Kultur | Salto Return

#260617

In Salto Return geht es nicht um Geradlinigkeit. Es geht um Falschheit und Sommerpausen. Und wie wir damit umgehen.
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Foto: Salto.bz

Anruf
Letzens rief mich eine investigative Journalistin an. Sie sprach mit einer verzerrten Stimme und einem erfreulich akzentlastigen Italienisch in mein Ohr: „Anni, sind Sie es? Igh abe da zwei Videoghlips für Sie und Salto Return.“ Ich entgegnete ihr, dass ich bald „eine Sommerpause einlegen werde“, dass ich nicht genau weiß, „ob und wann  ich wieder zurückkehre“ und „dass Sommerpausen immer wichtig sind. Wer aber sind Sie eigentlich?“
„Das darf igh night sagen“, meinte die Anruferin „Anni, du musst die Videos night veroffentlighen. Du sollst ledighligh einen Fagghtenceggh maghen. Ja?“

 Faktencheck? Weshalb ich?

„Treffen wir uns zu einem Cafe mit Khughen oder lieber zu einer Torta, einer Sagherthorthe? Ma tu sai che cosa è una Sagherthorthe“. Ich antwortete: „Nanni Moretti!“

Sagherthorthe oder Sacherkuchen. Egal. Das Teil schmeckt nicht nur Nanni Moretti. Youtube / Moretti

„Wir verstehen uns“, sagte die investigative Journalistin lächelnd: „Treffpunkt Montag, 26. Juni, 10 Uhr, Walterplatz, neben dem Sagher-Shop?“
Ich antwortete: „Tscherto!“

(Video)-Aufruf 
Am besagten Zeitpunkt war ich pünktlich im Gastlokal, neben dem Sacher-Shop. 3 Minuten später kam eine junge, attraktive Frau mit Sonnenbrille an meinen Tisch: „Ey Anni, wir aben gesproghen? Am Andy! Igh abe einen Andy-Videomitschnitt von Philipp Aghammers Promovideo beim Besugh der Kinderstadt Mini Bz sowie einen Videomitschnitt von Von Agh, dem neuen Freiheitlighen.“
Mit weit aufgeschlagenen Augen sah ich mir ihre verwackelten Aufnahmen an und führte den Faktencheck durch. „Anni, or bei Video 1 genau hin, da sagt jemand zu den Kindern: Alle laghen, glügghligh dreinschauen, wenn der Philipp mit euch im Bildauschnitt ist.“ Ich hörte genau hin und bestätigte das Gesagte. „Das darf ein Politgger night. Oder?" meinte die Journalistin, „unwissende Gghinder benutzen, um Wahlghampf zu maghen. Aghammer darf seine Maght nicht ausnutzen. Das Video bezahlt der Steuerzahler. Anni, schau dir aber nun Video 2 an, da geht der reghte Von Agh zu seiner Arbeit im Amt für Ghabinettsangelegenheiten. Oder? Wie geht das? Er arbeitet ja night dort?“
„Das ist Von Achs Bruder, Christoph von Ach“, stellte ich richtig, „das darfst du nicht verwechseln. Die beiden sehen sich sehr  ähnlich, wie etwa die Kaczyński-Brüder, die Polen zerstört haben. Faktencheck erledigt?“
„O.gghay! Dangghe! Igh verstehe eght night, wie man bei den Freiheitlighen sein kann.Vielleight weil der Florian von Agh, gern in Traght ist, oder weil er ein Südtiroler Straghe werden will? Dann ist das sehr gefahrligh. Night Anni? Gut, Von Agh at - so glaubt er - blaues Blut, aber das zahlt dogh nights mehr in der heutigen Zeit. Oder? Die Monarghie-Gghagghe ist doch langst Vergangenheit, wie auch die Schutzenwesen.“
„Schützen nicht Schutzen!“ korrigierte ich und hatte spontan folgenden Sager auf Lager: „Lieber Vagabund als Schützenbund!“
„Willst du das Aghammer-Video trotzdem bringen?“
  fragte sie schüchtern. Ich verneinte, auch wenn ich die Aktion des Kulturlandesrates und seinen Besuch in der Kinderstadt sehr bedenklich finde. Mit sacherkuchenvollem Mund betonte ich:

„Ich gehe in die Sommerpause. Wie lange weiß ich noch nicht. Eine Woche, einen Monat... Boh?“

Aufbruch
„Du bist also Vai e Via? Und was sagst du zur Diskussion um Che, Che Guevara, den nun die Reghten für sich beanspruchen, die Casa Pound, und wie auch die Eva Klotz vor ein paar Jahren?“ fragte sie.
„Klotz? Hast du Klotz gesagt? Völlig akzentfrei? Du hinterhältiges Luder!" schrie ich entsetzt. „Du wolltest mir eine Fake News andrehen? Bist wohl von der Identitären Bewegung. Verschwinde!“.
Die junge Pseudojournalistin ließ schleunigst ihre Kuchengabel fallen, erhob sich hastig und rannte los. Spontan stellte ich ihr noch in letzter Sekunde ein Bein und sagte in bösem Ton: „Oh, das war gheine Absight. Pella tschau!“