020 die „Europäische Rohstoffallianz (ERMA)“ ins Leben gerufen, um, unter anderen, durch die Diversifizierung seiner Lieferketten wirtschaftlich widerstandsfähiger zu werden und auch um die EU gegen Versorgungsengpässe bei wichtigen Rohstoffen, wie Seltenen Erden, abzusichern. Seltenen Erden wird dabei höchste Priorität eingeräumt. Mit einem Förderfonds über 200 Millionen Euro pro Jahr soll die EU die europäische Produktion von Seltenerdmagneten ankurbeln.

*** Ein Beispiel dafür ist die Batterie-Allianz, die Europas Autohersteller bei den Stromspeichern für Elektrofahrzeuge unabhängiger von Anbietern aus Asien, auch aus China machen soll. 2017 startete die EU-Kommission die „Europäische Batterie-Allianz“ mit dem Ziel eine komplette Wertschöpfungskette für die Herstellung von Autobatterien in Europa aufzubauen. Um diese Wertschöpfungskette zu vervollständigen, will sich Europa auch den Zugang zu den Rohstoffen sichern, die für die Herstellung der neuesten Generation von Lithium-Ionen-Batterien benötigt werden.