Wirtschaft | Forschung

Solarpanels auf Apfelwiesen

Das Fraunhofer-Institut testet mit einem Bauernhof in Rheinland-Pfalz Agriphotovoltaik. Sie wollen wissen, ob die Panels dem Pflanzenwachstum schaden.
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Foto: Fraunhofer ISE
Ein Forschungsprojekt auf dem Bio-Obsthof Nachtwey im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz erprobt Photovoltaik-Anlagen auf Apfelwiesen. Ziel ist es, die Effizienz der Stromerzeugung zu prüfen und den Einfluss auf Ertrag und Qualität der Äpfel zu analysieren. An dem Pilotprojekt ist auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme beteiligt, es wird unter anderem vom deutschen Landwirtschaftsministerium gefördert.
Ohne wirklich zu wissen, was daraus werden könnte, ließen wir uns auf das Projekt ein - Johannes Nachtwey
Um Vergleichswerte zu erhalten, sind zwei gleich große Versuchsflächen Teil des Projekts. Auf einer der Flächen befinden sich die Photovoltaik-Anlagen, auf der Nachbarfläche werden die Apfelbäume von klassischen Hagelschutznetzen und Folienüberdachungen geschützt. Das Fraunhofer-Institut forscht bereits seit mehreren Jahren an Agriphotovoltaik. Die Anforderungen dafür sind hoch: Denn die Solarpanels müssen lichtdurchlässig sein, um das Wachstum der Pflanzen zu ermöglichen, und gleichzeitig auch robust, um vor Hagelschlag zu schützen.
 
 

Von der Idee zur Umsetzung

 
„Die Überlegungen zum Projekt starteten 2018 im Gespräch mit einem Lokalpolitiker, der gute Kontakte zur Solarbranche hat“, erklärt Johannes Nachtwey vom Bio-Obsthof in Gelsdorf in Rheinland-Pfalz. „Ohne wirklich zu wissen, was daraus werden könnte, ließen wir uns auf das Projekt ein. Denn der Synergieeffekt klingt für uns wirklich interessant“, so Nachtwey.
 
 
Die Solarpanels sind zu 50 Prozent lichtdurchlässig und die jungen Bäume erhalten zurzeit noch genügend Licht. Heuer steht die erste Apfelernte auf der Versuchsfläche an. Die Anlage steht bereits seit etwas über einem Jahr auf den Wiesen des Nachtwey-Hofs, das Forschungsprojekt läuft von April 2020 bis März 2025. Bis dahin werden die Apfelbäume ausgewachsen sein.
„Der Fokus liegt auf der Apfelproduktion und auf der Frage, wie viel Schatten verkraftbar ist. Wenn die Bäume ausgewachsen sind, verursachen sie mehr Schatten und erst da erhalten wir wissenschaftlich aussagekräftige Ergebnisse“, erklärt Johannes Nachtwey. Im Vergleich zu Rheinland-Pfalz hätte Südtirol übrigens bessere Bedingungen für Agriphotovoltaik auf Apfelwiesen: „Bei euch ist die Sonneneinstrahlung stärker und die Anzahl der Sonnenstunden höher“, sagt der junge Bauer.
 

Agriphotovoltaik

 
Bis vor kurzem berücksichtigte der Gesetzgeber Agriphotovoltaik nicht und es gibt dafür keinen Anspruch auf Agrarsubventionen der EU für Bauernhöfe. Italien hat nun infolge der Energiekrise angekündigt, Agriphotovoltaik mit 1,1 Milliarden Euro zu fördern. Laut dem Versuchszentrum Laimburg würden die Panels die Obstproduktion in Südtirol nicht beeinträchtigen. Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler will nach anfänglicher Skepsis mit der Landesregierung entscheiden, ob Südtirol für die Fördermittel Anträge stellen möchte.
Das Fraunhofer-Institut sieht in der Technologie große Vorteile: Das Flächenpotential sei riesig, es sei günstiger als kleine Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und schütze in der Landwirtschaft vor Hagel, Regen, Frost und Dürre.
Agriphotovoltaik kann nicht nur bei Apfelwiesen oder Beerenobstplantagen, sondern auch bei anderen intensiven Ackerkulturen, extensiver Beweidung und bei Biotopen in Einsatz kommen. In Japan, China, Korea, Frankreich und den USA gibt es bereits staatliche Förderprogramme. Die installierte Leistung schätzt das Fraunhofer-Institut weltweit auf rund 14 Gigawatt.
 
 
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Dietmar Nußbaumer Mi., 27.07.2022 - 22:06

Es werden sicher noch technische Lösungen kommen, die zu diesem Zweck besser geeignet sind. Hab das auf einem großen Parkplatz gesehen, das wäre bereits jetzt eine gute Sache.

Mi., 27.07.2022 - 22:06 Permalink
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Karl Trojer Do., 28.07.2022 - 10:40

Die Kombination von Photovoltaik und Agrarland erscheint mir als eine zukunftsfähige Lösung im Interesse des Klimaschutzes einerseits und eines Rentabilitätszuwachses in der Landwirtschaft .

Do., 28.07.2022 - 10:40 Permalink